Tiere im Gebirge sehen, respektieren, schonen

Ein tierisches Vergnügen

Das Gebirge: Ort unvergesslicher Erlebnisse und Abenteuer, Energiequelle für den Alltag, Sport- und Freizeitstätte, Rummelplatz des alpinen (Massen-)Tourismus und, und, und – und Lebensraum!

Und wie wärʼs, wenn jetzt da ein Mensch zwischendurchtrampelt? Selbst wenn Tiere in ihrem Lebensraum ähnliches Verhalten zeigen sollten wie manche Menschen, ist bei einem Besuch Respekt und Rücksicht angesagt. Illustration: Georg Sojer

Die Alpen wie die Mittelgebirge sind nicht nur für uns Bergsport-Begeisterte eine besondere Welt: Sie sind die Heimat einer speziellen Auswahl an Fauna und Flora, die perfekt an die teils extremen Umgebungsbedingungen angepasst ist. Gams, Steinbock, Murmeltier, Raufußhuhn & Co. bewohnen das Gebirge, wir Erlebnis- und Erholungsuchenden sind nur Gäste, weder geladen noch erwünscht! Entsprechend sollten wir uns möglichst unauffällig und wenig störend verhalten.

Habitate:

Beim Bergsteigen stolpern, poltern und lärmen wir durch Speisezimmer, Schlafraum und Wohnzimmer der Gebirgsbewohner. Um dabei nicht mehr als zumutbar zu stören, ist es hilfreich, typische Habitate zu kennen, zu meiden oder allenfalls schonend zu betreten. Ausgewiesene Schutz-, Schon- und Ruhezonen sind selbstredend zu respektieren, je nach Zone und Landesregelung können Regelverletzungen auch empfindliche Strafen nach sich ziehen. Abseits davon gilt in der Regel das freie Betretungsrecht der Landschaft. Doch auch dort und dabei sollte man typische „Wohnräume“ und Rückzugsorte der Tiere besonders in den frühen Morgen- und späten Abendstunden meiden. Zur Dämmerung sind viele Tiere am aktivsten auf Nahrungssuche. Der Bergwald und Waldrandbereiche sind besonders sensibel, im Winter auch die vom Schnee freigeblasenen Rücken und Grate (so genannte Windkanten). Wer auf den ausgeschilderten Wegen und üblichen Routen bleibt, vermeidet viele Störungen! Das mag nicht immer leicht sein, denn der Druck wächst: Immer mehr Menschen suchen in den Bergen Ruhe, Erholung und Exklusivität. Auch die einsamsten Winkel und damit letzten Rückzugsorte von Schneehuhn, Hirsch, Gams & Co. werden begangen und erschlossen. Hier tut Zurückhaltung Not! Generell gelten die Berge als Orte der Ruhe – so sollte man sich darin an des alten Herrn Goethes Spruch orientieren: „Die Berge sind stumme Meister und machen schweigsame Schüler“. Allein damit erweist man der Tierwelt bereits einen großen Gefallen.

Tipps

  • Schutz- und Ruhezonen achten.

  • Wege und übliche Routen benutzen.

  • Dämmerung und typische Habitate meiden.

  • Besondere Rücksicht im Winter.

Kritische Zeit Winter:

In der kalten Jahreszeit verfolgen alle Tiere die gleiche Taktik: so wenig Energie verbrauchen wie irgend möglich, so dass die angefressenen Reserven und/oder das dürftige Nahrungsangebot zum Überleben reichen. Wer tief unter der Schneeoberfläche seinen Winterschlaf hält wie etwa das Murmeltier, mag sich wenig um das bunte Treiben der Bergmenschen kümmern, für alle anderen (Schneehuhn, Gams, Rotwild etc.) bedeutet jede Störung und Flucht eine ungeplante Ausgabe im ohnehin knapp kalkulierten Energiehaushalt! Hier gilt ganz besonders: Dämmerstunden, Lärm und Störung meiden!

Was tun bei Begegnung?

Innehalten, sich ruhig verhalten und beobachten – so verläuft der Kontakt zwischen Mensch und Tier noch am besten. Fühlt sich das Tier jedoch bedrängt oder macht gar Anstalten zu fliehen, sollte man sich möglichst ruhig und zügig zurückziehen oder weiträumig vorbeigehen. In die Enge treiben, Lärm oder gar eine Verfolgungsjagd für das ultimative Instagram-Motiv sind tabu.

Weidevieh

Das Weidevieh ist kein Original-Bewohner der Berge, sondern im Zuge der Kultivierung der Berge durch den Menschen zum festen Bestandteil des alpinen Landschaftsbildes geworden. Grüne Almmatten und Fleckvieh entsprechen landläufig der Idealvorstellung einer intakten Berglandschaft und sind doch der Beweis, wie weit der „Kampf“ zwischen Kultur- und Naturlandschaft gediehen ist. Dennoch sind auch hier Respekt und Schonung angesagt: kein Lärm, keine hektischen oder schnellen Bewegungen (Vorsicht beim Biken!) und große Zurückhaltung bei Mutterkühen mit Nachwuchs! Sukzessive – dem Natur- und Artenschutz und so manchem Wiederansiedlungsprojekt sei Dank – kehren Tierarten in die Alpen zurück, die bereits von der alpinen Bildfläche verschwunden waren. Dennoch ist es immens unwahrscheinlich, einem Bären, Wolf, Luchs oder Bartgeier zu begegnen. Wer dennoch eines der Tiere sichtet, sollte das unbedingt bei der Naturschutzbehörde oder dem Forstamt melden. Ob für diese Arten Platz ist im Kultur- und Erholungsraum Alpen? Die Lebensräume für die Rückkehrer sind nicht gerade üppig, ihre territorialen Bedürfnisse groß und Konflikte bereits programmiert. So wild die Berge häufig wirken: Große Areale echter Wildnis gibt es nur wenige. Ob es zukünftig mehr Reviere für diese Gebirgsbewohner geben wird, die vom Menschen nicht oder nur stark eingeschränkt betreten und genutzt werden dürfen? Fraglich bei der wachsenden Zahl der Erholungsuchenden, doch als Vision einen Gedanken wert!

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