Blick auf den weit zurückgezogenen Roseggletscher im Jahr 2015, im Tal sammelt sich das milchig-türkisfarbene Schmelzwasser, im Vordergrund Grundmauern einer ehemaligen Hütte.
Der Roseggletscher 2015. Foto: Sammlung Gesellschaft für Ökologische Forschung
Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen

Gletscherrückgang und tauender Permafrost

Gletscher reagieren unmittelbar auf Veränderungen von Niederschlagsmustern sowie Temperatur. Sie sind deshalb wichtige Klimazeiger. Seit dem Ende der kleinen Eiszeit um 1850 sind gravierende Veränderungen zu beobachten: 

Zahlen, Daten, Fakten

  • Die Alpengletscher haben seit dem späten 19. Jahrhundert mehr als 60 % ihres Volumens verloren.

  • Seit den 1990er Jahren befinden sich mehr als 80 % der Gletscher der Ostalpen auf dem Rückzug, seit 2010 sind es 100 %.

  • Im Durchschnitt ziehen sich Österreichische Gletscher pro Jahr um ca. 15 m zurück. In extrem warmen Sommern (z. B. 2003 oder 2015) liegt der durchschnittliche Längenverlust bei etwa 23 m.

  • Prognose: In den Ostalpen (z. B. Ötztaler Alpen) werden bei dem heutigen Trend in 30 bis 40 Jahren die meisten Gletscher verschwunden sein.

Der Roseggletscher 1950 Foto: Sammlung Gesellschaft für Ökologische Forschung

Die Folgen des Gletscherrückzuges sind in den Alpen bereits spürbar

  • Veränderte Abflussraten und steigende Hochwassergefahr im Spätwinter/Frühjahr.

  • Unzuverlässige Wasserverfügbarkeit auf hochalpinen Alpenvereinshütten und möglicherweise in einigen Talregionen.

  • Zunehmend bilden sich neue Gletscherseen. Ein Ausbruch hätte verheerende Folgen.

  • Erhöhtes Gefahrenpotenzial für Bergsportler*innen (Freilegung von Lockermaterial in ehemaligen Eis- und Firnflanken, instabiles Moränenmaterial, Gletscherbruch, Toteis, etc.).

Schilder zeigen den einstigen Gletscherstand an der Pasterze. Foto:

Tauender Permafrost – kleine Änderungen haben große Folgen

Der zweite wichtige Klimazeiger im Hochgebirge ist Permafrost. Darunter versteht man Böden, Felswände oder Schutthalden, die dauerhaft Temperaturen unter 0 °C aufweisen. In den Alpen ist dies in Nordhängen schon oberhalb von 2400 Metern, in Südhängen oberhalb von rund 2900 Metern der Fall. Je kälter das Gemisch aus Gestein und Eis in Moränen oder Schutthalden, desto stabiler sind diese. Leichte Erwärmungen reichen jedoch aus, um Hangstabilitäten im Hochgebirge zu reduzieren: Hänge beginnen zu kriechen und Felswände werden anfälliger für Steinschlag.

  • Seit 1850 ist die Untergrenze von Permafrost um rund 150 m angestiegen.

  • Bei einer für den Alpenraum prognostizierten Temperaturerhöhung von +1,5 °C bis 2050 könnte die Permafrostgrenze um weitere 200-750 m steigen.

Der BR hat eine Folge seiner Sendung "bergauf/bergab" dem Thema Gletscherschmelze am Ortler gewidmet. Mehr zum Thema Alpiner Permafrost hier.

Permafrost an der Zugspitze (lila = sehr wahrscheinlich; gelb= sehr unwahrscheinlich)

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