Zwei Bergsteigerinnen schlagen auf Gipfel ein
Die Ausrüstung wird passend zur Aktivität gewählt. Foto: DAV/Dörte Pietron
Tipps zu Kauf und Nutzung

Nachhaltigkeit bei Bekleidung und Ausrüstung

Welche Aspekte kann man bei der Nutzung und dem Kauf von nachhaltiger Bekleidung und Ausrüstung im Bergsport beachten, um klima- und ressourcenschonend unterwegs zu sein? Unsere Kampagne #machseinfach klärt auf.

Wer draußen in den Bergen ist, benötigt spezielle Outdoorbekleidung und Ausrüstung, egal ob bei einer Tageswanderung, einer hochalpinen Bergtour, auf dem Mountainbike oder beim Skitourengehen.

Wichtig ist es, sich darüber klar zu werden, welchen Aktivitäten man eigentlich nachgehen möchte, welche Ausrüstung dafür gebraucht wird und welche nicht unbedingt nötig ist. Diese Entscheidung wird einem natürlich nicht einfach gemacht. Ständig kommen neue Modelle von Jacken, Rucksäcken, Ski etc. auf den Markt, die suggerieren, dass sie unbedingt benötigt werden. Hier ist weniger oft mehr, und zwar mehr Nachhaltigkeit: Produkte, die gar nicht erst hergestellt werden, sind am schonendsten für Umwelt und Natur.

Nachhaltige Outdoor-Bekleidung

Da Outdoor-Bekleidung aufgrund der sportlichen Ansprüche an Wind und Wetter leicht und funktionell sein soll, werden vor allem synthetische Stoffe wie Polyester eingesetzt. Dieses bringt neben seiner Funktionalität aber auch viele Probleme mit sich. Polyester wird aus Erdöl hergestellt, ist nicht biologisch abbaubar und verbleibt somit einen langen Zeitraum in der Umwelt. Die Produktion ist zudem mit einem hohen Ressourcen- und Energieaufwand verbunden. Außerdem verwenden viele Hersteller eine Vielzahl an problematischen Chemikalien, wodurch die Produkte zwar atmungsaktiv und wasserdicht werden, jedoch sehr umwelt- und klimabelastend sind.

Ein weiteres unterschätztes Problem ist der Eintrag von Mikrofasern in die Umwelt. Mikrofasern, als eigentlicher Grundstoff der Bekleidung, gelangen zum Beispiel beim Waschen ins Wasser und über das Abwasser in unsere Ozeane.

Doch natürlich gibt es mittlerweile auch viele Hersteller von Bekleidung und Ausrüstung für den Bergsport, die sich aktiv für nachhaltige Produkte einsetzen und viel Wert auf Klima- und Ressourcenschutz legen. Der DAV Ausrüster VAUDE nimmt hierbei in vielen Aspekten eine Vorreiterrolle ein und gilt als einer der nachhaltigsten Outdoor-Hersteller in Europa.

Immer mehr Hersteller nehmen Kleidung nach Gebrauch zurück, um sie zu recyceln. Foto: DAV/Daniel Hug

Recycelte und recycelbare Bekleidung

Da viele Materialien nicht abbaubar sind, stellt Recycling eine wichtige Komponente bei nachhaltiger Bekleidung dar. Zum einen können Produkte aus recycelten Materialien wie alten Produktionsabfällen oder PET-Flaschen hergestellt werden. Auch Produkte aus Daunen, wie Jacken oder Schlafsäcke können aufgearbeitet und die Daunen wieder verwendet werden. Noch umweltschonender ist die Herstellung von Produkten, die nach der Nutzung wieder in den Produktionskreislauf aufgenommen werden können und zu neuen Produkten verarbeitet werden.

Beispiele hierfür sind der amerikanische Hersteller Patagonia sowie die deutsche Marke Pyua. Dort kann man benutzte Kleidung über bestimmte Rücknahmeverfahren bei den Unternehmen abgeben.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, den man bei der Anschaffung beachten sollte, ist die Benutzung sogenannter polyfluorierter Chemikalien (PFC). Diese umweltgefährdenden Stoffe sorgen bei den Produkten für Imprägnierung und Stabilität und kommen vor allem bei der Herstellung wasserfester und atmungsaktiver Membranen zum Einsatz. Einige Untersuchungen belegen zudem, dass PFC gesundheitsschädigend sind. Kundinnen sollten daher auf Ausrüstung zurückgreifen, die PFC-frei ist.

Nachhaltigkeitssiegel

Gute Anhaltspunkte beim Kauf von neuer Bekleidung und Ausrüstung sind Nachhaltigkeitssiegel und bestimmte Label, durch die sichergestellt werden soll, dass hohe Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden.

Das staatliche Siegel Blauer Engel zeichnet Produkte aus, die hohe Umweltstandards erfüllen und deckt auch die Kontrolle der Produktion von Natur- und Kunstfasertextilien ab. Das EU Eco Label ist das Pendant auf europäischer Ebene.

Ein weiteres Siegel ist Blue Sign, welches sich auf die Verringerung von Umwelteinflüssen in der Textilindustrie fokussiert hat. Es wird als sehr strenges Umweltsiegel eingeschätzt.

Das bluesign Siegel steht für die Verringerung von Umwelteinflüssen in der Textilindustrie. Bild: bluesign

Daunen-Siegel

In bestimmten Jacken und Schlafsäcken werden Dauen als Füllmaterial benutzt. Das Siegel Global Traceable Down Standard gilt als streng und ist an bestimmte Auflagen der Daunennutzung gebunden. Weiterhin werden vermehrt auch recycelte Daunen verwendet. Hier lässt sich das Jubiläumsprojekt DownUpCycling der JDAV zusammen mit dem Ausrüster Mountain Equipment als Beispiel nennen, die im Sommer 2019 dazu aufriefen, alte Daunenprodukte zu sammeln, um diese wieder zur Produktion zu verwenden. 

Das Logo der Fair Wear Foundation. Bild: Fair Wear Foundation

Soziale Aspekte beachten

Bei der sozialen Komponente der Nachhaltigkeit ist das Siegel Fair Wear Foundation ein hilfreicher Anhaltspunkt. Es hat das Ziel, die Arbeitsbedingungen in Unternehmen der Textilindustrie zu verbessern und beinhaltet Aspekte wie freie Arbeitsplatzwahl, existenzsichernde Löhne und weitere Arbeitsrechte. Auch hier gibt es bereits eine Vielzahl an Unternehmen, die mit diesem Label zertifiziert sind.

Es gibt jedoch auch Outdoorkleidung, die rein natürliche Materialien, vor allem Baumwolle benutzt. Diese Produkte sind dann noch umweltschonender, besitzen dafür eine nicht so ausgeprägte Funktionsfähigkeit. Ebenso Produkte aus Mischfasern sowie neuartigen Materialien wie Holzfasern werden benutzt. Ein wichtiges und sehr umfassendes Label für natürliche Materialien ist das Global Organic Textile Standard, welches eine umweltverträgliche und sozialverantwortliche Textilherstellung garantiert und auch starken Kontrollen unterliegt.

Den Überblick behalten

Neben den beschriebenen Siegeln sollte daher darauf geachtet werden, dass Bekleidung und Ausrüstung, wenn möglich, in Deutschland oder in anderen europäischen Ländern sozialverträglich produziert werden. So werden auch die Transportwege kürzer.

Sicherlich hilfreich bei der Informationssuche ist die Plattform Siegelklarheit, die von der Bundesregierung initiiert wurde.

VAUDE's Green Shape Siegel

Der DAV Partner und Ausrüster VAUDE baut auf eine umfassend nachhaltige Unternehmensphilosophie. Viele Produkte sind mit externen Siegeln wie Blue Sign und Fair Wear Foundation zertifiziert. Außerdem führt VAUDE ein firmeneigenes Siegel, das Green Shape Label. Produkte, die aus nachhaltigen und umweltfreundlichen Materialien bestehen, erhalten das Siegel. So kommen mindestens 30 % recycelte und PVC-freie Materialien zum Einsatz. Außerdem muss die Kleidung langlebig und reparierbar sein. Weiterhin müssen faire Arbeitsbedingungen in der gesamten Lieferkette eingehalten werden. Neben den produktspezifischen Aspekten setzt sich VAUDE für Transparenz im eigenen Unternehmen und gemeinwohlorientierte Arbeitsbedingungen ein.

Das Green Shape Siegel von VAUDE steht für nachhaltige und umweltfreundliche Materialien. Bild: VAUDE

Nachhaltige Ausrüstung

Auch bei der Outdoor-Ausrüstung kann auf entsprechende Siegel und Label oder umweltschonende Materialien geachtet werden. Bei vielen Herstellern wie VAUDE sind auch Produkte wie Rucksäcke, Schlafsäcke oder Zelte mit Siegeln, beispielsweise Blue Sign, Fair Wear Foundation oder Green Shape zertifiziert.

Der deutsche Kletterausrüstungshersteller Edelrid bietet beispielsweise recycelte und PVC-freie Kletterseile sowie Sicherungsgurte zum Verkauf und setzt sich für umfassende Nachhaltigkeit im Unternehmen ein.

Auch bei Ski und Snowboards lassen sich Nachhaltigkeitsbestrebungen in der Produktion finden. Bei Völkl und vielen anderen Herstellern setzt man auf Holzkerne aus zertifizierten Quellen. Außerdem wird fast ausschließlich in Deutschland produziert. Dennoch bleibt immer ein Problem mit Mikroplastik, das sich beim Fahren von der Lauffläche der Ski löst und mit der Schneeschmelze in Flüsse und bis ins Meer geschwemmt wird.

Das Start-Up bComp aus Freiburg entwickelt Flachs-Gelege oder -Gewebe, die als Ersatz für Glasfasermatten dienen, die als Ober- und Untergurt über bzw. unter dem Holzkern liegen. Oft wird Flachs allerdings in Kombination mit Carbonfasern verbaut und mit Epoxid-Harz verklebt, was aufwendig mittels chemischem Recycling gelöst werden muss und erst dann getrennt entsorgt werden kann.

Die richtige Wahl treffen

Die Suche nach und die Entscheidung für nachhaltigere Bekleidung und Ausrüstung liegt in der Verantwortung jeder*s Einzelnen und bedarf einiges an zeitlichem Aufwand, um Umwelt- und Soziallabels zu vergleichen. Auch sollte man nur kaufen, was man wirklich braucht und Ausrüstung sowie Kleidung gut pflegen. Weitere Tipps zur nachhaltigen Ausübung des Bergsport gibt´s auf der Seite der Kampagne #machseinfach.

Fehlt noch was?

Du hast noch weitere Ideen zur Nachhaltigkeit bei Bekleidung und Ausrüstung? Dann schicke uns eine Nachricht an natur@alpenverein.de.

Die Kampagne #machseinfach ist Teil des Projekts „Bergsport mit Zukunft“, das durch das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) und Globetrotter gefördert wird.

DAV-Partner unterstützt Kampagne

Unterstützt wird die Kampagne #machseinfach von VAUDE als offiziellem Partner des Deutschen Alpenvereins.

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