Barbara Vigl
Die Spitzenalpinistin und Autorin Barbara Vigl verbindet Klettern mit Geschichtenerzählen. Andreas Vigl
Alpenvereinsjahrbuch "Berg 2024"

Lesestoff für Berghungrige

Das Alpenvereinsjahrbuch „Berg 2024“ bietet Geschichten, Interviews, Diskussionen und Porträts aus der Welt der Berge und des Bergsports und gibt vertiefte Einblicke in das aktuelle alpine Geschehen.

Berchtesgaden: Landschaft, Natur und Kommerz

Das neue Alpenvereinsjahrbuch widmet sich der Schwerpunktregion Berchtesgadener Alpen - ein beeindruckender Landschaftsstrich mit spannender Geschichte im Spannungsfeld zwischen Alpinismus, Natur und Kommerz. Der Reiz der Berchtesgadener Alpen zieht die Menschen seit Jahrhunderten an. Größter Blickfang ist der Watzmann, seinem Ruf folgen nach wie vor jedes Jahr zahlreiche Bergsteiger*innen. So viele Geschichten ranken sich um den „König“ der Berchtesgadener Alpen, dass er geradezu ein Doppelleben führt: Er ist Stein und Mythos zugleich. Seine Aura wurde nicht zuletzt vom Maler Caspar David Friedrich überhöht in Szene gesetzt.

Philipp Reiter trainiert für seine Speedbegehung der Watzmann-Ostwand. Foto: Klaus Fengler

Aber auch der Hohe Göll oder das Steinerne Meer sind reizvolle Ziele zum Wandern und Bergsteigen. Dort oben und im Tal finden sich im Berchtesgadener Land zahlreiche beliebte Postkartenmotive. Das bleibt nicht ohne Folgen: Hier lässt sich nachvollziehen, warum Besucherlenkung so notwendig ist. Denn an den Hot-Spots wird die fragile Natur geradezu überrannt. Die Gegenmaßnahmen reichen von naturverträglichen Tourenvorschlägen im Internet bis hin zum von Rangern überwachten Betretungsverbot im Gebiet des Königsbachfalls.

Auch der Nationalpark Berchtesgaden ist ein Aushängeschild, mehr als 1,5 Millionen Besucher*innen pro Jahr muss dieser verkraften. Er dient nicht nur der Erholung, sondern ist gleichzeitig ein riesiges Forschungslabor. Der Nationalpark bietet Wissenschaftler*innen die einmalige Chance, zu entdecken, wie sich Regionen frei von menschlichem Eingriff entwickeln. An den Veränderungen der Artenvielfalt lassen sich die Auswirkungen des Klimawandels ablesen.

Leben in der Alpen-WG

Der Tourismus ist in Berchtesgaden wie anderswo Segen und Fluch zugleich. Er ist Hauptwirtschaftszweig - doch wie und wo können Einheimische noch ruhige Orte zum Entspannen finden? Leben, wo andere Urlaub machen – ist dies immer reizvoll? Wie lebt man eigentlich heute im Gebirge? Dieser Frage widmet sich die Rubrik „BergFokus“ mit dem Schwerpunkt „Alpen-WG“. Neben touristischen Ballungszentren und wachsenden städtischen Regionen wie Bozen oder Innsbruck gibt es auf der anderen Seite viele entvölkerte Regionen wie in den Bergen des norditalienischen Piemont.

Wachsende Alpenmetropole: Grenoble. Foto: Axel Klemmer

In den Tälern zu Füßen des Monte Viso siedeln sich immer mehr Menschen aus den Städten der Poebene an. Teilweise fördern öffentliche Programme solche Umzüge in die einst verlassenen Dörfer. Auch Zweitwohnsitze wurden hier zuletzt immer häufiger zu Erstwohnsitzen - besonders während der Corona-Pandemie flüchteten viele aus dem beengten Stadtleben. Die sogenannten „New Highlander“ bringen jetzt neuen Pioniergeist in die verfallenen Kulturregionen.

Die Zukunft des Bergsteigens

Ist das klassische Bergsteigen schon Geschichte? Sicherlich nicht, doch es hat sich in den höheren Regionen bereits jetzt stark verändert. Im Sommer 2022 waren die Verhältnisse höchst prekär. Ausgeaperte Gletscher, Steinschlag und Felsstürze machten die Besteigung so mancher Drei- und Viertausender sehr gefährlich oder gar unmöglich. Der Hüttenwirt Wilfried Studer musste seine Hütte in den Sommern 2022 und 2023 wegen Wassermangel schließen. Im Interview erzählt er, wie es dazu kam und wie er die Versorgung der Neuen Prager Hütte in Zukunft aufstellen möchte.

Ein Gletscher verdunstet: Bockkarkees in der Glocknergruppe. Foto: G. Lehner

Über Rekorde an der Grenze des Menschenmöglichen berichtet Andi Dick in seiner Alpinismus-Chronik. Mehr schwindelerregende Einblicke in die Bergsportszene gibt der Artikel übers Steilwandskifahren. Die Bergsteigerin Babsi Vigl stand im Jahr 2020 auf dem Gipfel des Cerro Torre in Patagonien und verbindet seitdem zwei Leidenschaften miteinander: Klettern und Schreiben. In ihren Geschichten geht es nicht um Heldentum, sondern um die ganz persönliche Verbindung des Menschen zum Berg, zu den Begleiter*innen und zu sich selbst. Aber in der Rubrik "BergMenschen" geht es nicht nur ums Bergsteigen. Ein "Leben abseits aller Pfade" führte der Wildhüter Louis Oreiller, der im Porträt der Alpinanthropologin Irene Borgna aus seinen Tagen im Gran-Paradiso-Nationalpark erzählt.

Diese und viele weitere spannende Themen sind im neuen Alpenvereinsjahrbuch "Berg 2024" zu finden.

Hier gibt es einen Blick ins Buch

Alpenvereinsjahrbuch "Berg 2024"

  • inkl. Neuauflage der AV-Karte 10/1 Steinernes Meer, Maßstab 1:25.000

  • 256 Seiten

  • 300 Abbildungen

  • Einband: Hardcover, Format: 21 x 26 cm

  • Herausgeber: DAV, OEAV, AVS

  • Verlag: Tyrolia-Verlag Innsbruck

  • Preis: 25 Euro

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