Gleitschneelawine
Gleitschneelawinen gehen auf Grund ab. Foto: DAV/Thomas Bucher
Gefahren im Frühjahr

Nass- und Gleitschneelawinen: was man wissen muss

Nassschneelawinen sind ein typisches Frühjahrsphänomen: Sie treten bei steigenden Temperaturen auf. Feuchtigkeit dringt in die Schneedecke ein, besonders an sonnigen Hängen sickert das Wasser bis zum Boden durch - und die Rutschgefahr steigt.

Eng verwandt mit der Nass- ist die Gleitschneelawine. Beiden liegen ähnliche Auslösemechanismen zu Grunde: Schneeschmelze durch Sonneneinstrahlung oder Regen bis in Hochlagen tragen dazu bei, dass die Schneedecke immer mehr durchfeuchtet – und so die Verbindung zum Erdboden oder zwischen einzelnen Schneeschichten selbst rutschig wird.

Bei Touren ist zu beachten: In der Nacht sollte es kalt genug sein, dass die obere Schneeschicht durchfriert. Ein gutes Anzeichen dafür ist ein sogenannter „Deckel“ auf der Schneeoberfläche, auf dem man gut aufsteigen kann, ohne mit den Ski im Schnee einzusinken. Die Aufbruchzeit sollte so gewählt werden, dass man schon (spät)vormittags auf Firn abfährt – und nicht im total durchnässten Schnee (Sulz) am Nachmittag.

Nassschneelawinen: Entstehung durch Sonne oder Regen

Drei Faktoren müssen erfüllt sein, damit eine Nassschneelawine entsteht: In der Schneedecke muss sich eine Schwachschicht befinden, die gestört wird. Die Hangneigung muss groß genug sein, in der Regel über 30 Grad. Und: Die Grenzschicht zwischen Schneedecke und Schwachschicht muss durchfeuchtet sein.

Neben einer Schwachschicht, die vorhanden sein muss, kommt es bei der Auslösung einer Nassschneelawine auf die Beschaffenheit der Grenzschicht an. Wenn die Sonne bereits stark scheint oder Wasser nicht mehr als Schnee fällt, sondern als Regen, wird die Schneedecke durchfeuchtet. An der Schwachschicht sammelt sich dann Wasser, das wie ein Gleitmittel wirkt.

Während sich Gleitschneelawinen in der Regel spontan selbst auslösen, werden Nassschneelawinen meist von anderen ausgelöst: Entweder von einem Skifahrer direkt oder von anderen Wintersportlern, die ebenfalls im Lawinenhang unterwegs sind. Auch kann es vorkommen, dass große Felsbrocken, die auf einen Hang treffen, die Schneedecke ins Rutschen bringen.

Meist lassen sich Nassschneeprobleme gut im Gelände erkennen: Tiefes Einsinken in die Schneedecke ist ein kritisches Zeichen zunehmender Durchfeuchtung. Weitere Anzeichen: Beginnender Regen, Bildung von Schneeballen oder Schneerollen und kleine nasse Schneebrett‐ oder Lockerschneelawinen kündigen oft nasse Lawinenaktivität an.

Nassschneelawine. Foto: DAV/Thomas Bucher

Gleitschneelawinen: Spontane Auslösungen!

Bei der Gleitschneelawine liegt die Schwachschicht nicht in der Schneedecke, sondern am Boden selbst. Deshalb gehen diese Lawinen auch direkt auf dem Grund ab. Damit eine Gleitschneelawine ausgelöst wird, müssen ähnliche Faktoren wie bei der Nassschneelawine erfüllt sein: Die Oberfläche des Bodens muss glatt genug sein. Dafür reicht vom Schnee platt gedrücktes Gras oder eine Felsplatte. Die Hangneigung muss groß genug sein. Hier genügt allerdings bereits eine Hangneigung von 15 Grad. Und: Die Grenzschicht zwischen Schneedecke und Boden muss durchfeuchtet sein.

Da sich die ersten beiden Faktoren (Bodenart und Steilheit) kaum verändern, kommt es bei der Entstehung der Lawinengefahr auf den dritten Faktor an: die Beschaffenheit der Grenzschicht. Wenn die Sonne bereits stark scheint oder Wasser nicht mehr als Schnee fällt, sondern als Regen, wird die Schneedecke durchfeuchtet. Am Boden sammelt sich Wasser, das wie ein Gleitmittel wirkt. Die Schwachschicht liegt in diesem Fall direkt auf dem Boden und befindet sich nicht in der Schneedecke. Werden die Spannungen an dieser Grenze zu groß, kann die Schneedecke bis zum Grund aufreißen. Wann dies passiert, ist tatsächlich kaum vorherzusagen: Spontane Auslösungen auch in der Nacht passieren häufig.

Ein erstes Anzeichen für einen Bruch der Spannung stellen sogenannte Fischmäuler dar: Halbkreisförmige Löcher in der Schneedecke, die bis zum Grund reichen. Der Bereich um und vor allem unterhalb eines solchen Risses sollte gemieden werden: Oft (aber nicht immer) gehen unterhalb des Fischmauls Gleitschneelawinen ab.

Gleitschneelawinen können besonders im Frühjahr sehr große Dimensionen annehmen. Sie fließen in der Regel zwar langsamer, aufgrund ihrer hohen Dichte können sie auf Hindernisse trotzdem mit beachtlichen Kräften wirken. Gleitschneelawinen, die direkt über den Boden fließen, reißen oft Geröll und ganze Bäume mit.

Exkurs: Gleitschneelawinen im Früh- und Hochwinter. Nicht nur im Frühling – zu allen Zeiten des Winters kann Gleitschnee in Bewegung kommen. Dies hat dann aber andere Gründe: Im Frühwinter kann es vorkommen, dass ein noch warmer Boden tief eingeschneit wird. Die Gleitschicht entsteht in diesem Fall nicht von oben, sondern von unten: Der Boden gibt Wärme von unten an die Schneedecke ab, die dann schmilzt.

Auslauf einer Gleitschneelawine. Foto: DAV/Thomas Bucher

Risiko Nass- und Gleitschneelawinen: Tipps zur Sicherheit

  • Lawinenlagebericht beachten und gefährdete Bereiche meiden

  • Nur gehen, wenn es in der Nacht durchgefroren hat und zurück sein, bevor die Schneedecke nicht mehr trägt

  • Beachten, dass die Schneedecke zwar in der Höhe oft noch durchgefroren ist, tiefer unten aber (v.a. Ost- und Süd-) Hänge schon völlig durchnässt ist

  • Ost- und Südhänge: wegen der Sonneneinstrahlung besonders früh zurück sein

  • Gleitschneelawinen: Bereiche unterhalb von Fischmäulern meiden

  • Auch lichter Wald bietet keinen ausreichenden Schutz vor Lawinen

  • Auslaufbereiche der Lawinen beachten – besonders Gleitschneelawinen lösen sich spontan

Weitere Informationen zur Lawinengefahr im Frühjahr gibt es im PDF in den Downloads unten.

Themen dieses Artikels