Skifahren im Gelände
Grundmerkmale optimalen Kurvenfahrens – mit den richtigen Anpassungen auch im Gelände umsetzbar. Foto: DAV/Matthias Fend
Skitechnik

Grundlagen des Skifahrens im Gelände

Beim Skifahren außerhalb der markierten Pisten finden wir nicht stets das gleiche Gelände vor, so wie wir es u.a. vom Klettern her kennen. Hangneigung, -beschaffenheit und -exposition aus der Karte zu filtern, genügt nicht zwangsläufig, um vergleichbare Maßstäbe für den Schwierigkeitsgrad zu generieren. Das heißt, ein 30 Grad steiler Hang kann bei fluffigem Neuschnee ein Traumerlebnis sein, bei harschigen oder windgepressten Verhältnissen jedoch schnell zum Albtraum werden. Mit der richtigen Skitechnik aber ist man für die Abfahrt gut gerüstet.

Voraussetzung für sicheres und kraftsparendes Fahren im Gelände ist eine gute Skitechnik, die wir den unterschiedlichen Situationen im Gelände anpassen können. So steigt der Spaßfaktor im Pulverschnee und die Überforderung bei schlechten Schneeverhältnissen hält sich in Grenzen oder kommt erst gar nicht auf.

Heutzutage werden in der Lehrmeinung nicht mehr einzelne Skitechniken für Schwungarten (Kurzschwung, Tiefschwung, Hochschwung, …) im Detail dargestellt und diese dann „stoisch“ angewandt. Es werden vielmehr Grundmerkmale hochwertigen Kurvenfahrens beschrieben, die aus Beobachtungen von sehr guten Skifahrenden auf der Piste, im Rennlauf und im Gelände abgeleitet wurden. Dabei wird unterschieden, ob diese Merkmale immer oder nur in bestimmten Abschnitten eines Kurvenverlaufs zu erkennen sind.

Grundposition und Kurvenwechsel

Allgemeine Merkmale, da stets über den kompletten Kurvenverlauf zu beobachten, sind eine solide Grundposition mit angepassten rhythmischen Bewegungen sowie einer sportlichen, dynamischen und fließenden Fahrweise. Dabei werden die Bewegungen aus den Beinen initiiert und eine möglichst hohe Kurvenqualität generiert.

Hintergrund: Die Grundposition verschafft Stabilität und lässt uns Bewegungen in alle Richtungen ausführen. Sie ist somit auch die beste Ausgangslage, um schnell zu reagieren. Rhythmische Bewegungen und eine fließende Fahrweise dienen einer Optimierung der Fahrökonomik und der Vermeidung schneller Erschöpfung. Wer gut Ski fährt, ist zudem stets sportlich dynamisch unterwegs.

Zum Kurvenwechsel, sozusagen dem Übergang zwischen zwei Kurven, bewegt sich der Körperschwerpunkt nach vorne und es wird so früh wie möglich ein Druckaufbau auf der Innenkante des neuen Außenskis erzeugt. Damit wird zum einen die sich verändernde Hangneigung im Kurvenverlauf ausgeglichen und zum anderen eine bessere Kontrolle von Tempo und Richtung in der Kurvensteuerung vorbereitet.

Eine etwas engere Skistellung sorgt für mehr Auftrieb im Tiefschnee, eine rhythmische Vertikalbewegung lässt den Schnee unter den Ski komprimieren und erleichtert das Schwingen. Illustration: Georg Sojer

Da man sich in der Kurvensteuerung über die Falllinie bewegt, nimmt dort die Fahrt am meisten Geschwindigkeit auf. Diesen hier entstehenden Kräften muss entgegengewirkt werden, indem Knie und Becken seitwärts ohne Verwindung zur Kurvenmitte bewegt werden und mit dem Oberkörper ausgeglichen wird, um optimal zu belasten.

Für die Umsetzung dieser Merkmale benötigt es den zielgerichteten Einsatz von Bewegungen (Aktionen). Bei den Aktionen handelt es sich um Kantbewegungen, Drehbewegungen und Verlagerungen des Körperschwerpunkts. Der Körperschwerpunkt kann sowohl vertikal durch Beugen und Strecken der Beingelenke angehoben oder abgesenkt werden als auch horizontal nach vorne und zur Seite bewegt werden. Kantbewegungen werden durch das Kippen der Gelenke am Bein erzeugt. Sie dienen der Regulation des Schneewiderstands und somit der Kontrolle von Richtung und Geschwindigkeit. Drehbewegungen sind hauptsächlich notwendig, um auf engem Raum Richtungsänderungen zu ermöglichen, ohne zu viel Tempo zu gewinnen.

Timing, Umfang, Richtung und Intensität

Die letztendliche Anpassung der Bewegungen an die Situation erfolgt über die Bewegungsspielräume Timing, Umfang, Richtung und Intensität (kurz: TURI).

Steht man nun im Gelände vor der Einfahrt in den Hang bietet sich folgende Prüfkette an:

  1. Auf welches allgemeine Merkmal kommt es an?

  2. Welche Spur- und Tempowahl treffe ich?

  3. Wie passe ich meine Skistellung an?

  4. Welche TURI stehen im Fokus?

Am Beispiel "tiefer Schnee" kann dies wie folgt aussehen:

  1. Rhythmische Bewegungen sind zu verstärken.

  2. Je nach Geländeform werden die Kurvenradien und das Tempo größer.

  3. Etwas engere Skistellung, da der Auftrieb vor dem Kanten steht.

  4. Timing etwas später, da Druckaufbau durch Kompression der weichen Schneeunterlage etwas verzögerter erfolgt als beim Kanten – Umfang der Bewegungen nehmen mit der Schneetiefe zu – Intensität steigt bei kleineren und fällt bei größeren Kurvenradien.

Ein Verbessern der Skitechnik stellt sich nur durch ständiges Üben ein. Es empfiehlt sich viele Meter auf der Piste/am Lift zurückzulegen, da schlichtweg deutlich mehr Kurvenwiederholungen möglich sind als auf Skitour. Fortschritt wird auch dadurch sichtbar, dass einen das Ganze weniger Kraft kostet und leichter von der Hand geht. Bei guten Skifahrenden sieht es daher meist spielerisch und easy aus.

Bei Ratlosigkeit, wie die nächste Hürde zu meistern ist oder wenn sich der gewünschte Erfolg nicht einstellen sollte, bieten viele Sektionen des DAV Kurse zur Skitechnik auf der Piste und im Gelände an. Für die Fachübungsleiter*innen Skilauf und Trainer*innen Skibergsteigen/-hochtour hat das DAV Bundeslehrteam Skilauf einiges zur Skitechnik und darüber hinaus im Angebot.

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