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Eintauchen in die Magie des Waldes. Foto: DAV
Waldbaden

Was ist so gesund daran?

Einfach Zeit im Wald verbringen – das ist Waldbaden. Aber was ist so gesund daran und wie kann ich am besten in den Wald eintauchen?

Shinrin Yoku, zu Deutsch "das bewusste Eintauchen in die Waldatmosphäre", stammt aus Japan und ist dort eine anerkannte Therapieform. Der Wald als Ruheort und Gegenpol zur Alltagshektik verspricht viele positive und wissenschaftlich belegte Effekte. Die Verbundenheit zur Natur ist in der japanischen Kultur tief verwurzelt. Das Waldbaden ist dort schon lange üblich, aber keine klassische Tradition. Als Reaktion auf den Stress in der Bevölkerung lud das Forstministerium in den 1980er Jahren dazu ein, Zeit im Wald zu verbringen. Das Waldbaden sollte nicht nur heilen, sondern auch die Wertschätzung gegenüber dem Wald stärken. Nur so würde der Mensch spüren, warum die Natur so schützenswert ist.

Die vielen positiven Effekte des Waldbadens

  • Stärkt das Immunsystem

  • Senkt den Blutdruck

  • Verringert das Ausschütten von Cortisol und Adrenalin

  • Kann Burnout vorbeugen

  • Senkt den Blutzuckerspiegel

  • Reduziert Stress und Anspannung

  • Verringert chronische Schmerzen

  • Wirkt sich positiv auf Angststörungen und Depressionen aus

  • Beugt vielen Krankheiten vor

  • Aktiviert mehr "Killerzellen", die gegen Krebs oder Viren kämpfen

  • Stärkt die Gefühle von Ruhe, Geborgenheit, Wohlbefinden, Entspannung usw.

  • Verbessert die Schlafqualität

Quelle: Die Studie "Shinrin-Yoku (Forest Bathing) and Nature Therapy: A State-of-the-Art Review" (2017) untersuchte 127 andere Studien und deren Ergebnisse. Eine Tabelle dieser Ergebnisse zu den Auswirkungen auf die Gesundheit gibt es hier.

Die Wirkung von Waldbaden ist wissenschaftlich belegt

Manche neigen dazu, Waldbaden direkt in eine esoterische Ecke zu schieben - doch die positiven Effekte des Waldbadens sind wissenschaftlich zahlreich belegt. Menschen, die viel Zeit im Grünen verbringen, gaben in einer Studie an, mehr Energie zu haben, sich insgesamt gesünder zu fühlen und mehr Sinn im Leben zu sehen. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, was die Menschen intuitiv wissen: Die Natur hat große Vorteile für das menschliche Gehirn, was sich in erhöhter Zufriedenheit, Wohlbefinden und verbessertem Gedächtnis zeigt.

Viele Forschende fordern daher, dass Waldbaden auch in der westlichen Medizin als Naturtherapieform (Nature Therapy) anerkannt wird. Dabei gehen die Wissenschaftler*innen Song, Ikei und Miyazakis von einem "gestressten Zustand" der Menschen aus, deren Immunsystem dann durch das Waldbaden wieder gestärkt wird.

Öfter mal den Verstand verlieren - im Wald. Foto: Connor Danylenko/ Pexels

Besonders die Studie "Shinrin-Yoku (Forest Bathing) and Nature Therapy: A State-of-the-Art Review" untersuchte 127 verschiedene Papers zu Shinrin Yoku und bestätigt, dass Waldbaden die Gesundheit auf ganz vielen Ebenen stärkt. Die Forschungsergebnisse der untersuchten Papers zeigen zahlreiche Verbesserungen der Gesundheit, von signifikant geringeren chronischen Schmerzen bis hin zu einer niedrigeren Herzfrequenz, geringerem Blutzuckerspiegel und Blutdruck. Mithilfe von speziellen psychologischen Test wurde deutlich, dass sich das Waldbaden auch positiv auf Angststörungen und Depressionen auswirkt. Außerdem belegen die untersuchten Studien, dass sich Menschen durch das Waldbaden entspannter, geborgener, zufriedener und weniger depressiv fühlen. Somit wirkt sich Shinrin Yoku nicht nur stark positiv auf die physische Gesundheit aus, sondern auch auf die mentale Gesundheit. Einige Probant*innen gaben an, wieder mehr den Sinn des Lebens zu spüren und zu erkennen.

Die zahlreichen Studien machen aber auch deutlich, dass es nicht immer ein ganzer Wald sein muss: schon ein paar Bäume um einen herum, Pflanzen in der Wohnung oder ein Spaziergang im Stadtpark wirken sich positiv auf den Körper aus.

Abtauchen ins tiefe Grün entspannt den Körper und erfrischt den Geist. Foto: Adobe Stock

Mit allen Sinnen den Wald spüren

Doch wie „waldbadet“ man richtig? Der Naturphilosoph John Muir (1838-1914) beschreibt es bereits treffend: „In den Wald gehe ich, um meinen Verstand zu verlieren und meine Seele zu finden“. Es gibt also keinen richtigen, aber auch keinen falschen Weg. Der Kopf hat Sendepause und die Instinkte übernehmen. Eifer und Ehrgeiz haben hier keinen Platz. Die kindliche Neugier ist wieder gefragt. Welche Vögel zwitschern in den Baumkronen? Wie fühlt es sich nochmal an, wenn ich meine Finger in die Erde stecke? Und was rieche ich, wenn ich einen Baum umarme? Das Meer aus Grün, der erdige Geruch und die vertrauten Klänge erfrischen den Geist. Wer den Wald bewusst in sich aufnimmt, spürt sich selbst.

Viele sind ständig mit den Gedanken in der Zukunft und werden beim Waldbaden sanft ins Hier und Jetzt geholt. Dabei werden einige feststellen, wie schwer es ist, einfach nur zu sein. Gerade deshalb lohnt sich der Sprung ins „Badebecken“ voller Bäume. Denn wer regelmäßig in der Natur unterwegs ist, wird feststellen, dass auch der Kopf irgendwann verstummt. Wenn es schwer fällt loszulassen, kann man von einer Waldbademeisterin wie Manuela Goerlich lernen, sich dem Moment hinzugeben. Die geführten Ausflüge durch die Botanik sind oft nur wenige hundert Meter lang, dauern aber ein paar Stunden.

Die kleinen Wunder sehen, spüren, riechen. Foto: Pixabay

Zurück zur Natur

Ein Drittel der Fläche Deutschlands ist von dem tiefen Grün überzogen und damit eines der waldreichsten Länder Mitteleuropas. Bis vor ungefähr 150 Jahren verbrachte der Mensch darin noch wesentlich mehr Zeit. Der Wald bot den Menschen Schutz und Geborgenheit, sie haben in ihm und von ihm gelebt. Tiere wurden erlegt, um sich zu ernähren, Pflanzen gepflückt, um zu heilen. Betrachtet man die Evolution des Menschen zeigt sich, weshalb er sich intuitiv mit dem Wald verbunden fühlt.

Mit Aufkommen der industriellen Revolution flammte die Sehnsucht nach Ursprünglichkeit wieder auf. Aus diesem Verlangen entsprang schließlich eine Epoche, die lange Zeit Kunst und Kultur prägen sollte: die Romantik. Und es zeichnen sich Parallelen ab: in einer immer „smarteren“ Welt scheint der Mensch der Natur ferner denn je – und kommt doch zu ihr zurück, um Ruhe zu finden. Daher überrascht es nicht, dass das Waldbaden auch in Deutschland Anklang findet.

Gemeinsam mit unserem Partner Bergader setzt sich der DAV im Rahmen der Kampagne Spüre Dich selbst für einen gesundheitsorientierten Lebensstil und Achtsamkeit für das eigene Körpergefühl ein – in den Bergen wie auch Zuhause.

Waldbaden ist dabei ein wesentlicher Baustein.

Weitere Informationen zu unserem Partner Bergader gibt es hier.

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