Kirche Sankt Sebastian in Ramsau im Winter
Die berühmte Kirche St. Sebastian in Ramsau ist eines der beliebtesten Fotomotive rund um Berchtesgaden. Foto: Adobe Stock/JFL Photogray
Bergsteigerdorf Ramsau

Zu Besuch beim Watzmann

Beliebt ist der Blick auf die Kirche St. Sebastian neben der Ramsauer Ache schon seit der romantischen Landschaftsmalerei – berühmt spätestens seit Instagram. Seit 2015 ist die Nationalparkgemeinde Ramsau samt ihren idyllischen Motiven Deutschlands erstes Bergsteigerdorf.

Ramsau liegt kurz vor der Grenze zu Salzburg, über das Klausbachtal geht es ins benachbarte Bergsteigerdorf Weißbach bei Lofer. Mehr als drei Viertel der Fläche von Ramsaus Hochgebirgslandschaft stehen unter dem Schutz des Nationalparks Berchtesgaden. Mit seiner alpinen Geschichte und seinen pittoresken Schauplätzen ist Ramsau seit jeher geprägt vom Bergsteigen und Tourismus. Markante graue Felsgipfel, wie der Watzmann, ragen in die Höhe, die schon Pioniere wie Hermann Buhl zum Klettern und Bergsteigen anlockten. Buhl lebte bis zu seinem Absturz an der Chogolisa/Pakistan in Ramsau.

Berge

Der berühmte Watzmann ragt über dem Königssee 2713 Meter in die Höhe – seine Ostwand ist die höchste Wand der Ostalpen. Wer ihn überschreiten will, muss alpine Erfahrung mitbringen, konditionsstark und absolut trittsicher wie schwindelfrei sein. Radfans werden die Tour durch das Klausbachtal über den Hirschbichlpass genießen. Rund um die Blaueishütte wartet viel griffiger Fels zum Klettern. Skitouren in unterschiedlichen Schwierigkeiten führen z.B. auf die Watzmann-Gugel, die Hochalm oder ins Watzmannkar. Wer mit geübten Kindern einen Klettersteig gehen will, sollte den Schützensteig am Kleinen Jenner (A/B) versuchen. Was die Watzmann-Überschreitung ungefähr fordert, sieht man in unserem ausführlichen Video.

Kultur

Rund 33 Almen prägen die Landschaft im Nationalpark Berchtesgaden. Besonders sehenswert ist der Almabtrieb im Herbst, wenn das geschmückte Vieh von der Salet- und der Fischunkelalm in Booten über den Königssee transportiert wird. Am 5. und 6. Dezember ziehen in alter (ursprünglich heidnischer) Tradition wilde Kramperl und Buttnmandl mit Fellkostümen, Schellen und gruseligen Holzmasken durch die Dörfer.

Natur

Folgt man der Ramsauer Ache, gelangt man durch den Zauberwald zum Hintersee. Der See entstand vor rund 3500 Jahren durch einen gewaltigen Bergsturz, als sich auf einer Breite von fast 500 Metern knapp 15 Millionen Kubikmeter an Gestein lösten, ins Tal fielen und den Klausbach aufstauten. Ein Tal östlicher, zwischen Watzmann und Hochkalter, liegt die Wimbachklamm, die seit 1847 begehbar ist.

Genuss

Die Berchtesgadener Alpen sind reich an Salz – daher wurde schon 1816 eine Sole-Anlage samt Pumpe gebaut, die das flüssige Salz von Berchtesgaden über Ramsau bis nach Bad Reichenhall transportiert. Heute führt ein Wanderweg entlang der 29 Kilometer langen Leitung. Die Enzianbrennerei Grassl ist die älteste Bergbrennerei und verkauft neben heimischen Enzianbränden auch Bergbrenner-Gin oder Bayerische Alpenliköre.

Die Bergsteigerdörfer

Die in der Initiative Berg­steiger­dörfer vereinten Ort­schaften sind Alpinismus­pioniere in ihren Regionen. Deshalb haben die Berge und das Berg­steigen im kulturellen Selbst­verständnis der Ein­heimischen und Gäste einen hohen Wert. Hier ist das Bewusst­sein über den not­­wendigen Ein­klang zwischen Natur und Mensch noch lebendig und man respektiert natür­liche Grenzen. Die Bergsteiger­dörfer der Alpen­vereine ent­sprechen damit in besonderer Weise den Zielen der Alpen­konvention, die eine nach­haltige Ent­wicklung im gesamten Alpen­raum anstrebt.

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