Zwei Frauen machen Partnercheck vor Klettersteigtour
Eine neue Norm für Klettersteigsets schließt Sicherheitslücken. Foto: DAV/Julian Rohn
Die DAV-Sicherheitsforschung informiert

Neue Norm für Klettersteigsets

Die DAV-Sicherheitsforschung entdeckte im Laufe der Jahre immer wieder sicherheitstechnische Probleme bei Klettersteigsets - die Folge waren mehrere Rückrufaktionen. Eine neue Norm soll seit 2017 für mehr Sicherheit am Klettersteig sorgen.

Folgende Mängel wurden festgestellt:

  • Für leichtgewichtige Personen konnte ein Sturz wegen des großen Fangstoßes schnell lebensgefährlich werden.

  • Elastische Lastarme wurden aufgrund der im Klettersteig unvermeidbaren Dauerbelastungen geschwächt.

  • Alterungserscheinungen bei Klettersteigsets mit Reibungsbremsen konnten zur Lebensgefahr werden.

  • Knoten in Lastarmen reduzierten teilweise die Bruchfestigkeit auf Werte unterhalb der Ansprechkraft der Bremse.

Neue Klettersteigset-Norm

Mitte 2017 war es dann so weit: die neue Klettersteigset-Norm EN 958:2017 erlangte ihre Gültigkeit. Mit ihr werden die Sicherheitslücken der alten Norm geschlossen.

Die wichtigsten Neuerungen im Überblick:

  • Der Fangstoß am Anfang des Bremsvorgangs ist in Zukunft deutlich niedriger als bei den älteren Sets. Die Sets werden nicht mehr mit nur 80 Kilogramm Sturzmasse getestet, sondern sowohl mit 40 Kilogramm als auch mit 120 Kilogramm. Die Sicherheit für Personen am unteren und oberen Rand dieses Gewichtsspektrums wird dadurch erhöht.

  • Um die Erfüllung dieser neuen Anforderungen zu ermöglichen, wurde die zulässige Bremslänge von 120 auf 220 Zentimeter erhöht.

  • Ein neu eingeführter Zyklustest für elastische Lastarme stellt sicher, dass diese auch nach vielen Einsatzstunden noch ausreichend Festigkeit aufweisen.

  • Elastische Lastarme müssen eine Mindestfestigkeit von 12 kN aufweisen.

  • Nicht-elastische Lastarme müssen eine Mindestfestigkeit von 15 kN aufweisen.

  • Ein neu eingeführter Nässetest stellt einen ausreichend niedrigen Fangstoß - auch bei Nässe - sicher.

  • Die Ansprechkraft der Sets muss über 1,3 kN liegen.

  • Die neuen Klettersteigsets sind etwas größer und schwerer als die bisherigen Sets

Was gilt es beim Kauf eines neuen Klettersteigsets zu beachten?

  • Klettersteigsets, die nach der bisher gültigen Norm geprüft wurden, und die sich bereits im Handel befinden, werden noch für einige Zeit auf dem Markt erhältlich sein.

  • Vor allem Personen am unteren beziehungsweise oberen Rand des Gewichtsspektrums zwischen 40 und 120 Kilogramm sollten bei einer Neuanschaffung darauf achten, dass es sich um ein Produkt handelt, welches nach der neuen EN 958:2017 zertifiziert wurde.

  • Für Personen mit einem Gewicht zwischen 50 und 90 - 120 Kilogramm (Achtung: Herstellerangaben beachten!) bieten auch Klettersteigsets, die nach einer alten Fassung der Norm EN 958 zertifiziert wurden, ausreichend Schutz - vorausgesetzt die drei Fragen im folgenden Abschnitt "Was passiert mit den alten Klettersteigsets" können bejaht werden!

Was passiert mit den alten Klettersteigsets?

Klettersteigsets, die nach einer alten Fassung der EN 958 zertifiziert wurden, können unter gewissen Umständen auch weiterhin verwendet werden. Vor allem für Personen am unteren beziehungsweise oberen Rand des Gewichtsspektrums sind sie allerdings nicht mehr zu empfehlen! Folgende Fragen müssen unbedingt geklärt sein, bevor ein altes Klettersteigset weiterhin verwendet wird:

  • Hat mein Set die Lebensdauerangabe des Herstellers noch nicht überschritten?

  • Ist mein Set noch in einem guten Zustand? Zur Beantwortung dieser Frage hilft der unten angehängte Artikel aus DAV Panorama.

  • War das Klettersteigset in den letzten Jahren sicher nicht von einem Rückruf betroffen?

Nur wenn diese Fragen bejaht werden können, sollte das Klettersteigset weiterhin verwendet werden!

Dateien

Name Größe
Panorama 3/2013: Klettersteigset checken 626.09 KB