Illustration eines Wanderers auf einer Almwiese, auf dem Weg ein großer Haufen Geröll.
Bedrängnissituation am Berg: Schlechte Wegverhältnisse. Illustration: Marmota Maps/Lana Bragin
Tourenplanung

Schlechte Wegverhältnisse

Kennst du das?: Ich musste feststellen, dass die aktuellen Wegverhältnisse schlechter waren als gedacht, z. B. fehlende Markierungen, Altschneefelder, Vereisung, weggebrochene Wegstücke, beschädigte Drahtseile, von Wasser überspülte Wegpassagen, fehlende Brücken, gesperrte Wege.

Faustregel

Die Natur verändert sich täglich. – Respektiere die Grenzen und kehre im Zweifel um.

Theoretischer Hintergrund

Die rein technischen Schwierigkeiten einer Tour sind das eine, das andere sind die aktuellen Verhältnisse. Damit ist gemeint, dass alle äußeren Einflüsse einen Weg schwieriger begehbar machen können, als er eigentlich ist.

Prävention

Im Vorfeld einer Tourenplanung aktuelle Verhältnisse zu erkennen, ist nicht einfach. Was dir helfen kann:  

  • Informationen zu aktuellen Wegverhältnissen bekommst du von Hüttenwirtsleuten. Sie wissen im Regelfall am besten über die ihre Hütte umgebenden Wege und deren Zustand Bescheid.

  • Apps und Internetseiten wie alpenvereinaktiv.com bieten oft tagesaktuelle Informationen über die Verhältnisse; dazu schaust du direkt bei den von Nutzern eingestellten Touren nach.

Generell gilt: Im Frühjahr oder nach Starkregen sind Wege oftmals in einem schlechteren Zustand und müssen erst wieder hergerichtet werden – das kann arbeits- und zeitintensiv sein. Je nach Gelände und Höhenlage des Wanderweges musst du mit kleineren oder größeren Einschränkungen rechnen. Sind solche Eventualitäten vorhersehbar, dann plane für die Wanderung entsprechend mehr Zeit ein. Nimm gegebenenfalls zusätzliche Ausrüstung (z. B. Grödel) mit, um den möglichen Schwierigkeiten zu begegnen.

Typische – oft nur kurze, aber durchaus heikle – Wegsituationen können sein:

  • Altschneefelder in Rinnen und Mulden im Frühsommer,

  • gefährlich unterspülte Schneedecken im Frühsommer,

  • starke Wasserführung von Bachläufen in der Schmelzperiode,

  • vereiste Wegpassagen in Schattenlagen im Herbst, 

  • fehlende Wegmarkierungen oder fehlende Drahtseile,

  • abgerutschte Wegpassagen,

  • nach Unwettern weggerissene Brücken,

  • Lawinenreste, Felsstürze oder Muren (Schlammlawinen), die Wege versperren,

  • undurchdringliche Wegpassagen nach Windwürfen oder nach Holzbruch nach schweren Wintern.

Auch Altschneefelder wie hier in den Zillertaler Alpen halten sich mitunter bis weit in den Sommer. Foto: AdobeStock

Prävention

Bei einigen der genannten Wegsituationen ist die Gefahr recht offensichtlich (bspw. Rutschgefahr auf Altschnee); andere Gefahren wirst du wahrscheinlich nicht ohne weiteres erkennen und musst schlichtweg schon einmal davon gehört haben (wie z. B. die von einem Fluss unterspülte Schneedecke).

Entwicklungsperspektive

Erlerne Schritt für Schritt das Erkennen, Bewerten und Entscheiden:

Nachdem du die Gefahr erkennen konntest, musst du sie bewerten: Welche Möglichkeiten hast du, mit der Gefahr umzugehen? Vergegenwärtige dir dazu: Wege im Gebirge nehmen meistens „das günstigste Gelände“. Das heißt auch: Erwägst du, Wegpassagen zu umgehen, sollte – insbesondere im anspruchsvollen Gelände – die neue Route genau abschätzbar sein. Gleichzeitig musst du bewerten, ob das vorliegende unerwartete Wegverhältnis nur diese eine Passage betrifft, oder vermutlich auch weitere (wie z. B. bei Vereisung). Dann kannst du entscheiden: Weiter auf dem Weg (der dann schwieriger ist), Umgehung oder Abbruch der Tour?

Bist du in Begleitung unterwegs: Redet über konkrete Bergsituationen. So kannst du auch von anderen (mit mehr Berg-Erfahrung) lernen bzw. dein eigenes Einschätzungsvermögen weiter schärfen.