Spaltenbergungsübung am Gletscher
Für eine reibungslos ablaufende Spaltenbergung hilft nur eines: regelmäßiges Üben. Foto: DAV/Silvan Metz
Bergsportausbildung im Klimawandel

Nachschärfen - Sensibilisieren - Umdenken

Veränderte Tourenbedingungen schlagen auch auf die Bergsportausbildung durch - von den Lerninhalten über die Ausbildungsstrukturen bis zur Logistik am Berg.

Steilere Flanken und Zugänge, ausgeaperte Rinnen oder loses Geröll über Eisflächen sind typische Auslöser für Steinschlag durch Gletscherrückgang. Weitere klimabedingte Verhältnisse im Hochgebirge, die den Anspruch einer Tour deutlich erhöhen:

  • Anspruchsvolle Wegführung nach Schäden durch Starkniederschläge

  • Größere Spaltensturzgefahr durch breitere Randklüfte und geringere Schneeüberdeckung

  • Erhöhte Lawinengefahr bei schneearmen Wintern durch ungünstigen Schneedeckenaufbau

Für die Ausbildung im DAV bedeutet das eine entsprechende Anpassung und Sensibilisierung bei den Lerninhalten mit Fokus auf:

  • Verschiebung der Tourensaison nach vorn bzw. hinten (Hochtouren, Eis- und kombinierte Touren im Frühjahr und Herbst statt im Sommer), dafür eine längere Bergwandersaison

  • Detailliertere Tourenplanung mit kontinuierlichen, aktuellen Infos zu Wetterprognosen, Temperatur, Schnee- und Geländeverhältnissen im Vorfeld und während der Tour

  • Kurzfristige Alternativen (Plan B) zu Touren- und Gebietsauswahl wie zu gesetzten Zielen und Inhalten von Kursen und Touren

  • Mehr Seilverwendung auf Gletschern bei Skihochtouren im Aufstieg

  • Aufgrund anspruchsvoller Eispassagen mehr Steigeisenausbildung (Vertikalzackentechnik) zur sicheren Überwindung

Die Rahmenbedingungen für die Organisation und Logistik der Aus- und Fortbildungen werden schwieriger:

  • Das hochalpine Ausbildungsgelände wird weniger und verlagert sich nach oben: Neben längeren Zustiegen sind immer häufiger Absprachen unter den Gruppen notwendig, wer wann welches Gelände für Ausbildungszwecke nutzen kann.

  • Gutes Übungsgelände für die eigene Gruppe zu „ergattern“, ist auf den großen und bekannten Ausbildungsstützpunkten (Hütten) zunehmend schwierig und nicht mehr selbstverständlich. Wassermangel auf Hütten kann außerdem ein frühzeitiges Saisonende bedeuten, was das Zeitfenster zusätzlich verkürzt.

Auch strukturell hat der Klimawandel bereits Konsequenzen auf die DAV-Ausbildung: neue Ausbildungen Trainer*in C Alpinklettern und Ausbildung Trainer*in C Klettersteige

Während Alpinklettern und Klettersteiggehen früher aufbauende Qualifikationen (Trainer*in B) auf die Ausbildung Trainer*in C Bergsteigen waren, verlaufen die Ausbildungen mittlerweile parallel. Unter anderem entfällt für diese Zielgruppen die Ausbildung am Gletscher und im kombinierten Gelände, da viele Zustiege zu alpinen Klettereien und Klettersteigen immer häufiger schnee- und eisfrei sind.

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