Mittelalterliche Burg in Mittelgebirgslandschaft
Burgen (wie hier die Haut-Koenigsburg) und Wälder sind Markenzeichen der Vogesen. Foto: AdobeStock
Gebirge Europas

Die Vogesen

Im Osten Frankreichs, nicht weit von der Grenze zu Deutschland, liegen die Vogesen, wohl eines der landschaftlich vielfältigsten und naturbelassensten Mittelgebirge Zentraleuropas. Ihr Name leitet sich vermutlich von dem ursprünglich keltischen, später von den Römern in Gallien übernommenen Berg- und Wald- bzw. Jagdgott Vosegus (auch Vosagus, Vosacius) ab.

Die Vogesen sind ein Mittelgebirge in Ostfrankreich, die höchste Erhebung ist der Große Belchen mit 1424 Metern. Gemeinsam mit dem Pfälzerwald, der sich nördlich des Gebirges ohne morphologische Trennung anschließt, sind die Vogesen Teil eines einheitlichen Mittelgebirgsraumes von etwa 8000 Quadratmetern Gesamtfläche und einer Länge von rund 170 Kilometern.

Geographie

Die Vogesen lassen sich grob in Nord- und Südvogesen unterteilen, wobei der Norden, die „Vosges du Nord“ keine Einheit mit den eigentlichen Vogesen bilden, sondern geologisch und naturräumlich mit dem nördlich anschließenden Pfälzerwald. Gemeinsam bilden sie das grenzüberschreitende Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vosges du Nord. Hier sind die Berge niedriger als im südlichen Teil; es gibt vielfältigere Formen und bizarre Sandsteinfelsen. Die Nordvogesen werden zusammen mit dem südlich des Flusses Queich liegenden Teil des Pfälzerwalds auch als Wasgau bezeichnet.

Während die Gipfel im Norden mit dem Großen Wintersberg maximal 581 Meter erreichen, liegt im Süden der höhere Teil des Mittelgebirges mit Bergen bis zu 1424 Metern. Charakteristisch ist die Form: die Rundkuppe – genannt Belchen oder frz. Ballon – ist durch Erosion und Gletschertätigkeit zu erklären. Ebenso charakteristisch: der rote Elsässer-Sandstein (oder Vogesen-Sandstein), aus dem viele Skulpturen, Burgen und Schlösser bestehen und der bis heute abgebaut und genutzt wird.

Das Denkmal "Diables bleus" auf dem höchsten Vogesen-Gipfel, dem Großen Belchen. Foto: AdobeStock

Hohe & besondere Gipfel

  • Der Große Belchen (Grand Ballon) ist mit 1424 Metern der höchste Gipfel der Vogesen. Auf seiner runden Kuppe findet sich ein Denkmal, das auf Initiative des Französischen Bergwandervereins und des Bergwandervereins der Vogesen zum Gedenken an die Opfer des Gebirgsjäger-Bataillons „Blaue Teufel“ (Diables bleus), die in die Kämpfe des Ersten Weltkriegs (1914 – 1918) verwickelt waren, errichtet wurde.

  • Zwar nur knapp über tausend Meter hoch, ist der Donon (1009m) dennoch ein faszinierender Berg: Auf dem Gipfelplateau gibt es ein kleines Freilichtmuseum mit den Resten keltischer und römischer Kultanlagen sowie dem neoklassizistischen Vosegustempel, der dem Gott Vosegus geweiht ist und unter Napoleon III errichtet wurde. Man spricht auch vom „heiligen“ Berg der Vogesen. Im Donon-Gebiet entspringen außerdem die Rote und Weiße Saar.

  • Le Grand Wintersberg, der Große Wintersberg, ist mit 581 Metern zwar mehr eine Erhebung als ein richtiger Berg – der 25 Meter hohe Aussichtsturm lädt dennoch dazu ein, das Panorama zu genießen. Und da er die höchste Erhebung der Nordvogesen darstellt, kann man ihn getrost zu den besonderen Gipfeln zählen.

Wege & Routen

2000 Kilometer Wanderwege werden in den Vogesen markiert und unterhalten. Gemütlicher geht es dabei schon aufgrund seiner Höhe im nördlichen Teil zu, die Südvogesen sind bergsteigerisch anspruchsvoller. Die Vogesen sind jedoch nicht nur zu Fuß ein lohnendes Ziel.

  • Auf dem Vogesenkammweg, der Traversée du Massif des Vosges, überquert man das Mittelgebirge auf 430 Kilometern – vorgeschlagen werden dafür 19 Etappen. Los geht’s im Norden in Wissembourg, Ziel ist Belfort. Auf meist schmalen Pfaden und Steigen passiert man zahlreiche Burgen, Schlösser und bekannte Gipfel. Der naturnahe Fernwanderweg wird seit fast 125 Jahren vom Club Vosgien durch ein rotes Rechteck gekennzeichnet.

  • Auf den Spuren von Albert Schweitzer: Wer die 25 Kilometer von Kaysersberg bis Gunsbach auf der Todo-Liste hat, braucht trainierte Waden. 1155 Höhenmeter geht’s hinauf. Belohnt wird man mit Einblicken in das Leben des deutsch-französischen Arztes, Philosophen und Friedensnobelpreisträgers, zum Beispiel in dessen Geburtshaus am Startpunkt oder in sein Wohnhaus – heute Museum – am Ziel.

Idyllisch: In Kaysersberg steht das Geburtshaus von Albert Schweitzer. Foto: AdobeStock/Joachim Berninger

  • Die Vogesen lassen sich auch auf dem Bike durchqueren. Auf der mehr als 400 Kilometer langen Mountainbike-Traversée du Massif des Vosges geht es von Wissembourg nach Thann. Mindestens acht Tage sollte man dafür schon einplanen, sind doch über 10.000 Höhenmeter zu meistern. Die Strecke des elsässischen Radtourismusverbands verbindet die Gipfel des Vogesenmassivs ab dem Grand Wintersberg (581 m) zum Großen Belchen (1424 m) über den regionalen Naturpark der Nordvogesen und Vogesenbelchen.

  • Die Vorurteile gegen Sandsteinfels zum Klettern lassen sich an den Buntsandsteinfelsen in den Vogesen perfekt widerlegen. Zahlreiche Gebiete in den Nord- und Südvogesen bieten Kletterspaß für fast jeden Geschmack.

Hütten

Die Nächtigungsmöglichkeiten in den Vogesen sind vielfältig: Es gibt ein gutes Netz an Berghütten des Club Vosgien oder Club Alpin Francais sowie die typischen Fermes-Auberges – Bauernhof-Herbergen, die während der wenigen Monate ihrer Bewirtschaftung regionale Speisen und manchmal auch ein Bett für die Nacht anbieten. 

Eine Übernachtung der besonderen Art bieten die „Nids des Vosges“ nahe Gérardmer. Mitten zwischen Kiefern, Buchen, Eschen und Tannen kann man in einem von neun Baumhäusern übernachten.

Schutzgebiete

Zwei Naturparks liegen in den Vogesen: der Regionale Naturpark Ballons des Vosges und der Regionale Naturpark Vosges du Nord. Dazu kommen zahlreiche kleine Naturschutzgebiete. Aufgaben des rund 3000 Quadratmeter großen Naturparks Ballons des Vosges sind zum Beispiel, zur wirtschaftlichen Dynamik beizutragen, lokale Wertschöpfungsketten zu unterstützen und die Menschen über Naturschutz und die Region zu informieren und sensibilisieren. Der Naturpark Vosges du Nord bildet zusammen mit dem auf deutscher Seite liegenden Naturpark Pfälzerwald das grenzüberschreitende Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vosges du Nord.

Flora

Die Chaumes, auch Münster-Hochweiden genannt, sind Wiesen mit Borstgräsern, Wacholdern, torfigen Hochmooren oder Trockenrasen mit Heidevegetation in den Hochlagen der Vogesen. Entstanden sind sie im Mittelalter, als Bauern die dort wachsenden Wälder rodeten, um Weiden für ihr Vieh zu schaffen. Heute stehen sie unter Naturschutz, werden aber, wo sinnvoll, weiter auf traditionelle Weise bewirtschaftet.

Die Chaume des Rossbergs im Naturpark Ballons des Vosges. Foto: Lionel Rich, CC BY-SA 2.5 via Wikimedia Commons

Ansonsten sind die Vogesen sehr waldreich, es dominieren gras-, kraut- und strauchreiche Mischwälder mit üppigen Blumen-, Beeren- und Pilzbeständen. Im Juni blüht es in den Vogesen: Weiße Alpen-Anemonen bilden eine eher blasse Ausnahme im Flickenteppich blauer Vogesenstiefmütterchen und gelber Wildnarzissen.

Fauna

Neben den üblichen heimischen Wildtieren finden sich in den Vogesen vereinzelt die Europäische Wildkatze sowie durch Wiedereinbürgerung der Biber, der Luchs und die Gämse. Das für die Vogesen besonders typische Auerhuhn ist vom Aussterben bedroht.

Kulturelles & Historisches

In den Vogesen begegnet man verschiedenen Werken der Megalithkultur. Unter anderem Menhiren, populär Hinkelsteine genannt. Ein Menhir ist also ein vorgeschichtlicher, hochragender Steinblock. Sie dienten unterschiedlichen Zwecken wie z. B. der Sonnenstandsbeobachtung, der Volksmund schreibt ihnen heilende Kräfte zu.

Vom 10. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Erzbergbau betrieben. So mancher Stadtname zeugt noch von den gewonnenen Metallen Zinn, Kupfer, Blei und Silber. Zum Beispiel Sainte-Marie-aux-Mines, Plancher-les-Mines, La Croix-aux-Mines und Val d’Argent (Silbertal).

Im Ersten Weltkrieg tobten in den Vogesen erbitterte Kämpfe – große Soldatenfriedhöfe (z. B. Hartmannswillerkopf) auf der Ostseite zeugen davon. Auch heute noch sind an vielen Stellen die Schützengräben sichtbar, in denen sich die Feinde oft nur wenige Meter voneinander entfernt gegenüberlagen.

Um Gaumenfreuden geht es bei den vielen Festen, die lokale Produkte feiern, wie das Heidelbeerfest und das Kirschenfest im Juli, das traditionelle Elsässer Münsterkäse- und Folklorefest im August, das Kartoffelfest im September, oder verschiedene Wein- und Weinlesefeste im gesamten Herbst.

Was die Sprache angeht, ist ein (Wander-)Urlaub in den Vogesen natürlich optimal, um die Französischkenntnisse aufzufrischen. Meistens kommt man aber auch ganz gut mit Deutsch durch.

Besonderheiten

Seen und Burgen sind quasi ein Markenzeichen der Vogesen. Sehenswert ist neben vielen anderen der Lac de Gérardmer. Der mit 115 Hektar größte Natursee der Vogesen ist eiszeitlichen Ursprungs und teilweise bis zu 38 Meter tief. Wenn man schon mal in der Gegend ist, bietet sich ein Besuch des nahegelegenen Wasserfalls Saut de la Bourrique an. Besonders idyllisch ist der Lac Blanc, der seinen Namen von dem hellen Sand an seinen Ufern hat. Zur Idylle tragen auch die riesigen Felsen (darunter der Château Hans, ein beliebter Kletterfels) und der Tannenwald rund um den See bei. Zu finden ist der Lac Blanc auf 1055 Metern Höhe am Fuße eines natürlichen Gletscherkars.

Der Lac Blanc in den Vogesen. Foto: AdobeStock

An Burgen kommt man in den Vogesen einfach nicht vorbei. Auch aufgrund der Lage herrschen in den Vogesen Höhenburgen vor, die vor allem der Verteidigung dienten. Highlights sind die mit dem Fels verschmolzene Burg Fleckenstein, die überwältigend große Haut-Koenigsburg aus dem 12. Jahrhundert oder die Hohlandsbourg, ein eindrucksvolles Beispiel elsässischer Militärarchitektur.

Weitere Infos gibt’s beim hiesigen Wanderverein, dem Club Vosgien (französisch).

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