Skitouren liegen im Trend. Foto: DAV/Thomas Bucher
Eine angenehme Aufstiegsspur ist der Schlüssel zu einer entspannten Skitour. Foto: DAV/Thomas Bucher
Spuren im Schnee

Spuranlage und Gehtechnik auf Skitour

Das Spiel von Routenwahl, Spuranlage, Gelände und Gefahrenbeurteilung ist ein gleichsam anspruchsvoller wie faszinierender Lernprozess – ein ganzes Skitourenleben lang. Neben viel Wissen und Erfahrung sind hierfür auch grundlegende Kenntnisse hinsichtlich Gehtechnik und Spuranlage nötig.

Richtig gehen

Konstant gleiches Tempo und Belastung sind ökonomisch und sparen Kräfte. Auf einer guten, sprich gleichbleibend steilen – oder besser flachen – Spur ist das deutlich einfacher zu bewerkstelligen. Wichtig:

  • Langsam losgehen und erst nach etwa zehn Minuten das Tempo gegebenenfalls steigern

  • Konstant durchgehen, statt ständiges Stop & Go

  • Wenige, dafür „richtige“ Pausen (Trinken und Snacks)

  • Belastung im aeroben Bereich halten (bedeutet: Man kann sich noch unterhalten)

Gehtechnik

  • In der Spur Ski nicht anheben, sondern hinterherziehen (Schlurfen).

  • Beim Spuren Skispitzen nur leicht aus dem Schnee bringen und anschließend langsam belasten.

  • Deutliche Verlagerung des Körpergewichts von einem Ski auf den anderen verhindert das Zurückrutschen auch in eisigen Spuren.

  • Bei steiler Spur kurze Schrittlänge, nicht zu hohe Steighilfe

Rum ums Eck

Üblicherweise sind auf Skitour Kehren in unterschiedlicher Steilheit nötig. Mit entsprechender Technik können diese gut in den Bewegungsfluss integriert werden.

Bogengehen: Ist das Gelände entsprechend flach, leitet der Außenski die neue Richtung ein, der Innenski wird parallel dazu platziert – üblicherweise ist man mit sechs oder acht Schritten um die Kurve rum.

Bogentreten: Ist das Gelände steiler, leitet der Innenski den Richtungswechsel ein, der Außenski folgt artig – vier Schritten reichen für die Kehre.

Spitz- & Kickkehre: Spätestens ab 30 Grad Hangsteilheit oder bei tiefem Schnee nötig, oft gefürchtet und allemal übungsintensiv. So geht’s:

  • Ski vor der Kehre hangparallel platzieren. Der talseitige Ski steht stabil und ist voll belastet.

  • Stöcke an Skiende und -spitze platzieren (Platz machen) und bergseitigen Ski in einer Bewegung vorschieben und Spitze um knapp 180 Grad drehen. Beide Füße stehen möglichst eng zusammen (wie Charlie Chaplin).

  • Stock vom Skiende nach oben und Belastung voll auf bergseitigen Ski bringen. Talseitigen Ski entweder mit einfacher Spitzkehre oder mittels Kick und Drehung in die neue Richtung bringen.

Kick, Drehung und das richtige Timing müssen intensiv geübt werden und fühlen sich von Bindung zu Bindung unterschiedlich an. Der wahre Schlüssel zum Erfolg – insbesondere in sehr steilem Gelände und hartem Schnee – ist die hangparallele Platzierung und deutliche Belastung des jeweiligen Skis.

Wenn’s hart wird

Eisiger oder sehr harter Firn erfordert den Einsatz der Kanten. Mit den Kanten der Ski wird kraftvoll eine Kerbe in den Schnee getreten und der Ski darin platziert. Solange der Schnee noch etwas griffig ist, bringt man mittels Kippung im Sprunggelenk auch das Fell auf den Schnee. Ist der Untergrund komplett hart bis eisig, muss rein auf der Kante gequert werden und die Spur sehr flach angelegt sein. Bei längeren Passagen oder ungünstigem Auslauf, ist das rechtzeitige Anlegen von Harscheisen dringend angeraten. Harscheisen mit allen Zacken (innen und außen) einsetzen, beim Weiterziehen den Ski leicht anheben.

Elegant, Geländeformen ausnutzend, kraftsparend und sicher – so geht die perfekte Aufstiegsspur. Wer planlos durchs Gelände holzt, braucht sich über Konditionsprobleme nicht zu wundern. Illustration: Georg Sojer

Routenwahl & Spuranlage

Eine gute Spur ist angenehm und ökonomisch zu gehen. Jedoch steht über allem immer das Dogma der Sicherheit im Hinblick auf die Lawinengefahr. Häufig genug stimmen sichere und ökonomische Route überein (z.B. flache Hangbereiche nutzen), gelegentlich können sie sich aber auch widersprechen (z.B. ganze Hangbreite nutzen vs. auf schmalen sicheren Rücken aufsteigen). Werden lawinenkritische Hänge begangen, ist es in der Regel besser, die vorhandene Spur zu nutzen, als mit neuer Spur den Hang zusätzlich zu belasten. Bei der Routenwahl stellen sich die Fragen: Über welche Seite wird aufgestiegen? Welche Hangbereiche werden gewählt? Welche Geländeformen werden begangen? Für eine sichere und gute Route wählt man flache Passagen, vermeidet Gefahrenstellen, unnötige Hangquerungen und ökologisch empfindliche Bereiche. Man begeht Steilhänge nur dort, wo es vertretbar und nötig ist. Immer das gesamte Gelände und seine Formen ausnützen! Bei der Spuranlage geht es um die Feinabstimmung. Priorität hat eine gleichmäßig flache Neigung (sollte gut ohne Steighilfe, bzw. maximal mit erster Stufe begehbar sein). Hierfür ist ein ständiges Anpassen der Spur ans Gelände nötig. Wird das Gelände steiler, müssen die Skier weniger bergwärts ausgerichtet werden (Spur wird flacher) und vice versa, so behält die Spur stets die gleiche Neigung. Beispiel: auf Rücken hoch, die Spur flacher, vom Rücken in Mulde runter, Spur steiler halten. Kehren in flachen Bereichen anlegen und damit Spitz-und Kickkehren möglichst vermeiden. Sind sie dennoch nötig, günstige Passagen für die Spitzkehre nützen: weicher Schnee, Podeste, keine ausgesetzten oder gar gefährlichen Passagen. Eine gute Spur ist ein ständiges Spiel mit dem Gelände, ohne sich dabei zu sehr zu verspielen. Die Komplexität von Routenwahl und Spuranlage ist herausfordernd. Nur wer sich und seine Entscheidungen kritisch hinterfragt, offen ist für Feedback, wird sich hierbei verbessern – ein ganzes Skitourenleben lang.

Tipps

  • Konstantes Tempo und Belastung in gleichmäßiger Neigung

  • Ökonomische Geh- und sichere Kehren-Technik trainieren

  • Eisige Bedingungen: Kanten oder Harscheisen?

  • Routenwahl: sicher, ökonomisch, umweltverträglich

  • Spuranlage: gleichmäßig flach –  Spiel mit dem Gelände

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