Wie funktioniert das? Wetterschutzbekleidung

Dicht und luftig?

Eine regendichte Jacke zu bauen, ist nicht übermäßig schwer, das „Ölzeug“ der Seeleute ist der Beweis. Doch wenn man sich damit in den Bergen bewegen will, wird man durch Schwitzen von innen nässer als von außen durch den Regen. „Atmungsaktivität“ heißt das Zauberwort: Der Schweiß soll nach außen können, aber Regen (und Wind) nicht rein. Verschiedene Technologien tummeln sich auf dem Markt.

Was heißt „wasserdicht“?

Die Wasserdichtigkeit eines Materials wird in „Millimetern Wassersäule (mm WS)“ gemessen. Werte von 400-1300 mm WS stehen für „wasserabweisende“ Textilien, als „wasserdicht“ gilt ein Stoff laut DIN ab 1300 mm WS. Durch Sitzen, Knien oder z.B. Rucksackträger kann aber der Druck erhöht werden; deshalb empfiehlt die Eidgenössische Materialprüfanstalt in St. Gallen mindestens 4000 mm WS für wasserdichte Stoffe.

Unterschieden wird zwischen wasserabweisenden und wasserdichten Textilien. Illustration: Georg Sojer

Was heißt „atmungsaktiv“?

Dieser Begriff bezeichnet die Möglichkeit, dass Schweißdampf durch das Material nach außen dringt – gemessen im „Wasserdampfdurchgangswert“ RET. Werte unter RET 6 stehen für sehr gute Atmungsaktivität; Topmaterialien erreichen Werte unter RET 0,5. Merke: Das gilt nur für Schweiß-Dampf. Bildet der Schweiß Tropfen auf Haut oder Stoff, wird er behandelt wie Regenwasser, bleibt also drin.

Atmungsaktive Materialien lassen Schweißdampf nach außen. Illustration: Georg Sojer

Was heißt „winddicht“?

Der „Windchill-Effekt“ macht Kälte stärker fühlbar. Er entsteht, weil der Wind zum einen die Körperwärme von der Haut wegbläst, zum anderen Schweißfeuchtigkeit stärker verdunsten lässt, was zu Verdunstungskühlung führt. Als winddicht gelten Textilien, die maximal fünf Liter Luft pro Sekunde durch einen Quadratmeter Stoff dringen lassen (5 l/m2/s).

Winddichte Textilien halten wärmer. Illustration: Georg Sojer

Das Prinzip

Die meisten Schutztextilien beruhen auf der Tatsache, dass Wasserdampf (Schweiß) sehr viel kleinere Teilchen bildet als Nässe (Regen). So hat etwa die Gore-Tex-Membran unzählige winzige „Löcher“ (1,4 Milliarden pro Quadratzentimeter), durch die Schweißmoleküle durchkönnen, aber keine Regentropfen. Das gleiche Prinzip nutzen beschichtete Textilien, deren Beschichtung solche Mikrolöcher besitzt. Manche Membranen (z.B. Sympatex) leiten die Feuchtigkeit durch chemische Prozesse nach außen.

Winzige Löcher lassen den Schweiß nach außen. Illustration: Georg Sojer

Die Verarbeitung

Stoffe mit Beschichtung lassen sich direkt verarbeiten; je nach Konzept ergänzt durch Futterstoffe. Membranen sind sehr dünn (hundertstel Millimeter) und deshalb nicht direkt als einziger Stoff verwendbar; je nach Konstruktion (s.u.) werden sie kombiniert mit einem Oberstoff, einem Trägermaterial und/oder einer Futterlage. Die einzelnen Textilschichten werden entweder vom Hersteller direkt miteinander verbunden (laminiert) oder beim Schneidern gemeinsam vernäht. Wichtig für die Wasserdichtigkeit eines Kleidungsstückes ist, dass alle Nähte sauber abgedichtet (versiegelt) werden. Der Oberstoff bei Membrantextilien wird üblicherweise wasserabweisend ausgerüstet (imprägniert), da Nässe die Funktion des Kleidungsstücks behindert.

In der Verarbeitung werden Membranen meist kombiniert mit einem Oberstoff, einem Trägermaterial und/oder einer Futterlage. Illustration: Georg Sojer

Laminate

  • Beim Zwei-Lagen-Laminat wird die Membran mit dem Oberstoff verbunden (laminiert), ein Futterstoff wird bei der Verarbeitung eingenäht. Leichte, bequeme Konstruktionen, zusätzlich mit Isolation kombinierbar.

  • Für das 2,5-Lagen-Laminat werden Membran und Oberstoff laminiert, anstelle eines Futterstoffs wird ein Kunststoffmuster aufgetragen, das Kontakt zwischen Haut und Membran verhindert und das Ganze sehr leicht und luftig hält.

  • Das Drei-Lagen-Laminat ist eine direkte Verbindung der drei Schichten Oberstoff – Membran – Futter. Das Material ist etwas steifer und anspruchsvoller zu verarbeiten, aber besonders leistungsfähig und langlebig.

  • Der Z-Liner ist eine Kombination der Goretex-Membrane mit einem leichten Trägerstoff. Er lässt sich frei hängend zwischen Oberstoff und Futter verarbeiten, was mehr Design-Optionen eröffnet und weniger versiegelte Nähte verlangt.

Die einzelnen Schichten können auf verschiedene Weise miteinander verbunden werden. Illustration: Georg Sojer

Pflegetipps

  • Kontakt der Membran mit Fett (Haut, Sonnencreme) und Chemikalien vermeiden.

  • Auch Tex-Bekleidung waschen, weil Schweiß und Schmutz die Funktion der Stoffe behindern. Pflegeleicht, 40°C, Reißverschlüsse u.ä. vorher schließen. Schonend trocknen: an der Luft oder im Trockner.

  • 20 zusätzliche Minuten im Trockner reaktivieren die Imprägnierung. Wenn der Oberstoff Wasser durchlässt, nachbehandeln mit Pumpspray- oder Einwasch-Imprägnierung.

  • Gute Pflege verlängert die Lebensdauer und erhält die Funktionalität.

Zuerst erschienen in DAV Panorama 01/17, aktualisiert von Andreas Dick 03/21

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