Illustration: Ein Wanderer auf einem Bergweg. Es ist bereits Nacht, am Himmel funkeln die Sterne.
Bedrängnissituation am Berg: zu spät aufgebrochen. Illustration: Marmota Maps/Lana Bragin
Tourenplanung

Zu spät aufgebrochen

Kennst du das?: Ich geriet in Schwierigkeiten, da ich zu spät aufgebrochen bin.

Faustregel

Plane immer einen Zeitpuffer ein, im Zweifel ist man besser zu früh dran als zu spät!

Geltungsbereich

Gemeint sind Situationen in Bezug aufs Wetter (Hitze, Wetterumschwung), auf die Tageslänge (Dämmerung) oder ähnliches.

Prävention und Entwicklungsperspektive

Diese Erfahrung kannst du das nächste Mal mit einer besseren Zeitplanung vermeiden. Dazu gehört, dass du die voraussichtlich benötigte Zeit richtig berechnest, eine gute Struktur beim Rucksackpacken (am Vorabend) und beim Aufstehen hast, usw.

Um pünktlich aufzubrechen, braucht man eine realistische Vorstellung des eigenen Zeitbedarfs bzw. des Zeitbedarfs der gesamten Gruppe – vom Aufstehen bis zum Aufbruch am Ausgangspunkt. Beziehe alle potenziellen Handlungen mit ein. Beim Start von zu Hause also das Aufstehen und Frühstücken, ebenso wie den Toilettengang. Startest du von einer Hütte, fallen das Bezahlen der Übernachtung (nach Möglichkeit schon am Vorabend erledigen), das morgendliche Packen des Rucksacks, das Orientieren vor der Hütte (Wetter, Richtung) bis zum Losgehen zusätzlich ins Gewicht.

Nur wer (berg-)routiniert ist, kann diesen Zeitbedarf gut einschätzen. Auch spielen persönliche Vorlieben eine Rolle: wo eine Person vom Aufwachen bis zum Start eine Dreiviertelstunde braucht, benötigt jemand anderes bis zu zwei Stunden.

Auch andere Faktoren können den Aufbruch deutlich verzögern: reist du erst zum Berg an, können das Zugverspätungen bzw. Stau und Parkplatzsuche sein. Und je nach Hütte kann es zu Verzögerungen in den Wasch- und Toilettenräumen, am Frühstücksbuffet, beim Bezahlen und auch im Schuhraum kommen. Beim Biwakieren oder Zelten (wo erlaubt!) vergrößert sich der Zeitbedarf deutlich.

Ein anderer Faktor ist die eigentliche Tourenlänge: Abhängig von der Kondition und dem Können rechnet man bei Bergwanderungen bergauf mit 400 Höhenmetern in der Stunde und 4 Kilometern in der Stunde. Für deine Tour ergeben sich also zwei Werte: der eine für die vertikale Distanz, der andere für die horizontale Distanz. Nun addierst du die Hälfte des kleineren Wertes zum größeren Wert – das ergibt in Summe deine Gehzeit ohne Pausen.

Für die Pausen kannst du noch einmal ein Drittel der Gehzeit hinzurechnen. Bei ungeübten oder gemütlichen Personen kannst du sogar die Hälfte der Gehzeit als Pausenzeit annehmen.

Deine Gesamtzeit ist also die Summe aus der Gehzeit und der Pausenzeit. Mehr dazu auch im DAV-Gehzeitrechner.

Mit dieser Rechnung vor Augen kannst du einschätzen, ob die geplante Tour an diesem Tag passend ist. Ausgehend von dem Zeitpunkt, an dem du deine Tour beendet haben möchtest, kannst du so den Startzeitpunkt bestimmen.

Berücksichtige auch Jahreszeit und Klima: An einem schönen Novembertag wirst du dich wahrscheinlich gegen eine Zwölf-Stunden-Tour entscheiden, da du sonst auf jeden Fall im Dunkeln laufen musst, weil die Tage zu dieser Jahreszeit sehr kurz sind (weniger als zehn Stunden zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang in Mitteleuropa). An einem besonders heißen (Sommer-)Tag vermeidest du wiederum einen Aufstieg auf der Südseite eines Hanges am Nachmittag, oder du brichst besonders früh auf. Ziehe mitunter auch eine Tourverkürzung schon in der Planung in Betracht. Sinnvollerweise planst du deine Tour in Etappen, damit du immer überprüfen kannst, ob du noch im Zeitplan bist.

Weitere Infos zur Tourenplanung.

Bei idealer Zeitplanung sollte man vor Einbruch der Dämmerung ans Ziel gelangen. So benötigt man weder die Stirnlampe, noch sind empfindliche und schutzbedürftige Tiere gestört. Foto: AdobeStock