Eine Fichte ist etwa einen Meter über dem Boden abgebrochen und der dicke Baumstamm liegt über dem Weg.
Sturmschaden im Wald. Foto: Manfred Antranias Zimmer/pixabay
Gefahren durch Sturmholz

Vorsicht nach Stürmen

Immer wieder erleben wir auch in Deutschland und generell in Mitteleuropa starke Stürme. Sie können auch dann eine Gefahr darstellen, wenn sie längst vorüber sind und wieder eitel Sonnenschein herrscht. Namentlich durch Sturmholz.

Was genau ist Sturmholz?

Von Sturmholz spricht man, wenn starke Stürme oder Orkane Bäume umknicken oder entwurzeln. Man unterscheidet dabei Windwurf und Windbruch.

Bei Windwurf sind die Wurzeln des Baums nicht stark genug, um den Baum bei starkem Winddruck zu halten. Insbesondere bei Fichtenmonokulturen tritt das Problem auf, denn sie sind Flachwurzler.

Bei Windbruch wiederum halten zwar die Baumwurzeln, doch die Biegefestigkeit des Stammes wird überschritten und er bricht. 

Was kann passieren?

Je nach Ereignis können Stürme oder Orkane einzelne Bäume entwurzeln bzw. umknicken oder ganze Waldabschnitte zu Fall bringen. Immer wieder treten auch in Deutschland Tornados auf, also sehr lokale Wirbelstürme; diese können selbst starke und an und für sich gut verwurzelte Bäume wie Zahnstocher umknicken.

Was ist das Problem?

Beim Wandern und sonstigen Aktivitäten im Wald ist Sturmholz problematisch, denn Wege werden unpassierbar. Obacht vor allem bei Windbruch: ähnlich wie Schneebruch ist dieser besonders gefährlich, denn noch lange nach einem Sturm können (auf mehreren Metern Höhe) umgeknickte Bäume unter starker Spannung oder lose überhängend bzw. an andere Bäume gelehnt, plötzlich in Bewegung geraten und Vorbeigehende ernsthaft verletzen.

Gefährlicher Holzüberhang. Foto: FamilienbildungWedel/Pixabay

Wie lassen sich Unfälle vermeiden?

Zum einen heißt es, sich vor einer Tour ausreichend zu informieren: ist ein Sturm vorhergesagt oder hat der Wind bereits Fahrt aufgenommen, sollte man Wege durch den Bergwald möglichst meiden. Dies gilt gleichermaßen für kleinere Unternehmungen vor der Haustür, also in Parks oder in stadtnahen Wäldern. Wer trotz starker Winde in die Natur möchte, sollte besser wohlüberlegt eine angepasste Route durch offenes Gelände wählen. Hilfreich für die Planung sind Informationen von Naturparks oder auch Behörden, die auf Websites und in Portalen mitunter auf beliebte, aber nach Windereignissen noch nicht geräumte Wege hinweisen (Stichwort: Sperrung von Wegen und Wäldern aufgrund der Verkehrssicherungspflicht). 

Wo ist besonders mit Windbruch und Windwurf zu rechnen?

Das Risiko für Windbruch und auch Windwurf wird grundsätzlich mit zunehmender Baumhöhe größer. Lange, schlank geformte Bäume haben also das höhere Risiko, als Sturmholz zu enden als gedrungene Bäume. Da bedingt durch die Topografie an Bergkämmen und anderen exponierten Stellen immer wieder besonders starke Winde wirken, ist dort auch in der Nähe von Bäumen besondere Vorsicht geboten.

Kann jeder Wald von Windbruch und Windwurf betroffen sein?

Aufgrund der oben beschriebenen Situation ist insbesondere als Monokultur angepflanzter Fichtenwald von Windbruch und Windwurf betroffen. 

Ab wann kann man wieder unbesorgt in den Wald gehen?

Grundsätzlich lässt sich sagen: so lange nach einem Starkwindereignis vor allem Windbruch noch nicht beseitigt wurde, sollte man nur mit besonderer Vorsicht im Wald unterwegs sein. Denn auch noch Tage später können lose Baumteile aus hoher Höhe auf den Boden stürzen oder es können sich Spannungen mit hoher Kraft entladen.

Besonders Waldsperrungen sind ernst zu nehmen, darüber hinaus ist der gesunde Menschenverstand gefragt.

Sturmschaden auf offener Flur. Foto: Manfred Antranias Zimmer/pixabay

Sonst noch interessant

  • In Mitteleuropa entstehen die meisten Waldschäden bei Herbst- und Winterstürmen. Derzeitige Forschungsergebnisse zeigen: die Zahl der Stürme hierzulande nimmt trotz Klimawandel bisher nicht zu (auch wenn das subjektive Gefühl etwas anderes sagt). Auch die Intensität der Stürme liegt – für die hiesigen Breiten – bislang noch im normalen Schwankungsbereich.

  • Das spätere Aufräumen von Sturmholz zählt zu den gefährlichsten Waldarbeiten. – Auch dies ein Indiz dafür, nach Stürmen in Wäldern und generell in der Nähe windgeschädigter Bäume besonders vorsichtig unterwegs zu sein.  

  • Für den natürlichen Kreislauf sind vom Wind entwurzelte und abgeknickte Bäume von großer Bedeutung, denn als Totholz stellen sie einen idealen Lebensraum für viele Pilze und Insekten dar. Neben positiven Effekten für den Naturschutz kann dieses aber auch eine starke Vermehrung von Schädlingen, wie zum Beispiel den Borkenkäfern, bedeuten. Diese Gefahr führt besonders in Nadelwäldern zu großen finanziellen Schäden.

  • Heute werden Windbruch- und Windwurfflächen oft dafür genutzt, den Wald umzubauen – hin zu einem naturnahen Mischwald. Wie sich nach extremen Windereignissen Wald über die Jahre wieder ganz von selbst erneuern kann, ist inzwischen gut im Nationalpark Bayerischer Wald zu sehen.

  • Trockenheit begünstigt den Windwurf, denn vielmals haben Bäume im Boden nicht mehr ausreichend Halt oder sind auch sonst geschädigt. Sturmholz wiederum begünstigt einmal mehr die Waldbrandgefahr.

Themen dieses Artikels