Das Ellmauer Tor, ein markanter Felssattel im Kaiergebirge. – Links und rechts steile Felsen.
Österreich strotzt vor verwunschenen Orten, wie hier am Ellmauer Tor im Kaisergebirge. Foto: Pixabay/Werner Longerich
Sagen aus Österreich

Von Dellermännle und schwarzen Reitern

Mit 54.600 Quadratkilometern hat Österreich den größten Anteil an den Alpen. Platz genug für fantastische, wundersame und gruselige Sagen und Legenden. Ein paar haben wir hier zusammengestellt.

Die Sage von den drei Schwestern

Einst sah man immer wieder ein Venediger Manndl in die Gegend der drei Schwestern im Rätikon fliegen; mit einem Krug voll Gold entschwand er wieder. Einmal zeigte er das Gold den dortigen Hirten, die ließen sich jedoch nicht in Versuchung führen und den Venezianer gehen, wussten sie doch, dass er ein Zauberer war, der durch finstere Mächte seine Künste übte, wie alle sogenannten Venediger-Manndln.

Drei Schwestern aus Frastanz hingegen hatten weniger Glück. Sie begaben sich an Maria Himmelfahrt zum Beerensuchen in die Berge statt die heilige Messe zu besuchen. Der Zauberer stellte sie zur Rede und bestrafte sie, indem er sie in Steine verwandelte – die Gipfel Drei Schwestern.

Die Drei Schwestern. Illustration: Marmota Maps

Der Putz von Neukirchen im Pinzgau

Die Sage vom Putz darf allen als Lehre gelten, die ihren Mitmenschen gegenüber geizig und böse sind. Solch ein unangenehmer Mensch war auch der Putz – zu Lebzeiten ein Ritter, der hoch zu Ross in den Krieg zog. Im Krieg fand er auch den Tod, im Grab jedoch keine Ruhe. Also kehrt er als Putz zurück in seine Salzburger Heimat, um seine Schätze zu bewachen, die er dort vergraben hatte. Ansonsten vertreibt sich das kleine graue Männchen seine Zeit damit, Wanderer in die Irre zu führen. Diesen erscheint er mal als zuckende Flamme, mal als grunzendes Schwein.

Der Fluch des Alten

Geografisch befinden wir uns nun im Kleinwalsertal nahe des Hohen Ifen. Hier, auf dem Gottesacker, soll vor langer Zeit eine fruchtbare Alm gewesen sein, die die Bauern reich machte. Eines Tages kam ein alter Mann vorbei und bat um Essen. Die Bauern jedoch wiesen ihn ab, bewarfen ihn sogar mit Kuhmist. Ihre Herzlosigkeit mussten sie schnell büßen: Der Boden erhob sich, verschlang Mensch und Tier und an Stelle der Alm entstand ein weißes Karrenplateau, die heute bekannte Steinwüste des Gottesackers.

Die Dellermännle aus dem Derratal

Kleine, bösartige Männlein gibt es in den österreichischen Bergen en masse. So zum Beispiel auch das Dellermännle in Vorarlberg. Es büßt seine Strafe dafür ab, Enzianwurzeln gestohlen zu haben. Und wer auf das Dellermännle trifft, büßt gleich mit: In blauem Gewand erscheint es einzelnen Wanderern und ärgert sie bis aufs Blut. Zu den Neckereien des Männleins kommt auch noch der Spott der Wandergruppe – das Dellermännlein zeigt sich ihnen nämlich nicht. Und wer würde solche Geschichten glauben, wenn er sie nicht mit eigenen Augen sieht?

Die Sage von Frau Hitt

Frau Hitt ist ein Gipfel der südlichsten Gebirgskette des Karwendel, der einer Frau auf einem Pferd ähnlich sieht. Und um diesen rankt sich auch die Geschichte der grausamen und geizigen Riesenkönigin Frau Hitt.

Zum Verhängnis wurde ihr eine Bettlerin, die um ein Stück Brot für ihr Kind bat. Frau Hitt gab ihr stattdessen ein Stück Fels, das Brot hingegen nutzte sie, um ihren Sohn sauber zu reiben. Die Bettlerin verfluchte die Riesenkönigin, worauf ein schreckliches Gewitter alle Wiesen, Felder und Wälder zerstörte und Frau Hitt zu bekanntem 50 Meter hohem Fels erstarren ließ.

Die schwarzen Reiter

Die Legende der schwarzen Reiter entführt uns nach Gosau am Fuße des Dachsteins. Dort drohte den ersten evangelischen Christen Österreichs die Verfolgung, weshalb sie sich in der evangelischen Nachbargemeinde im Ennstal versteckten. Der Weg dorthin führte über den gefrorenen Gosausee. Durch einen Verrat wurde die Flucht entdeckt und die schwarzen Reiter der kaiserlichen Armee folgten den Protestanten über den See. Das Eis trug die Reiter jedoch nicht und sie wurden in die Tiefe gezogen. Noch heute erscheinen sie manchmal als kleine schwarze Fische an der Oberfläche des Sees, der den Protestanten damals das Leben rettete.

Die Schwarzen Reiter. Illustration: Marmota Maps

Das Ungeheuer vom Leopoldsteinersee

Schottland hat Nessie, Österreich beziehungsweise die Steiermark hat das Ungeheuer im Leopoldsteinersee. Dabei handelt es sich um einen Geist, der durch einen Fluch für immer in die Tiefe dieses Sees gebannt wurde. Rein optisch kann dieser einem schon mal einen Schrecken einjagen: ein schwarzes Ungetüm mit Raubtierkopf, langem Hals und feurigen Flügeln. Es zeigt sich gerne nachts bei Neumond und bei Stürmen. Es ist nicht ratsam, dem See nachts oder bei Sturmwind zu nahe zu kommen – oder ihn gar mit dem Boot zu befahren, denn das Ungeheuer zieht Kinder und Erwachsene gnadenlos in die Tiefe und verspeist sie.

Die Sage vom Eismandl

Das Eismandl treibt sein Unwesen am Niederjoch im Schnalstal. Man erzählt sich von einem Bauern, der über das Joch nach Schnals musste, um seine neue Magd abzuholen. Auf seinem Weg verschlechtert sich das Wetter, der junge Mann irrt umher, bis ein Eismandl auftaucht und ihm den Weg weist. Im Gegenzug nimmt das Eismandl ihm das Versprechen ab, immer Wort zu halten. Zurück auf dem Heimweg verliebt der Bauer sich prompt in die Magd und gelobt ihr Treue und Heirat. Doch schon beim nächsten Besuch im Nachbardorf lernt er eine reiche Bauerstochter kennen und heiratet diese. Als die Magd davon erfährt, will sie in ihre Heimat zurückkehren und trifft auf dem Niederjochferner auf das neue Brautpaar. Auf ihre Vorwürfe reagiert der Bauer nur mit Hohn, was die Rache des Eismandl entfesselt: der Ferner öffnet sich und verschlingt den Treulosen mit seinem Weibe.

Die Nörgelen aus Tirol

Ähnlich wie der Putz machen die Nörgelen nichts lieber, als unschuldige Wanderer zu erschrecken. Hinzu kommt, dass es nicht nur einen, sondern so viele Nörgelen wie Sterne am Himmel gibt. Und so ist die Wahrscheinlichkeit, einem der dickbäuchigen, bärtigen Männlein – oder besser: einer seiner Neckereien – zu begegnen, recht hoch. Achtet mal drauf, ob ihr in Tirol nicht häufiger von kleinen Steinchen getroffen werdet oder stolpert als anderswo. Ganz genau solltet ihr auch schauen, wohin ihr euren Fuß setzt. Die Nörgelen wohnen nämlich in Höhlen und Erdlöchern und wer sie weckt, bereut das vielleicht die ganze Wanderung lang.

Die Belagerung von Hochosterwitz

Wir schreiben das Jahr 1335. Der Eroberungsfeldzug von Margareta Maultasch führt die Gräfin von Tirol bis ins schöne Kärnten. Die Menschen dort fliehen wohin sie nur können, so auch die Bewohner von Hochosterwitz. Die Burg Hochosterwitz ist unüberwindlich auf einem hohen Felsen erbaut – keine Chance für die Gräfin. Diese setzt stattdessen auf Belagerung und dadurch bedingtes Aushungern der Bevölkerung. Als die Vorräte in der Burg dann tatsächlich zur Neige gehen, greift der Schenk von Osterwitz zu einer List: Er schlachtet die letzte Kuh, stopft sie mit dem letzten Rest Roggen aus und wirft sie über die Burgmauer. Und so gibt Gräfin Maultasch die Belagerung auf, in dem Glauben, die Bewohner hätten noch massenhaft Nahrung zur Verfügung.

Die Sage von Hochosterwitz. Illustration: Marmota Maps

Gruseliges vom Dachstein

So schön das Dachstein-Gebirge ist, hier sollte man besonders aufpassen. Und zwar vor einer kleinen und furchtbar hässlichen Bettlerin, die Sturm oder Unglück schickt. Und das obwohl sie einst eine wunderschöne Sennerin war. Stolz und hartherzig quälte sie ihre Umgebung jedoch unaufhörlich, und wurde zur Strafe in eine scheußliche Hexe verwandelt.

Und auch von den Bergstutzen sollte sich fernhalten, wer kann. Die Ungeheuer mit Schlangenkörper, vier Tatzen, Katzenkopf, Giftzähnen und langem Schwanz stürzen sich blitzschnell auf einen, durchbohren das Herz und lassen ihre Opfer mit einem Loch in der Brust zurück.

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