Ein gelber Hubschrauber fliegt durch die verschneiten Alpen, ein einem Rettungsseil hängt ein Einsatzhelfer.
Kommt in den Bergen besonders oft eingeflogen: die Rettung in der Not. Foto: ÖKAS
Statistik: Alpinunfälle in Österreich 2023

Weniger Tote, mehr Verletzte

In Österreichs Bergen verunglückten im Jahr 2023 insgesamt 266 Personen tödlich. Das waren weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Verletzten stieg allerdings weiter auf mehr als 9.000 Personen an. Die meisten Alpinunfälle ereigneten sich beim Bergsteigen, gefolgt von Forstunfällen.

Weniger Alpintote

Laut Alpinunfallstatistik des Österreichischen Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) sind im vergangenen Jahr 266 Menschen in Österreichs Bergen ums Leben gekommen. Diese Zahl liegt unter jener des 10-Jahres-Mittels (282) sowie des Vorjahres 2022 (290). 2023 sind 228 Männer (86 Prozent) und 36 Frauen (14 Prozent) am Berg tödlich verunglückt. Bei zwei Personen, die in diesem Zeitraum auf Gletschern aufgefunden wurden, gibt es keine Angaben über das Geschlecht. Der Großteil (60 Prozent) der Alpintoten war zwischen 51 und 80 Jahre alt.

Alpintote in Österreich zwischen 2014 und 2023. Grafik: ÖKAS

Mehr Verletzte, Verunfallte und Unfälle

Die Zahl der Verletzten stieg weiterhin an: 2023 wurden 9.089 Personen als Verletzte in der Alpinunfalldatenbank erfasst. Insgesamt wurden 13.681 Verunfallte registriert – also Tote, Verletzte und Unverletzte –, die in 9.583 Unfälle verwickelt waren.

Anders als bei den Alpintoten ist das Verhältnis der Geschlechter bei den Verletzten ausgeglichener: 56 Prozent der Betroffenen waren männlich, 43 Prozent weiblich. Bei einem Prozent der Verletzten gibt es in der Alpinunfalldatenbank keine Angabe zum Geschlecht.

Unverletzt waren 4.326 Personen (32 Prozent), gegenüber dem 10-Jahres-Mittel ist diese Zahl gestiegen. Dass unverletzte Personen in der Statistik auftauchen, hat unterschiedliche Gründe: ein Notruf wurde abgesetzt, weil sie sich in einer misslichen Lage befanden, von den Gegebenheiten einer Tour oder den Verhältnissen überfordert waren oder weil sie sich selbst überschätzt haben. In der Disziplin Piste/Skiroute ergeben sich Unverletzte zumeist durch Unfälle, die durch eine Kollision oder Beinahe-Kollision verursacht werden und bei denen nicht alle Beteiligten verletzt sind. 

Unfall-Hotspot Tirol

Der Bundesländervergleich zeigt, dass sich in Tirol – wie auch in den Vorjahren – die meisten Alpinunfälle ereigneten. 

Beinahe alle in der Alpinunfallstatistik erfassten Todesopfer stammen aus dem europäischen Raum, bei der Verteilung ergibt sich über die Jahre ein recht konstantes Bild: Mit 171 Personen waren die meisten Alpintoten im Jahr 2023 wieder Österreicher:innen, aus Deutschland stammten 48 tödlich Verunglückte.

Erfreulicherweise sinkt die Zahl der Toten in den Bergen Österreichs, obwohl immer mehr Menschen unterwegs sind. Die breite Präventionsarbeit des ÖKAS und unserer Mitglieder trägt Früchte. Wir müssen noch besser werden bei der Vermeidung alpiner Unfälle und Verletzungen, denn diese nehmen derzeit noch zu. Das ÖKAS verfolgt die MISSION ZERO – kein Unfall mehr am Berg –, denn jeder Verunfallte und jeder Tote ist einer zu viel. Prävention ist besser als Rettung.
- Peter Paal, Präsident Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS)

Großteil der Unfälle beim Wandern und bei Forstarbeiten

99 und damit die meisten tödlichen Unfälle ereigneten sich im Jahr 2023 beim Wandern und Bergsteigen. Eine Überraschung in der Statistik: die Zahl der tödlichen Forstunfälle stieg weiter, hier gab es 2023 insgesamt 34 Opfer, womit diese Todesursache die zweithäufigste war. Außerdem starben in Folge von Suizid 27 Menschen, auf der Piste oder auf Skitour starben insgesamt 40 Personen.

In der österreichischen Alpinunfallstatistik werden auch Forstunfälle erfasst. – Ihre Zahl erreichte 2023 einen neuen Höchstwert. Foto: ÖKAS
Waldarbeit ist gefährlich und wird oft unterschätzt. Jeder zu fällende Baum ist einzeln zu bewerten und Motorsägen sind leistungsstarke Arbeitsgeräte mit Kettengeschwindigkeiten von 20 m/s und mehr.
Gerade aufgrund des erhöhten Anfalls an Schadholz durch Windwurf, Schneebrüche oder Borkenkäfer nimmt die Wahrscheinlichkeit für schwere Forstunfälle zu. Die Aufarbeitung von verspannten Hölzern wie beispielsweise nach einem Windwurfereignis ist eine Arbeit für Profis.
- Anna-Sophie Pirtscher, Leiterin der Forstlichen Ausbildungsstätte Ossiach am Bundesforschungszentrum für Wald (BFW)

Die meisten Toten im Juli, viele Verunfallte im Winter

Der Juli steht in der Jahresstatistik mit Unfällen mit Todesfolge an erster Stelle: 44 Menschen starben in jenem Monat in den Bergen Österreichs. Im September gab es 35, im Februar 34 tödliche Alpinunfälle.

Anders bei den Verunfallten: hier gab es die höchsten Zahlen in den Wintermonaten von Januar bis März – es lässt sich ein direkter Zusammenhang mit der Benutzung von Skipisten und Skirouten herstellen.

Nach dem Ski-Unfall: Behutsamer Abtransport mit dem Akja durch die Bergrettung. Foto: ÖKAS
Nur ein tiefes Verständnis für die alpine Natur ermöglicht ein adäquates Verhalten, sowohl in der Vorbereitung als auch während der Bergunternehmung. Ich appelliere an alle Bergbegeisterten, sich stets der Verantwortung gegenüber sich selbst, der Natur, aber auch den Retterinnen und Rettern, die im Notfall in den Einsatz gehen, bewusst zu sein.
- Stefan Hochstaffl, Präsident Österreichischer Bergrettungsdienst (ÖBRD)

Unfälle durch Kollisionen und Herz-Kreislauf-Störungen

Kollisionen – meist auf Pisten und Skirouten – waren mit 40 Prozent die häufigste Unfallursache. Die zweithäufigste Ursache waren Sturz, Stolpern und Ausrutschen (16 Prozent). Ein wichtiges Detail dazu: Die Alpinpolizei erfasst im Bereich von Pisten und Skirouten lediglich Unfälle, bei denen Verdacht auf Fremdverschulden besteht.

Wie bereits in den Vorjahren, waren Herz-Kreislauf-Störungen (29 Prozent) die meistgenannte Unfall- bzw. Notfallursache bei Alpintoten. Von den 78 Menschen, die im Jahr 2023 in Österreichs Bergen aufgrund solcher Probleme ums Leben kam, gehörte der Großteil (92 Prozent) zur Altersgruppe der 51- bis 80-Jährigen.  

Weitere 36 Menschen starben in Folge eines Absturzes; durch Sturz, Stolpern oder Ausrutschen starben 30 Personen.

Mehr Informationen  

Das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) wertet regelmäßig die von der Alpinpolizei erhobenen Alpinunfälle in Österreich aus. Der Jahresrückblick ermöglicht es, Unfallereignisse und Unfallzahlen besser einzuordnen und daraus wichtige Erkenntnisse im Sinne der alpinen Sicherheit und Prävention abzuleiten. Basis für die Auswertungen bilden die Einträge der Alpinpolizei in der Alpinunfalldatenbank. 

Ergänzungen zum Jahresrückblick, detaillierte Auswertungen zu den jeweiligen Disziplinen sowie Fachbeiträge finden sich in analyse:berg, dem zweimal jährlich publizierten Fachmagazin des ÖKAS.

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