Drei Wandernde machen Pause an einer Bank
Mit der richtigen Kleidung lässt sich die Pause genießen. Foto: DAV/Jens Klatt
Konsum als Klimasünde?

Weniger ist mehr

Unser Konsum verursacht massiv CO2-Emissionen. Besonders unser Lebensmittel- und Textilverbrauch schlägt da ordentlich zu Buche: Allein die Modebranche verursacht 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Das ist dem Europäischen Parlament zufolge mehr als alle internationalen Flüge und die Seeschifffahrt zusammen. Ganz ohne Essen und Kleidung geht es aber natürlich nicht. Wir haben uns daher gefragt: Wie viel ist genug?

Dem Bundesumweltamt zufolge entstehen allein durch den Konsum von Kleidung, Haushaltsgeräten und Sportausrüstung in Deutschland jährlich pro Kopf 4,56 Tonnen CO2-Äquivalente. Hinzu kommen nochmals 1,76 Tonnen CO2-Äquivalente durch die Ernährung sowie 2,1 Tonnen CO2-Äquivalente durch Mobilität. Insgesamt machen diese Posten drei Viertel der 11,1 Tonnen CO2-Äquivalente aus, die eine Person im Schnitt pro Jahr verursacht. Hinzu kommt, dass die Mobilität für zwei Drittel der Stoffe verantwortlich ist, aus denen sich durch Reaktionen in der Atmosphäre weitere klimawirksame Gase wie Ozon und Stickoxide bilden.

Klimaschonende Ernährung - geht das?

Diese Gase entstehen zwar primär bei der Herstellung und beim Transport der Produkte. Dennoch sind wir als Konsument*innen nicht ganz raus aus der Verantwortung. Allein 1 Kilo Rindfleisch verursacht je nach Haltung zwischen 7 und 28 Kilogramm CO2-Äquivalente. Hinzu kommt außerdem noch die Freisetzung von Treibhausgasen durch den Futtermittelanbau, besonders in den Regenwaldgebieten. Essen wir also täglich Fleisch oder andere Lebensmittel mit schlechten CO2-Bilanzen, so sorgen wir indirekt für die Entstehung der schädlichen Gase. Würden wir uns alle auf der Welt nur noch vegetarisch oder sogar vegan ernähren, so würden dadurch keine Tiere mehr für die Fleischproduktion gehalten werden und die Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen würden dadurch drastisch sinken. Jede*r einzelne sollte sich daher fragen: Muss ich regelmäßig Fleisch essen oder kann ich vielleicht auch ein- oder zweimal die Woche vegetarisch oder vielleicht sogar vegan essen? Brauche ich im Winter wirklich Erdbeeren oder kann ich damit nicht warten bis bei mir zu Hause die Erdbeersaison anfängt? Kann ich anstelle der neuseeländischen Kiwi nicht auch einfach die italienische kaufen? Wir können mit unserem Einkauf vielleicht nicht die Funktionsweise der Lebensmittelproduktion verändern. Aber wir können durch klimafreundlichere Produkte unseren individuellen CO2-Fußabdruck deutlich reduzieren - und dabei außerdem langfristig unseren Geldbeutel schonen. Einige Tipps und Ideen für regionale und/oder saisonale Gerichte und Produkte findet ihr beispielsweise bei unseren Hüttenrezepte der Initiative "So schmecken die Berge".

Spinatknödel mit Salat aus regionalen Produkten. Foto: DAV/Norbert Freudenthaler

Weniger ist mehr - auch beim Kauf von Kleidung

Ein weiterer großer Punkt unseres Konsums ist die Kleidung. Laut Greenpeace kaufen wir Deutsche im Durchschnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Dies entspricht mehr als einem neu gekauften Kleidungsstück pro Woche. Dafür geben wir laut dem statistischen Bundesamt jährlich zwischen 50 und 60 Milliarden Euro insgesamt aus. Kleidung ist daher das umsatzstärkste Konsumgütersegment im Non-Food-Bereich. Gleichzeitig werden pro Kopf 4,7 Kilogramm Kleidung jährlich weggeschmissen, was in etwa 23 Blusen oder T-Shirts entspricht. Dieses Phänomen ist als „Fast Fashion“ bekannt. Dabei könnte man durch den bewussten Verzicht auf den Kauf neuer, vor allem billiger, Kleidung hohe Mengen an Treibhausgasemissionen einsparen. Denn Hauptursache des Ausstoßes ist weniger der Gebrauch (waschen, trocknen, bügeln) selbst, sondern vielmehr die Herstellung und der Transport. Dabei werden jährlich über 850 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verursacht. CO2, das sich locker vermeiden ließe. Veranschaulicht heißt das, dass eine Verlängerung der Tragezeit von Kleidung von 1 auf 2 Jahre die CO2-Emissionen um ein Viertel verringern kann. Eine Jacke, bei der der Reißverschluss kaputt gegangen ist oder eine Hose, die am Knie ein Loch hat, muss nicht zwingend weggeschmissen werden. Sie können auch einfach repariert oder ge-„upcycelt“ und daraus tolle andere Dinge gemacht werden wie eine Patchwork Decke aus alten Hemden oder Handschuhe aus einem altem Wollpulli. Und die Fleecejacke, die nicht mehr gefällt, oder die zu klein gewordene Tourenhose könnte man verschenken, oder über Internetportale (Ebay-Kleinanzeigen, Facebook, Vinted, etc.) und Second-Hand-Shops (beispielsweise Globetrotter bei Outdoorartikel) verkaufen.

Alte Hosen als Alternative zu Blumentöpfen. Foto: DAV/Julia Kaess

Tipps zum nachhaltigerem Kosum

Allgemein sollte man sich bei neuen Anschaffungen, seien es Klamotten, elektronische Geräte oder die neue Sportausrüstung, immer fragen: Brauche ich das wirklich? Oder liegt es am Ende eh nur im Kleiderschrank oder steht ungenutzt in der Ecke? Ist eine Neuanschaffung nötig? Oder hält mein Fahrrad, mein Paar Ski oder das Smartphone vielleicht doch noch ein weiteres Jahr? Je nachdem, wie man diese Fragen für sich beantwortet, sollte man auf den Kauf direkt verzichten oder ihn zumindest für einige Zeit aufschieben. Und wenn der Neukauf wirklich sein muss, kann man ein paar Aspekte berücksichtigen, um unnötige Emissionen und Umweltschäden zu vermeiden:

  • Besteht mein Produkt aus recycelten bzw. recyclebaren Materialien? Wurde es fair produziert? Einige Outdoormarken, wie unser Partner Vaude, produzieren ausschließlich fair und umweltgerecht. Außerdem helfen beim Kauf Labels, wie Fairtrade, GOTS oder der grüne Knopf, mit denen fair und nachhaltig produzierte Ware gekennzeichnet wird.

  • Wie hochwertig ist die Verarbeitung? Kann ich durch den Kauf eines vielleicht etwas teureren Produkts die Lebensdauer verlängern? Manchmal lohnt es sich Geräte mit Akkus anstelle von Batterien zu kaufen und in hochwertigere Produkte zu investieren. Die Lebenszeit wird dadurch verlängert und man schont die Umwelt.

  • Außerdem gibt es natürlich noch weitere Fragen, die ihr euch zusätzlich stellen könnt: Gibt es das Produkt regional oder in der Nähe zu kaufen? Wird das Tierwohl berücksichtigt? Wurde auf kurze Transportwege geachtet?

Noch ein letzter Tipp am Ende dieses Artikels: Natürlich sparen wir durch Sonderangebote, Schlussverkauf, Aktionen oder beim „Black Friday“ (viel) Geld beim Kauf. Aber mal ehrlich, in der Regel schlagen wir da nur zu, weil es ein Schnäppchen war und nicht, weil wir es wirklich dringend brauchen, oder? Daher mein Vorschlag für die nächste Rabattaktion: Lieber mal nichts kaufen, denn dadurch sparen wir am allermeisten - an Geld und an Umweltschäden.

Mach's einfach!

So heißt auch die DAV-Kampagne, in der wir regelmäßig Anregungen geben, wie wir alle unser Leben ein Stückchen nachhaltiger machen können.
In den letzten Jahren sind hier schon einige Tipps zusammengekommen: Mach's einfach - nachhaltig handeln