Feuersalamander in Nahaufnahme
Feuersalamander. Foto: LBV/Stefan Masur
Hautpilz bedroht Feuersalamander-Bestand

Lurchi stirbt

In Europa greift ein vermutlich südostasiatischer Hautpilz um sich und bedroht den Feuersalamander und andere Schwanzlurche. Die Zeichen verdichten sich, dass der Pilz sich nun auch in Deutschland – besonders in der Eifel, im Ruhrgebiet und Bayern – rasant ausbreitet. Im März verlassen Feuersalamander wieder ihre Winterquartiere – und wir alle können zu ihrem Schutz beitragen. Autor, Moderator und Wanderer Manuel Andrack mit einem Plädoyer für Lurchi.

Mein Freund Lurchi

Als Kindergartenkind hatte ich einen imaginären Kumpel: den Feuersalamander Lurchi, der immer gut zu Fuß war. In dieser Zeit war ich (noch) ein Einzelkind, aber auf den Wanderungen mit meinen Eltern hatte ich immer jemanden dabei, der neben mir ging, mit dem ich mich unterhielt, der mit mir spielte – Lurchi. Ein wenig schrullig, ich weiß. Aber vielleicht ist es ja der Feuersalamander mit den ledernen Halbschuhen gewesen, der mich schon als Kind für das Wandern begeistert hat. Lurchi war einfach der Beste!

Ich habe vor kurzem lange mit Professor Ziemek, Biologe von der Justus-Liebig-Universität Gießen telefoniert. Nach dem Telefonat wusste ich, dass es sehr schlecht um die Feuersalamander in Europa steht. Die Fakten: Wahrscheinlich wurde aus Südostasien ein Hautpilz eingeschleppt, dieser Molch-Killer wird kurz Bsal genannt. Bsal ist unheilbar, wenn ein Feuersalamander befallen wird, wird er von dem Hautpilz quasi perforiert, durchlöchert und stirbt innerhalb von wenigen Tagen. In Belgien ist der Feuersalamander schon ausgestorben, jetzt greift die Tierseuche auf Deutschland über.

Normalerweise ist es eine Seltenheit, als Wanderer oder Wanderin einen Feuersalamander zu sichten, denn das Tier ist nachtaktiv und gut darin, sich zu verstecken. Professor Ziemek hat mir erzählt, dass er im letzten Jahr mit seinem Team von der Uni Giessen eine Wanderung an der Wupper zwischen Solingen und Remscheid gemacht hat. Die Gegend ist an dieser Stelle gut mit Wanderwegen bestückt, die berühmte Müngstener Brücke spannt sich über das Wuppertal. Während ihres Ausflugs entdeckten Ziemek und seine Mitstreiter viele tote Tiere – insgesamt sage und schreibe 87 tote Feuersalamander, allesamt verendet an dem schrecklichen Hautpilz.

Aber kann man denn gar nichts machen, habe ich Professor Ziemek gefragt. Gegen die Krankheit selber kann man nichts ausrichten.

ABER: Gerade die Menschen, die viel im Wald unterwegs sind, können etwas tun: Forstarbeiter, Jägerinnen und natürlich alle Wanderer.

Zum ersten können wir den Biologinnen und Biologen helfen, ihr Wissen auf eine solide Basis zu stellen. Denn die Kartierung der Feuersalamander-Bestände steckt in den Kinderschuhen. Die Wissenschaftler brauchen mehr Fakten, wo die Feuersalamander leben und vor allem wo sich die Seuche schon ausgebreitet hat. Also, ein klarer Auftrag an uns Wanderer: Wer einen toten Feuersalamander sieht, bitte in eine Plastiktüte einpacken und sofort einfrieren. Und dann auf der Homepage www.feuersalamander-hessen.de melden.

Beobachtungen jetzt auch in Bayern melden

Neben dem Hautpilz ist der Feuersalamander in Bayern vor allem durch den Verlust seines Lebensraumes bedroht und steht daher auf der Roten Liste gefährdeter Amphibien. Seit 2021 setzen sich bayerische Naturschutzverbände im gemeinsamen Artenhilfsprogramm für Lurchi ein. Doch wir alle können zur Rettung beitragen! Und zwar, indem wir Sichtungen über die eigens eingerichtete Plattform melden. Die besten Chancen dafür bestehen in der Dämmerung, während oder nach Regenfällen und bei Temperaturen von mindestens drei bis sechs Grad.

Zum zweiten können alle Wanderinnen und Wanderer helfen, dass die Seuche sich nicht weiterverbreitet. Die Sporen des fiesen Hautpilzes Bsal sind nämlich äußerst widerstandsfähig und überdauern jahrelang im Waldboden. Wanderer lieben es, nicht nur die nähere Heimat, sondern auch die Mittelgebirgsregionen zu entdecken. Und dann wandern wir also im Schwarzwald, in der Sächsischen Schweiz, in der Eifel. Und wir merken gar nicht, dass wir vielleicht entweder den Bsal-verseuchten Waldboden unter unseren Schuhen in die Heimat bringen oder aber - wenn die Seuche schon vor der Haustür wütet - kontaminierten Waldboden in andere Landschaften exportieren. Daher die Bitte: Vor und nach einer Wanderung außerhalb der heimatlichen Gefilde bitte Schuhsohlen gut reinigen. Eventuell sogar mit Ethanol einsprühen. Oder im Heizungskeller in die Wärme stellen. Dann hat Bsal keine Chance, aber die Feuersalamander in Deutschland haben vielleicht eine.

Mein Freund Lurchi stirbt, das ist todtraurig. Wir Wanderinnen und Wanderer können nicht viel tun, aber wir können etwas tun. Helft bitte alle, dass der Feuersalamander nicht ausstirbt.

Themen dieses Artikels