Drei Menschen in Regenbekleidung studieren im Regen eine Karte
Funktional sollte sie sein, und gut aussehen. Genauso wichtig ist aber, dass Outdoor-Kleidung ökologisch ist. Foto: JDAV/Silvan Metz
Ökologisch korrekt Kleidung kaufen

Nackt in die Berge?

Bergsport sticht Naturschutz? Bei Outdoor-Kleidung und Ausrüstung ist das immer noch oft der Fall. Warum das nicht so sein muss, lest ihr hier.

Du bist mit Bahn und Bus zum Startpunkt deiner Tour gefahren. Die Gipfel-Brotzeit kommt vom Bauernhof im Tal. Und auf dem Weg nach oben trittst du auf keine Pflanze und machst einen Bogen um jede Ameise. Also alles richtig gemacht? Fast. Denn eine Sache übersehen viele Bergsportler*innen und Naturbegeisterte oft: Die Wahl der Outdoor-Kleidung und des Equipments spielt eine wichtige Rolle, wie umwelt- und klimafreundlich man wirklich unterwegs ist.

Die Industrie hat erkannt, dass sich immer mehr Menschen mit diesem Thema beschäftigen. Es gibt dutzende Siegel, die bei der Orientierung helfen sollen. Doch bereits die schiere Anzahl ist unübersichtlich. Dazu kommt: Einige sollen dem Hersteller oder dem Produkt nur einen ökologischen Anstrich verpassen, sind also reine Greenwashing-Label. Andere meinen es ernst und sind wirklich hilfreich. Manche Marken kreieren ihre eigenen Siegel, andere wiederum werden von einem Hersteller-Verbund getragen und dann gibt es noch staatliche Initiativen. Dabei stellt sich immer die Frage: Wem kann man trauen?

Kein Produkt ohne Impact

Jedes Produkt hinterlässt Spuren: Wenn es produziert wird, wenn es getragen und gewaschen wird und wenn es entsorgt wird. Viele synthetische Stoffe werden aus Erdöl hergestellt. Damit Jacken und Hosen atmungsaktiv und wasserabweisend sind, verwenden die Hersteller giftige Chemikalien. Jedes Mal, wenn ihr ein Kleidungsstück tragt oder wascht, geraten kleinste Partikel in die Umwelt, die von der Natur nicht abgebaut werden können. Aber deshalb nackt raus zu gehen, ist auch nicht unbedingt eine Option. Deshalb geht es letztendlich darum, den negativen Einfluss zu reduzieren.

Es gibt mehrere Hebel, an denen man ansetzen kann. Am einfachsten und kostengünstigsten ist es, Kleidung und Ausrüstung, die man ohnehin schon hat, so lange wie möglich zu verwenden. Erst wenn wirklich gar nichts mehr geht, also auch reparieren nicht mehr verhältnismäßig ist, wenn es also etwas Neues sein muss, dann helfen besagte Siegel weiter. Einen ersten Überblick liefert die Seite siegelklarheit.de. Dort sind viele bekannte aber auch Nischen-Label aufgeführt und bewertet.

Kleidung wird oft weit entfernt von uns hergestellt. Trotzdem sollte uns das Schicksal der Arbeiter*innen nicht egal sein. Foto: Vaude

Siegel für Sozial- und Umweltstandards

Manche Labels bewerten, wie ein Produkt hergestellt wird: Welche Materialien werden verwendet? Welche Verfahren eingesetzt? Andere Siegel nehmen die Menschen in den Blick, die unsere Sachen herstellen: Wie sieht es mit angemessenen Arbeitszeiten aus? Werden die Arbeiter*innen fair bezahlt? Wenn ein Produkt eines Herstellers mit einem Siegel zertifiziert wurde, bedeutet das nicht zwingend, dass das für die gesamte Linie oder gar das komplette Sortiment gilt.

Zugreifen oder besser Finger weg? Eine Auswahl vorbildlicher Label

  • Green Shape: ist ein Siegel des Outdoor-Herstellers Vaude. Die ausgezeichneten Produkte sind aus nachhaltigen Materialien ressourcenschonend und fair hergestellt.

  • Down Codex: 2009 hat Mountain Equipment begonnen, Daunenprodukte mit diesem Siegel zu bewerten. Ziel ist es, die Haltebedingungen der Tiere zu verbessern.

  • Bluesign: von Textil- und Chemieexperten gegründet, hat es seit 2000 zum Ziel, die Umwelteinflüsse der Textilindustrie zu verringern.

  • FWF: die Fair Wear Foundation ist das bekannteste der Soziallabel. Gewerkschaften, NGOs sowie Handels- und Herstellerorganisationen tragen es mit. Das Ziel ist, die Arbeitsbedingungen in Unternehmen der Textilindustrie weltweit zu verbessern.

  • Fair Labor Organisation: ein Zusammenschluss von Universitäten, NGOs und Unternehmen. Die Initiative möchte die Arbeitsbedingungen weltweit verbessern.

Bergsport ökologisch gerecht zu gestalten ist in manchen Bereichen einfach. Statt der Flugmango kommen einfach Äpfel aus dem Tal in den Rucksack. In anderen, und dazu gehört die Auswahl ökologisch unbedenklicher Ausrüstung, ist es schwieriger. Label können uns helfen, die richtige Wahl zu treffen. Unsere Aufgabe ist es, uns zu informieren, welchen der Label wir vertrauen können, um nicht auf Schummel-Siegel hereinzufallen. Auch die DAV-Sektion Oberland hat einen Funktionskleidungs-Guide erstellt, der hilft, sich im Siegel-Dschungel zurechtzufinden.

Labels helfen bei der Orientierung. Aber Achtung: nicht alle sind so vertrauenswürdig wie diese hier. Collage: DAV