Illustration: Eine Wanderin sitzt auf einer Bergwiese, sie hält sich mit der rechten Hand den Brustkorb.
Bedrängnissituation am Berg: Überlastungsanzeichen. Illustration: Marmota Maps/Lana Bragin
Gesundheit

Plötzliche Überlastungszeichen

Kennst du das?: Ich verspürte plötzliche Überlastungszeichen, z. B. Atemnot, das Empfinden nicht (tief) durchatmen zu können, Hyperventilationszeichen (bspw. Kribbelgefühl um den Mund oder in den Fingern).

Faustregel

Lerne dich und deinen Körper wahrzunehmen, akzeptiere deine physische und psychische Leistungsgrenze (die von der individuellen Tagesform abhängen kann).

Ad-hoc-Maßnahmen und -Verhalten

  • Bleibe bei den ersten Anzeichen einer Hyperventilation möglichst ruhig.

  • Lege eine Pause ein und konzentriere dich auf deine Atmung.

  • Atme bewusst langsam durch die Nase ein und wieder aus.

  • Konzentriere dich dabei darauf, mit dem Zwerchfell zu atmen. Die Zwerchfellatmung erkennst du daran, dass sich dein Bauch hebt und senkt. Sofern du eine Hand frei hast oder sicher freimachen kannst, lässt sich dieser Vorgang zusätzlich unterstützen, indem du eine Hand auf deinen Bauch legst. – Dadurch wird das Atemvolumen pro Atemzug reduziert und eine beruhigende Atmung betont.

  • Zur Verlängerung der Atmung kann du beim Ausatmen die „Lippenbremse“ einsetzen: Hierzu beim Ausatmen den Mund locker geschlossen halten und durch den Mund ausatmen, die Lippen bremsen dabei – durchaus hörbar – den Ausatemstrom. Verlängerst Du den Atmungszyklus, verringerst du ebenfalls die Ausatmung von Kohlendioxid (CO2), in der Folge wirst du ruhiger.

  • Probiere die "Beutel-Rückatmung": Halte eine nicht zu große Papiertüte locker vor/über Mund und Nase und atme einige Minuten hinein. Zur Not kann auch in die vor Mund und Nase gehaltene Hohlhand geatmet werden. Dadurch wird das vermehrt ausgeatmete Kohlendioxid rückgeatmet und die Beschwerden klingen ab. Achtung: In Filmen sieht man immer wieder, dass der hyperventilierenden Person mit einer Tüte über dem Kopf „geholfen“ wird. Davon raten wir ab, da es das Gefühl der existentiellen Bedrohung erhöht, das in einer Hyperventilationssituation sehr wahrscheinlich auftritt. Achtung: Eine Rückatmung mit Beutel darf nur erfolgen, wenn es sich eindeutig um eine psychogene Hyperventilation handelt. Bei einer echten Atemnot infolge einer körperlichen Ursache (z. B. Asthmaanfall, akute Herzschwäche, etc.) würde man damit die Situation zusätzlich verschlechtern.

Wenn die beschriebenen Maßnahmen helfen, war der Hintergrund der Symptome tatsächlich eine verringerte CO2-Konzentration im Blut. Wenn die CO2-Konzentration im Körper wieder das normale Niveau erreicht hat, vergehen auch die Symptome. Dies kann durchaus einige Minuten dauern; es kann auch sein, dass einzelne Symptome (wie Kribbelgefühle um den Mund) länger anhalten. Gleichwohl kann dann langsam wieder belastet werden.

Atemnot als Überlastungsanzeichen. Foto: AdobeStock

Theoretischer Hintergrund

Auch wenn Atemnot und Hyperventilation vermeintlich plötzlich auftreten, gibt es meist Vorzeichen: Es steigt das Bedürfnis, tief zu atmen, weil man nicht genügend Luft bekommt, eine Art Beklemmungsgefühl macht sich in der Brust breit. Der Angstzustand wächst langsam und kann sich bis zu einer Panikattacke entwickeln.

Körperliche Überlastung kann zu dem Empfinden führen, nicht genug Luft zu bekommen. In diesem Fall hilft es naheliegenderweise, die Belastung zu reduzieren – damit bildet sich rasch die Symptomatik zurück. Überanstrengung kann sich als Überlastungszeichen aber auch in Form von Hyperventilationssymptomen zeigen: Hyperventilation bezeichnet eine unverhältnismäßige tiefe und schnelle Atmung, meist ausgelöst durch Aufregung, Angst, Panik, Stress und/oder emotionale Belastungen. Da zu viel Sauerstoff (O2) eingeatmet und vermehrt Kohlendioxid (CO2) ausgeatmet wird, gerät das Sauerstoff-Kohlendioxid-Verhältnis im Blut aus dem Gleichgewicht. Obwohl im Hyperventilationsanfall rascher und tiefer geatmet wird, hat der Betroffene paradoxerweise das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen. Die Angst, nicht genug Luft zu bekommen, führt dazu, dass noch hektischer geatmet wird, was die Symptomatik weiter verschärft. Solch eine Hyperventilation wird als bedrohlich erlebt, sie ist aber grundsätzlich nicht gefährlich.

Hält dieser Zustand längere Zeit an, sinkt auch der Kalziumspiegel im Blut. Die Folge ist eine erhöhte Erregbarkeit von Nerven (Kribbeln in den Fingern) und Muskeln (Muskelkrämpfe).

Beim Hyperventilationssyndrom treten ein oder mehrere der folgenden Symptome auf:

  • Schnelle und tiefe Atmung

  • Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen

  • Enge-, Druckgefühl in der Brust

  • Starke psychische Erregung, Zittern, Unruhe, Angst, Panik

  • Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Fingern und um den Mund

  • Muskelverkrampfungen, v. a. der Hände ("Pfötchenstellung")

  • Herzklopfen und Herzrasen

  • Schwitzen

  • Schwindelgefühl, Schwarzwerden vor den Augen, Schwäche, selten Ohnmacht

Am wichtigsten ist, die Atmung wieder zu normalisieren und so die Kohlendioxid-Konzentration (CO2) im Körper wieder auf das normale Niveau zu führen.

In den meisten Fällen bedingen psychische Probleme oder überwältigende Emotionen wie Angst, Panik oder Trauer die zu starke Atmung. Falls es sich um eine psychische Überforderung handelt, finden sich hier weitere wertvolle Tipps.

Wichtig: Eine Hyperventilation kann auch organische Ursachen haben (z. B. Herzinsuffizienz). Sollten vermehrt Hyperventilationsanfälle auftreten und lässt sich in der akuten Situation die Hyperventilation nicht mit den oben genannten Maßnahmen stoppen, sollte dies medizinisch abgeklärt werden.