Illustration einer Bergwiese mit Kühen und vielen Steinpyramiden.
Bedrängnissituation am Berg: Wegpunkte nicht finden. Illustration: Marmota Maps/Lana Bragin
Orientierung

Wegpunkte nicht finden

Kennst du das?: Ich habe Wegpunkte (z. B. Abzweigungen, Scharten) oder Ziele (z. B. Gipfel, Hütten) nicht gefunden.

Faustregel

Schärfe deine Sinne und erkenne im Gelände, wo du gerade bist.

Geltungsbereich

Gemeint sind Situationen, die nicht unmittelbar zu einer gefährlichen Situation geführt haben (z. B. absturzgefährdetes Gelände). Möglicherweise wurden die Wegpunkte nach einiger Zeit – allein oder mit Hilfe – auch wieder gefunden.

Ad-hoc-Maßnahmen und -Verhalten

Ein wichtiger Aspekt beim Wandern ist die Aufmerksamkeit: Worauf konzentriere ich mich gerade?

Folgende Punkte und Fragen helfen dir dabei Wegpunkte wiederzufinden:

  • Falls du merkst, dass irgendetwas nicht mehr stimmt oder falls du zweifelst, ob die Route überhaupt noch stimmt, dann bleibe stehe und orientiere dich neu: Aus welcher Richtung kommst du? Wohin möchtest du?

  • Stimmen das aktuelle Gelände (Waldgrenze, Tal, usw.) und die Schwierigkeit des Weges (eigentlich sollte es ein breiter, markierter Weg sein – du bist jedoch auf einem schmalen Weg mit Steinmännchen) mit dem Gelände der Karte und/oder der Wegbeschreibung überein?

  • Hast du eine Abzweigung verpasst und musst du wieder zurück?

  • Prüfe auch deine Zeit (wenn du bspw. auf dem falschen Weg bist und es ein großer Umweg zum Ziel ist): hast du noch genügend zeitliche und körperliche Reserven?

  • Umdrehen und den dir bekannten Weg zurückgehen ist IMMER eine Option!

Gut zu wissen: Manchmal spielt uns obendrein die menschliche Wahrnehmung einen Streich. – Wenn du eine Zeit lang im Irrglauben bist, richtig zu sein, du jedoch auf dem falschen Weg warst, dann ist das eine Eigenheit der menschlichen Wahrnehmung. Denn wir nehmen bevorzugt nur das wahr, was mit unseren Vor-Annahmen übereinstimmt. Wenn du also annimmst, dass du genau weißt, wo du bist, wirst du an der Abzweigung nicht prüfen, wo es lang geht.

Entwicklungsperspektive

Wichtig ist es, im Nachhinein zu überlegen, warum du dein Ziel nicht gefunden hast. Um die Ursache(n) zu erkennen, helfen dir Fragen wie: Hatte ich eine falsche Vorstellung vom Gelände? Fehlte mir Ausrüstung für die Orientierung (Karte, GPS; Handy)? Oder kann ich nicht ausreichend mit den Orientierungshilfen umgehen? War ich vielleicht durch Gespräche oder andere Ereignisse in der Gruppe abgelenkt?

Um stets gut orientiert zu sein, hilft es – insbesondere in unbekanntem Gelände –  regelmäßig Gelände und Karte (auf Papier oder am Handy) zu vergleichen. Den Karte-Gelände-Vergleich kannst du üben, indem du auf dir bekannten Touren immer wieder auf die Karte schaust und dir einprägst, wie das Gelände dargestellt wird. Es reicht nicht aus, nur anhand von Wegweisern zu wissen, dass man richtig ist. Ist man viel im Gebirge unterwegs, kann es durchaus vorkommen, sich zu verlaufen. Wichtig ist, daraus die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Am besten ist es dann, die Tour am Abend oder auf der Hütte in Ruhe nachzubearbeiten, indem man sie auf der Karte noch einmal durchgeht.

Immer die nötigen Hilfsmittel zur Hand. Foto: DAV/Silvan Metz

Für ein gutes Orientierungsvermögen gehört es nach wie vor dazu, topografische Karten in Papierform lesen zu lernen. Denn (nur) diese liefern zusätzlich zu den kleinteiligen, detaillierten Standortinformationen die großräumige Orientierung. Die Karte hilft auch im Notfall, wenn digitalen Hilfen genutzt werden können (weil beispielsweise schlichtweg das Signal fehlt).

Bei Sektionen und Bergschulen (oder in Internet-Videos) kannst du das Landkartenlesen erlernen. Auch der Umgang mit GPS-Geräten, Handys und ihren entsprechenden Apps solltest du üben. Ein Gefühl für das Gelände zu bekommen (mögliche begehbare und sichere Wegverläufe erkennen) im Gelände Spuren lesen zu können („Befinde ich mich noch auf dem vielbegangenen Wanderweg oder fehlen Begehungsspuren seit einiger Zeit?“) vervollständigen ein gutes Orientierungsvermögen.