Das Kletterhighlight des Jahres – Deutsches Team freut sich auf Weltmeisterschaften in Bern

25. Juli 2023 - Vom 1. bis zum 12. August finden die Weltmeisterschaften im Klettern in Bern statt. Insgesamt 800 Athlet*innen aus 60 verschiedenen Nationen kämpfen um die Medaillen und Plätze für Paris 2024. Parallel finden die Paraclimbing World Championships statt, auch hier mit deutschen Medaillenhoffnungen.

Hannah Meul (DAV Rheinland-Köln) hat große Ambitionen für die bevorstehenden Wettkämpfe. Foto: DAV/Marco Kost

Deutsche Ambitionen auf internationaler Bühne

Große Hoffnungen im Bouldern und Lead

Die Weltmeisterschaften in Bern sind das erste große Kletterhighlight im Kalender seit den European Championships in München im letzten Jahr. Und: Sie sind der Auftakt zum Qualifikationsprozess für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Das deutsche Team startet mit großen Hoffnungen in die interkontinentalen Wettbewerbe. Hannah Meul (DAV Rheinland-Köln) hat bei den Europameisterschaften im letzten Jahr bewiesen, dass sie auf der großen Bühne mehr als mithalten kann: Die Silbermedaille im Bouldern bei der EM in München war die erste Medaille für das deutsche Team seit 2015. Ein sehr guter 7. Platz im Lead ergänzte ihre EM-Erfolgsbilanz. In diesem Jahr erreichte die Studentin aus Frechen in ihrer Paradedisziplin Bouldern einen zweiten Platz beim Weltcup in Hachioji und landete weitere zweimal in den Top-Ten.

Bei den Herren stechen aus deutscher Sicht Yannick Flohé (DAV Aachen) and Alexander Megos (DAV Erlangen) mit ihren Platzierungen bei internationalen Wettbewerben hervor. Vor allem Megos befindet sich aktuell in Top-Form: Zweiter, Achter, Dritter und Vierter sind die Platzierungen seiner letzten vier Weltcupstarts im Leadklettern. Flohé holte sich zuletzt bei den Deutschen Meisterschaften im Bouldern mit dem Meistertitel das notwendige Selbstvertrauen für die WM. Neben diesen drei startet das deutsche Team mit einer Menge Weltcuperfahrung in die Wettbewerbe in Bern: Insgesamt 13 international startende Athlet*innen gehen in die verschiedenen Wettbewerbe.

Deutsche Rekordhalter im Speed 

Beim Speedklettern sind in Bern die Top-Athlet*innen aus Deutschland dabei. An Bord sind selbstverständlich die frisch gebackene deutsche Meisterin Franziska Ritter (DAV Düsseldorf) und der ebenso frisch gebackene deutsche Meister Leander Carmanns (DAV Rheinland-Köln). Beide haben die deutschen Rekorde inne, Carmanns kletterte diesen Rekord erst vor wenigen Wochen im DM-Finallauf in Duisburg. Seine 5,29 Sekunden auf 15 Meter sind nur 39 Hundertstel hinter dem aktuellen Weltrekord (4,90 Sekunden) und zeigen, wie eng es in der Weltspitze zugeht. Gewonnen hat er diesen Lauf gegen seinen WG- und Trainingspartner Linus Bader, der ebenso in Bern dabei ist wie Teamkollege Sebastian Lucke (beide DAV Düsseldorf). Ziel des deutschen Teams sind WM-Finalteilnahmen und Verbesserungen der persönlichen Bestleistungen.

Die Deutsche Meisterin und Rekordhalterin Franziska Ritter. Foto: DAV/Thomas Schermer

Stimmen zur Kletter-WM

Martin Veith, DAV-Sportdirektor: „Die WM ist nicht nur eine WM, sondern auch eine Olympiaqualifikation und obendrein ein wichtiger Wettkampf, um sich Quotenplätze für Weltcups der nächsten Saison zu sichern. Dementsprechend gehen wir mit mehr als einem Fokus in die Wettkämpfe. Ich denke, wir haben starke Athlet*innen mit dabei, bei denen wir schon auf das ein oder andere Finale hoffen dürfen. Ich wünsche allen unseren Teilnehmenden, dass sie ihr Leistungspotenzial voll ausschöpfen können."

Alexander Megos: „Ein Titelwettkampf, gerade so nah wie in Bern, ist immer etwas besonderes und das wird sicher ein cooles Event! Super wäre, wenn ich im Lead ins Finale und im Bouldern ins Halbfinale klettern könnte, ich kann mir vorstellen, dass das drin wäre. Die Erwartungen an mich selbst sind, dass ich alles gebe und gut klettere, so wie ich das in den letzten Weltcup, gerade im Lead, hinbekommen habe."

Franziska Ritter: „Die Teilnahme an der WM ist etwas ganz besonderes. Natürlich auch dadurch, dass es das erste Event ist, über das man sich für Olympia qualifizieren kann. Mit dem Gedanken im Hinterkopf hat man vielleicht noch höhere Erwartungen und mehr Druck. Aber es ist gleichzeitig einfach super aufregend und die Vorfreude ist groß! Den Austragungsort der WM so nah bei sich zu haben, macht das ganze Gefühl noch besser, finde ich. Ich hoffe und bin mir sehr sicher, dass es ein wirklich tolles Event wird!"

Alex Megos bei der EM in München 2022. Foto: DAV/Marco Kost

Internationale Top-Stars warten auf Meul und Co.

Die deutschen Athlet*innen bekommen es bei der WM mit den Besten der Besten zu tun. In der Damenkonkurrrenz im Bouldern und Lead ist es Janja Garnbret, die es zu schlagen gilt. Bei insgesamt vier Weltcupstarts stehen drei Siege und ein zweiter Platz für die Slowenin auf der Habenseite. Ein Wörtchen um den Sieg mitreden wollen aber auch andere Athletinnen: Die derzeit führende im Weltcup-Lead-Ranking ist Jessica Pilz aus Österreich. Natalie Grossmann aus den USA gewann in dieser Saison bereits zwei Boulder-Weltcups und ist Titelverteidigerin im Bouldern. Auch mit ihrer Teamkollegin Brooke Raboutou ist zu rechnen, sie gewann den Boulder-Weltcup in Hachioji (Japan). Aus Japan und Südkorea kommen einige Kletterinnen, die Hoffnungen aufs Podest in Bern haben: Miho Nonaka (Japan), Nonoha Kume (Japan), Lead-Titelverteidigerin Seo Chaehyun (Südkorea) und Ai Mori (Japan) sind zu nennen.

Anders als bei den Damen gibt es im Herrenfeld im Boulder und Lead keinen klaren Favoriten. In den letzten Wochen hat sich das japanische Wunderkind Sorato Anraku einen Namen gemacht. Der erst 16-jährige konnte in dieser Saison bereits einen Boulder- und einen Leadweltcup gewinnen. Ebenso ein Durchstarter ist der 18-jährige Brite Toby Roberts, der ebenfalls zwei Weltcupsiege zu Buche stehen hat. Zu rechnen ist auch mit den Routiniers im Teilnehmerfeld: Lead-Titelverteidiger Jakob Schubert aus Österreich, Kletterlegende Adam Ondra aus Tschechien aber auch der deutsche Alexander Megos wollen den jungen Wilden zeigen, wer an der Wand das Sagen hat. Titelverteidiger im Bouldern ist Kokoro Fujii aus Japan.

Die Schnellsten der Welt kommen nach Bern

Im Speedklettern kommt es bei den Männern und Frauen sehr wahrscheinlich jeweils zum Zweikampf von Kletter*innen aus zwei Nationen. Bei den Frauen dominieren die Kletterinnen aus Polen seit vielen Jahren die Bestenlisten. Natalie Kalucka ist Titelverteidigerin und wird sich mit ihren Teamkolleginnen und Weltrekordhalterin Aleksandra Mirowslaw aber auch ihrer Zwillingsschwester Aleksandra Kalucka an der Wand messen. Ihre stärksten Konkurrentinnen kommen mit Desak Made Rita Kusuma Sew und Rajiah Sallsabillah aus der Speedkletterhochburg Indonesien. Bei den Herren wird ein Zweikampf von den Kletterern aus Indonesion und China, die jeweils zwei Kletterer in den Top-Vier des aktuellen World Rankings platziert haben, erwartet. Weltrekordhalter mit 4,90 Sekunden über die 15 Meter lange Kletterstrecke ist Leonardo Veddriq, der von seinen Teamkollegen Rahmad Adi Mulyono als auch den chinesischen Kletterern Long Jianguo und Long Jinbao herausgefordert wird. Eine Chance, die Phalanx dieser beiden Nationen zu durchbrechen, hat der erst 17-jährige US-Amerikaner Samuel Watson, der aktuell Zweiter im World Ranking ist. Titelverteidiger ist Danyil Boldyrev aus der Ukraine, der auch bei den Europameisterschaften 2022 den Titel holte.

In den Finalrunden treten die Athlet*innen im KO-System gegeneinander an. Foto: IFSC/Lena Drapella

Paraclimbing-Weltmeisterschaft

Parallel zu den World Championships in Bern wird die Paraclimbing-WM stattfinden. Am 8. August findet die Qualifikation für die Paraclimbing-Wettbewerbe statt, am 10. August folgen die Finals. Das deutsche Team geht mit berechtigten Hoffnungen in die Wettbewerbe. 22 deutsche Athlet*innen werden sich in den 20 verschiedenen Klassifizierungen bei der WM mit der internationalen Konkurrenz messen. Drei Paraclimbing-Weltcups (in Salt Lake City, Innsbruck und Villars) fanden in dieser Saison im Vorfeld der Weltmeisterschaften statt. Das deutsche Team erreichte einige herausragende Platzierungen, so gewann beispielsweise Philipp Hrozek (DAV Erlangen) den Weltcup im Lead in seiner Klassifizierung in Villars. Rosalie Schaupert (DAV Aschaffenburg) gewann in Innsbruck den Lead-Weltcup in ihrer Klassifizierung. Kevin Bartke (DAV Erlangen) gewann ebenfalls im Lead in Villars und wurde Zweiter in Innsbruck.

Kletterer Philipp Hrozek zur bevorstehenden Paraclimbing-WM: 
„Paraclimbing gibt mir die Möglichkeit, als beeinträchtigter Athlet neben den alltäglichen Aufgaben im Leben eine Herausforderung anzunehmen, wo man ganz nah bei sich sein kann. Das Leben ist die größte Aufgabe die wir zu meistern haben, das Klettern ist hier wie die Flucht weg von alltäglichen Problemen, die man zu lösen hat. Sich bei der WM mit Gleichgesinnten aus allen Ländern der Welt messen zu dürfen, ist ein wahnsinniges Privileg. Es wird eine große Party, bei der jeder Einzelne über sich hinaus wachsen wird.”

Kletterin Nicole Diehl zur bevorstehenden Paraclimbing-WM: 
„Das Klettern bedeutet mir sehr viel. Es stärkt das Selbstbewusstsein und Vertrauen in den eigenen Körper. Es gibt beim Paraklettern keine Grenzen. Ich bin sehr aufgeregt, da ich das das erste Mal an einer WM teilnehmen werde und ich freue mich darauf.”

Überblick über den Zeitplan der Kletter-WM

Der Weg nach Paris 2024 beginnt

Das erste Qualifikationsevent für Paris 2024 sind die Weltmeisterschaften in Bern vom 1. bis 12. August 2023. Die Athleten und Athletinnen werden in den Disziplinen Lead, Bouldern, Speed und dem neuen Format Boulder & Lead antreten. Die Top 3 in der Kombinationsdisziplin Bouldern & Lead und die Top 2 im Speed gewinnen nicht nur die Medaillen, sondern sind damit auch für die Olympischen Spiele qualifiziert.

Die nächste Möglichkeit zur Qualifikation für die olympischen Spiele wird es im französischen Laval geben. Dort findet vom 26. bis 29. Oktober der European Qualifier statt. Die Anforderungen sind allerdings sehr hoch: Alleine die Sieg*innen erhalten Tickets zu den Spielen in Paris 2024.

Von März bis Juni 2024 geht es dann weiter mit der Olympischen Qualifikationsserie und um die letzten 20 Quotenplätze. Die Olympische Qualifikationsserie besteht aus mehreren Einladungswettkämpfen - das genaue Verfahren zur Zuteilung dieser Quotenplätze wird erst noch festgelegt.

Service für die Presse