Wie funktioniert das?

Skitourenbindungen: Pins eingeben!

Bei der Anschaffung einer neuen Tourenausrüstung steht der Ski im Vordergrund. Dabei sollte man nicht übersehen: Egal ob Aufstieg oder Abfahrt – das Verhalten des Skis wird ganz erheblich von der montierten Tourenbindung beeinflusst.

Wie unterscheiden sich Skitourenbindungen?

Rahmenbindung: Vorderbacken (Zehen) und Hinterbacken (Ferse) sind über einen Rahmen oder einen Steg miteinander verbunden. Im Aufstiegsmodus bewegt sich die gesamte Bindung mit dem Schuh um einen Drehpunkt im Zehenbereich. Für die Abfahrt wird der Rahmen samt Vorder- und Hinterbacken am Ski fixiert. Rahmenbindungen bieten eine zuverlässige Auslösemechanik, intuitives Einsteigen und sind mit fast allen Pistenskischuhen kompatibel. Einige Modelle nehmen sogar Bergschuhe mit ausreichend Sohlenrand auf – interessant für Nordwandaspirant*innen.

Pin-Bindung: Die Vorderbacken haben Metallzapfen, die sogenannten Pins; sie rasten unter Federspannung seitlich in spezielle Aussparungen (Inserts) ein, die es bei fast allen aktuellen Tourenskischuhen gibt. Zwei parallele Metallstifte (Fersenzapfen) fixieren auf ähnliche Weise die Ferse für die Abfahrt. Alternativ gibt es neuerdings auch Hinterbacken wie bei Alpinbindungen. Pin-Bindungen machen den Großteil der heute verkauften Modelle aus. Das liegt an ihren Vorteilen und an neuen Entwicklungen:

  • Geringes Gewicht

  • Kein Anheben des Fersenteils bei jedem Schritt

  • Natürliches Gehen

  • Niedrige Standhöhe auf dem Ski für direktere Kraftübertragung und einfaches Fahren

  • Verbesserte Auslösefunktionen bei vielen Modellen

  • Entwicklung von Einstiegshilfen

Wie lösen Pin-Bindungen aus?

  • Die Auslösung moderner Bindungen erfolgt lateral (seitwärts) und vertikal (nach oben), wenn das Drehmoment am Schienbeinknochen zu groß wird. Abgeleitet vom Drehmoment ergibt sich je nach Geschlecht, Fahrtyp, Sohlenlänge und Gewicht oder Breite des Tibiakopfes ein Auslösewert, der so genannte Z-Wert.

  • Bei den meisten Pin-Bindungen kann der Z-Wert für laterales und vertikales Auslösen am Hinterbacken eingestellt werden. (Lateral: Rotation des Hinterbackens / vertikal: Auseinanderdrücken der Fersenzapfen)

  • Damit sich der Schuh bei einem Sturz auch im Zehenbereich vom Ski löst, muss die Federspannung des Pin-Mechanismus am Vorderbacken überwunden werden. Die dafür benötigte Kraft ist nicht einstellbar.

  • Das gilt aber nicht für alle Pin-Bindungen: Modelle wie Fritschi Vipec, Fritschi Tecton, Trab TR2, Atomic Shift, Salomon Shift und die BAM Pindung lösen seitwärts am Vorderbacken aus, wobei dort auch der Z-Wert eingestellt werden kann. (Marker entwickelt gerade eine Pin-Bindung dieser Art.) Solche Modelle greifen das Sicherheitskonzept einer klassischen Alpinbindung auf.

Was ist beim Kauf zu beachten?

  • Beratung und Kauf in einem unabhängigen Bergsportfachgeschäft, das nicht durch Verkaufsvorgaben einzelner Hersteller unter Druck steht.

  • Passende Bindung zum Ski: Schwere Ski --> schwere Bindung, leichte Ski --> leichte Bindung, breite Ski --> breites Bohrbild der Bindung etc.

  • Tourenskischuh mitnehmen, wenn bereits vorhanden.

  • Professionelle Einstellung des Z-Werts inkl. Test durch den Bergsportfachhändler.

  • Aufstiegsorientiertes Material nur für Skifahr-Profis.

  • Vergünstigung beim Kauf von Skisets (Ski + Bindung + Schuh).

Welche Pin-Bindungen gibt es?

Die ausgewählten Beispiele stellen verschiedene innovative Bindungskonzepte vor. Alle vier Modelle haben eine Harscheisenaufnahme.

Rennbindung

Beispiel: Dynafit Low Tech Race 105

Einsatzbereich: Hochalpine Skitourenrennen, Wettkampftraining – hohe Geschwindigkeit im Aufstieg

Auslösemechanismus: Keine Z-Wert-Einstellung

Gewicht: 105 g/Stk.

Besonderheiten: Hohe Torsionssteifigkeit und Kraftübertragung in Relation zum Gewicht

Preis: 450 €

Skitouren-Rennbindung Dynafit Low Tech Race 105. Illustration: Georg Sojer

Allroundbindung

Beispiel: Fritschi Vipec EVO 12

Einsatzbereich: Tages- und Mehrtagesskitouren

Auslösemechanismus: Z-Wert-Einstellung für seitliches Auslösen am Vorderbacken, Z-Wert-Einstellung für vertikales Auslösen am Hinterbacken (Z-Wert 5-12)

Gewicht: 500 g/Stk. inkl. Stopper

Besonderheiten (Vorderbacken): Elastizität zur Seite --> Dämpfung seitlicher Schläge, kein ungewolltes Auslösen

Besonderheiten (Hinterbacken): Kein Rotationsmechanismus --> gute Kraftübertragung, dynamischer Längenausgleich für Skiflex, Anpressdruck für konstante Auslösewerte, verschiedene Steighilfen

Preis: 485 € inkl. Stopper

Allround Skitourenbindung von Fritschi Vipec EVO 12. Illustration: Georg Sojer

Hochtourenbindung

Beispiel: ATK Crest 10

Einsatzbereich: Lange Mehrtagestouren, hohe und anspruchsvolle Skiberge

Auslösemechanismus: Z-Wert-Einstellung für laterales + vertikales Auslösen am Hinterbacken (Z-Wert 5-10)

Gewicht: 280 g/Stk. inkl. Skistopper

Besonderheiten: Dynamischer Längenausgleich für Skiflex, verschiedene Steighilfen

Preis: 419 € inkl. Stopper

Hochtouren-Skibindung ATK Crest 10. Illustration: Georg Sojer

Freeridebindung

Beispiel: BAM Pindung

Einsatzbereich: Freeride-Abfahrten, kurze Skitouren – sehr hohe Geschwindigkeit in der Abfahrt

Auslösemechanismus: Z-Wert-Einstellung für seitliches Auslösen am Vorderbacken, Z-Wert-Einstellung für vertikales Auslösen am Hinterbacken (Z-Wert 5-14)

Gewicht: 1390 g/Stk.

Besonderheiten (Vorderbacken): Pins nur für den Aufstieg, vollwertiger Vorderbacken einer Alpinbindung für die Abfahrt --> optimale Elastizität zur Seite --> straffe Dämpfung seitlicher Schläge, kein ungewolltes Auslösen

Besonderheiten (Hinterbacken): Vollwertiger Hinterbacken einer Alpinbindung auf Drehtellerbasis für die Abfahrt --> natürlicher Skiflex, hohe Steuerqualität und sehr gute Kraftübertragung

Preis: 499 € inkl. Stopper

Freeride-Skitourenbindung BAM Pindung. Illustration: Georg Sojer

Wie gehe ich mit der Bindung um?

  • Bindung nach Gebrauch säubern (Lappen) und trocknen (Trockentuch).

  • Regelmäßig untersuchen auf Verschleiß (Abnutzung, Lockerung).

  • Inspektion und Wartung im Bergsportfachgeschäft nach intensivem Gebrauch. (Verhältnis von Z-Wert-Einstellung und tatsächlichen Auslösewerten?)