Wanderer läuft auf Hütte zu
Mit Wanderstiefeln ist man für die meisten Geländearten gerüstet. Foto: DAV/Hans Herbig
Checkliste für die erfolgreiche Planung

Erfolgreich auf Hüttentour

Für viele ist sie das Highlight der Bergsaison: eine Hüttentour. Mehrere Tage fernab der Zivilisation, eins sein mit der Natur, das einfache Leben und gesellige Beisammensein auf der Hütte erleben. Diese Checkliste gibt Tipps zu Tourenplanung, Ausrüstung und Sicherheitsaspekten unterwegs. Wer die praktischen Hinweise beachtet, kann die Zeit am Berg wirklich genießen.

Wie finde ich die zu mir passende Hüttentour?

  • Eigenes Wissen und Können und vor allem Fitness realistisch bewerten: Wie viele Höhenmeter und Kilometer schaffe ich am Tag? Wie schwierig dürfen die Wege sein? Die Schwierigkeitsskalen in den Alpenländern unterscheiden sich teilweise. Allgemein ist es jedoch so, dass einfache Bergwege zwar steil sein können, jedoch keine absturzgefährlichen Passagen aufweisen, mittelschwere schon mal versicherte Stellen (z.B. Drahtseil) enthalten können und schwere Wege häufig gesicherte Teilstücke und gelegentlich einfache Kletterstellen aufweisen.

  • Tools wie der BergwanderCheck, der anhand einfacher Fragen die persönlich optimale Wegekategorie ermittelt, und der Gehzeitrechner helfen bei der Planung. Außerdem muss man sich die einzelnen Tagesetappen der gewählten Tour genau anschauen und einschätzen können, ob die eigenen Fähigkeiten dafür ausreichen. Es ist ein großer Unterschied, ob man nur einen Tag unterwegs ist oder mehrere Tage hintereinander von Hütte zu Hütte wandert. Die Ermüdung baut sich sozusagen wie ein Berg von Tag zu Tag auf.

BergwanderCheck

Hier gibt's mehr Info zum BergwanderCheck.

  • Anreise: Anfahrtszeit und Aufenthaltsdauer sollten in einem sinnvollen Verhältnis zueinanderstehen – für die Umwelt und für die eigenen Nerven. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln bietet auch den Vorteil, unkompliziert Touren mit unterschiedlichem Start- und Endpunkt realisieren zu können.

  • Vorlieben: Ein weiterer Aspekt bei der Auswahl einer passenden Tour ist natürlich auch der persönliche Gusto. Welche Gegend schwebt mir vor? Lieber tiefergelegen durch Wald und Wiesen oder will ich zwischendurch auch einen oder mehrere Gipfel besteigen? Eine Sammlung besonders schöner Hüttentouren in den Ostalpen, die öffentlich gut erreichbar sind, gibt es online, und auf dem Tourenportal alpenvereinaktiv.com kann man das Suchergebnis nach Hütten- beziehungsweise Mehrtagestouren filtern.

  • Selbstverständlich kann man die Tour auch mittels Alpenvereinskarte und/oder Tourenapps wie alpenvereinaktiv.com planen und individuelle Tagesetappen zusammenstellen. Hintergründe zur digitalen Tourenplanung gibt‘s hier. Details zu Schwierigkeit oder Besonderheiten einzelner Etappen muss man sich dann aber selbst erarbeiten – Kenntnisse im Karten- und Führerstudium und eine detaillierte Planung sind dafür die Voraussetzung.

In den bayerischen Bergen und in Teilen der österreichischen Alpen werden die Schwierigkeiten der Wege in blau, rot und schwarz angegeben. In anderen Ländern sieht das anders aus. Foto: DAV/Marco Kost

Wie komme ich an meine Übernachtungsplätze?

Gerade zur Hochsaison und in den Ferienzeiten geht ohne rechtzeitige (!) Reservierung von Schlafplätzen meist nichts. Besonders einfach funktioniert dies bei Hütten, die bereits an das Online-Reservierungssystem angeschlossen sind. Dort sieht man auf einen Blick, ob und wie viele Plätze am gewünschten Datum auf der Hütte frei sind. Erreichbar ist das System über die jeweilige Hüttenseite oder über die DAV Hüttensuche. Bei allen anderen Hütten müssen die Schlafplätze klassisch per Mail oder Telefon reserviert werden.

Was muss alles mit – und wie?

Die erste Regel: je größer der Rucksack ist, desto verlockender ist es, unnötiges Gepäck einzupacken – es ist ja Platz. Dabei sollte der Rucksack mit Inhalt maximal zwölf Kilo wiegen. Sonst leiden die Schultern und die Kondition wird von Tag zu Tag weniger. Ein mittelgroßer Rucksack mit ca. 35 bis 50 Litern Fassungsvermögen sollte für alles, was man wirklich braucht, reichen. Dazu gehören:

  • Bergwanderschuhe mit Schaft und profilierter Spezialsohle, am besten mit wasserdichter Membran, denn ein Regentag ist schnell mal dabei

  • Wandersocken mit Polsterungen an Zehen und Knöcheln aus Baumwollmischgewebe; ein Ersatzpaar Strümpfe

  • Funktionskleidung: Jacke, Hemd oder Pulli und Hose, angepasst an verschiedene Witterungen und Temperaturen, sowie bequeme Sachen für die Hütte; ein atmungsaktives Funktionsshirt für tagsüber (auch mal zum Auswaschen) und ein Baumwollshirt für abends reichen; dasselbe gilt für Unterwäsche Erste-Hilfe-Set, hochwertiges Blasenpflaster (Hydrogelpflaster) und Tape, ggf. Medikamente und Biwaksack, Regenhülle für Rucksack

  • Sonnenschutz (Sonnencreme, Sonnenbrille, Kopfbedeckung)

  • (Alpenvereins-)Karte mit dem Maßstab 1:25.000 oder 1:50.000

  • Bargeld

  • (DAV-)Ausweis

  • Handy, Powerbank

  • Hüttenschlafsack

  • Waschbeutel mit Ohrstöpsel, Zahnbürste, -pasta, Seife, Deo, kleinem Handtuch

  • Ausreichend Proviant (Nüsse, Trockenfrüchte, Riegel), Brotzeitdose und Getränke in nachfüllbarer Flasche

Und was kommt jetzt wo hin im Rucksack?

Schwerere Sachen sollten eher unten und nah am Rücken platziert werden. Unten findet auch alles Platz, was hoffentlich keine Verwendung findet, wie Biwaksack und Erste-Hilfe-Set. Jacke, Mütze, Handschuhe sollten griffbereit obendrauf, in die Deckeltasche kommen Proviant, Karte, Sonnenschutz, Handy – alles, was man unterwegs eben mit hoher Wahrscheinlichkeit braucht. Wie man den Rucksack richtig packt, erklären wir auch im Video.

Los geht’s – was gibt’s unterwegs zu beachten?

Weder Wetter noch Wegeverhältnisse vor Ort kann man bis ins letzte Detail vorausplanen, wenn man mehrere Tage in den Bergen unterwegs sein will. Aber was tun, wenn das Wetter nicht mitspielt oder sich bereits am zweiten Tag schmerzende Blasen ankündigen?

  • Gerade wenn man länger unterwegs ist, macht es Sinn, einen Puffertag einzuplanen – grob geschätzt einen pro sieben Tage.

  • Wer sich vorab Gedanken zu alternativen Routen gemacht hat, kann vor Ort notfalls umplanen: Gibt es einen anderen/niedrigeren Übergang zur nächsten Hütte? Welche Gipfel/Umwege kann ich auslassen?

  • Im Zweifelsfall sollte man sich auf der Hütte oder bei entgegenkommenden Leuten nach den aktuellen Verhältnissen auf der Strecke erkundigen: Liegt noch Schnee auf dem Joch? In welchem Zustand ist der Weg nach dem Unwetter?

  • Blasen: Wenn sich eine Blase schon gebildet hat, hilft nur noch das Blasenpflaster, darüber ein Tape. Vorbeugen kann man aber recht einfach. Das A & O sind selbstverständlich passende Schuhe. Aber auch den Nutzen guter Wandersocken (z.B. Merino) sollte man auf keinen Fall unterschätzen. Die darf man dann auch mehrere Tage hintereinander tragen, das kann die Bildung von Blasen verhindern. Wer die Problemstellen zur Blasenbildung schon kennt, kann diese von Beginn an großflächig mit Tape abkleben. Entscheidend ist zu verhindern, dass zu viel Reibung auf der Haut stattfindet. Ist eine Blase da, dann scheiden sich die Meinungen, wie damit umzugehen ist: Aufstechen oder nicht? Erfahrungsgemäß sollte eine sehr große und dicke Blase mit sauberer Nadel aufgemacht werden, damit die Flüssigkeit entweichen kann. Die Haut wird nicht weggerissen!

  • Sollte es trotz aller Planung und Vorsicht zu einem Unfall oder einer Notlage kommen, holt man Hilfe auch in den Bergen am besten über den europaweiten Notruf 112. Reine Bequemlichkeits-Air-Lifts sind absolut tabu!

Eingecheckt – wie läuft‘s auf der Hütte?

Nach dem anstrengenden Marsch auf der Hütte angekommen, verlangt es viele erstmal nach einem kühlen Radler – am besten alkoholfrei. Bei der Bestellung kann man sich bei den Hüttenwirtsleuten dann auch direkt als Übernachtungsgast zu erkennen geben und sich über das Prozedere informieren. Auf vielen Hütten gibt es abends aus logistischen Gründen kein À-la-carte-Essen mehr, die Frühstückszeiten variieren je nach Tourenoptionen und auch die Waschmöglichkeiten sind je nach Hütte unterschiedlich. Allen gemein ist die Hüttenruhe – meist ab 22.00 Uhr, die es auf jeden Fall zu beachten gilt. Viele weitere Infos für die perfekte Nacht auf der Hütte gibt’s im Video.

Wer sich mental auf die längere Auszeit einlassen kann und es schafft, das Handy nur für Fotos und den Wetterbericht in die Hand zu nehmen (digital detox), steigert den Genuss. Das Gehtempo und der Rhythmus von Pause und Aktion sollten vom ersten Tag an bewusst langsam gewählt werden; am besten so, dass man sich gut unterwegs unterhalten kann. Wer all diese Punkte beachtet, hat beste Chancen, heil und erholt von der aktiven Auszeit in den Bergen zurück ins Tal und den Alltag zu kommen.