Hubschrauberrettung in den winterlichen Alpen
Insgesamt 710 Einsätze nach Unfällen im alpinen Bereich flogen die Hubschrauber der ÖAMTC-Flugrettung zwischen Anfang Juni und Ende September. Foto: ÖAMTC / ÖKAS
Unfallzahlen im Bergsommer 2023

Mehr Verunfallte, weniger Tote in Österreich

Von Mai bis Oktober gab es laut Auswertung des Österreichischen Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) insgesamt um 28 Prozent mehr Verunfallte als im mehrjährigen Vergleich, was sich auch in der Zahl der Verletzten niederschlägt. Die Zahl der Toten blieb stabil.

Das ÖKAS hat die von der Alpinpolizei erhobenen Alpinunfälle in Österreich für den Zeitraum 1. Mai bis 15. Oktober 2023 ausgewertet: Insgesamt wurden 3936 Unfälle (Zehn-Jahresmittel: 3087) mit 4802 Verunfallten (Verletzte, Unverletzte; Zehn-Jahresmittel: 3740) und 147 Alpintoten (Zehn-Jahresmittel: 148) verzeichnet. Im Bergsommer 2023 gab es insgesamt um 28 Prozent mehr Verunfallte als im mehrjährigen Vergleich, was sich auch in der Zahl der Verletzten niederschlägt. Die Zahl der Toten blieb stabil. Betrachtet man die Disziplin Mountainbike & E-Mountainbike isoliert, so gab es hier 50 Prozent mehr Verunfallte (1042 zu 696) und mehr Tote (10) als im Zehn-Jahresmittel (8 tödlich Verunfallte).

Der Trend zu aktivem und gesundem Leben führt zu deutlich mehr Besucher*innen im alpinen Raum. Dies spiegelt sich auch in 30 Prozent höheren Unfallzahlen wider. Die Zahl der Toten ist trotzdem unverändert geblieben, man kann daraus schließen, dass die Unfallfolgen geringer als erwartet waren. Das ÖKAS hat sich der Mission Zero verschrieben. Wir streben danach Tote am Berg zu vermeiden. Wir müssen mit unseren Partnern in der Prävention alpiner Notfälle noch besser werden. Zahlreiche Initiativen helfen den alpinen Raum konstant sicherer zu machen.
- Peter Paal, Präsident ÖKAS

Verunfallte und Alpintote insgesamt

Insgesamt verunfallten in Österreichs Bergen 4807 Personen (Zehn-Jahresmittel: 3740), davon 147 tödlich (Zehn-Jahresmittel: 148 Tote). Dabei verletzten sich 3144 Personen (Zehn-Jahresmittel 2445), während 1511 Personen (Zehn-Jahresmittel: 1147) unverletzt blieben.

Die Verteilung nach der Herkunft der verunfallten Freizeitsportler*innen ist ähnlich wie im langjährigen Schnitt: 42 Prozent der Verunfallten stammen aus Österreich (Zehn-Jahresmittel: 45 %), 39 Prozent aus Deutschland (Zehn-Jahresmittel: 38 %), drei Prozent aus den Niederlanden und ebenfalls drei Prozent aus der Tschechischen Republik.

Bei den Alpintoten stammten 68 Prozent (Zehn-Jahresmittel: 61 %) aus Österreich und 21 Prozent (Zehn-Jahresmittel: 27 %) aus Deutschland. Das Alter der meisten Alpintoten (65 %) lag zwischen 51 und 80 Jahren (Zehn-Jahresmittel: 64 %), 27 Prozent waren zwischen 61 und 70 Jahre alt (Zehn-Jahresmittel: 23 %).

Unverletzte, verletzte und Tote Alpinunfallbeteiligte in Österreich. Quelle: ÖKAS
Die anhaltende Schönwetterperiode während der Sommerzeit bescherte auch den Christophorus-Crews einsatzreiche Tage. Insgesamt 710 Einsätze nach Sport- und Freizeitunfällen im alpinen Bereich flogen die Hubschrauber der ÖAMTC-Flugrettung zwischen Anfang Juni und Ende September. Auch Trendsportarten wie Rafting, Canyoning, Sportklettern, Mountainbiken oder Paragleiten locken immer mehr Abenteuerlustige in Österreichs Berge. Gerade in den Bergen werden die ÖAMTC-Notärzt*innen mit allen Arten von Verletzungen konfrontiert: Von simplen Knöchelfrakturen bis hin zu Abstürzen, die nicht nur im alpinen Gelände, sondern häufig auch auf Wanderwegen passieren. Zahlreiche Einsätze in den Alpen sind aber auch auf akute Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen.
- Marco Trefanitz, Geschäftsführer ÖAMTC Flugrettung

Wandern und Bergsteigen

Wie auch im langjährigen Mittel ereignete sich circa die Hälfte der Unfälle mit Verunfallten, Verletzten und Toten in der Disziplin Wandern/Bergsteigen. Bei den Unverletzten fallen zwei Drittel in diese Kategorie.

Im Sommer 2023 verunfallten in Österreich beim Wandern 2479 Personen (Zehn-Jahresmittel: 1949), davon verunglückten 75 tödlich (Zehn-Jahresmittel: 77). 40 Prozent der verunfallten Wandernden setzten unverletzt einen Notruf ab, da sie sich in einer misslichen Lage befanden. Hauptunfallursache der tödlichen Unfälle war der interne Notfall mit 42 Prozent (33 Tote, Herz-Kreislauf-Versagen), gefolgt von Sturz/Stolpern/Ausgleiten mit 23 Prozent und Absturz 26 Prozent. Bei den Verletzten war Sturz/Stolpern/Ausgleiten mit 69 Prozent die Hauptunfallursache.

Mountainbiking (inkl. E-MTB)

Insgesamt verunfallten 1042 (Zehn-Jahresmittel: 696) Personen beim Mountainbiken, davon waren 989 Verletzte (Zehn-Jahresmittel: 667) zu verzeichnen, während 10 Personen tödlich verunglückten (Zehn-Jahresmittel: 8 Tote). Alle zehn tödlich Verunglückten waren über 51 Jahre alt, fünf Personen davon befanden sich im Alter zwischen 51 und 60 Jahren. Die Unfallursache für die tödlich verunfallten Mountainbiker*innen: Sieben Personen wurden mit Herz-Kreislauf-Versagen, zwei mit Sturz registriert. Bei einer Person blieb die Unfallursache ungeklärt. Bei den Verletzten kamen 83 Prozent durch Sturz zu Schaden. Betroffen waren hier alle Altersklassen von den 11- bis 60-Jährigen gleichermaßen.

Klettern (inkl. Klettersteig)

Beim Klettern (inkl. Klettersteig) wurden insgesamt 420 Verunfallte (Tote, Verletzte, Unverletzte) verzeichnet (Zehn-Jahresmittel: 383); dabei entfallen etwa 64 Prozent auf Unverletzte. Insgesamt starben sechs Personen bei Kletterunfällen in Österreich, davon gab es eine Tote auf einem Klettersteig. Bei vier der tödlich Verunfallten wurde als Unfallursache Fehler (des Opfers) bei der Seiltechnik > Absturz angegeben, in einem Fall führte ein Absturz aufgrund unbekannter Ursachen und in einem weiteren Sturz/Stolpern/Ausgleiten zum Tod. Bei den unverletzten Kletter*innen waren 33 Prozent (91 Personen) erschöpft und 16 Prozent setzten wegen Verirren/Versteigen einen Notruf ab.

Alpinunfälle in Österreich nach Disziplinen. Quelle: ÖKAS

Tipps ÖKAS & Partner

Das ÖKAS und seine Mitglieder empfehlen das Einholen von aktuellen Informationen im Rahmen der Tourenvorbereitung. Allgemeine Beschreibungen sind aufgrund aktueller Veränderungen im Gebirgsraum (z.B. Gletscherveränderung, Felssturz, Veränderung durch Hochwasser- oder Murenereignisse) zu verifizieren. Vor allem Personen ab 50 Jahren sollten sich regelmäßigen Gesundheitsuntersuchungen unterziehen, um Auskunft über den allgemeinen Gesundheitszustand sowie die körperlichen Fähigkeiten für Aktivitäten am Berg zu erhalten. Zusätzlich wird eine fachärztliche Leistungsdiagnostik empfohlen. Im Rahmen einer von der EU kofinanzierten Bikekampagne der Kuratorien für Alpine Sicherheit in Österreich und Bayern wurden sämtliche Sicherheitstipps für Mountainbiker*innen gesammelt. Diese sind äußerst wissenswert und über die Webseite des ÖKAS abrufbar.

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