Gipfelkreuz und kleine Hütte in der Abenddämmerung
Die Besiedelung der Alpen begann schon vor tausenden Jahren. Foto: DAV/Thomas Jauernig
Eine Zeitreise durch die Siedlungsgeschichte

Die Besiedelung der Alpen

Die Alpen – in weiten Teilen ein Naturraum. Für viele Menschen waren und sind die Alpen aber vor allem auch eines: Lebensraum. Die Geschichte der Alpenbesiedelung reicht weit zurück.

Verglichen mit anderen Gebirgen sind die Alpen recht jung. Ihre Entstehung lässt sich auf den Zeitraum vor 290 bis 35 Millionen Jahre datieren. Bis die Menschen in diesem Gebiet heimisch wurden, dauerte es aber: Etwa um 6500 v. Chr. ließen sich die ersten Menschen am Alpenrand niedergelassen. Wäre die Geschichte der Alpen ein Buch mit 1000 Seiten, kämen die Menschen erst auf der letzten Seite vor. Aus menschlicher Perspektive sind die 8500 Jahre bis heute trotzdem eine sehr lange Zeit, in der viel passiert ist.

Eine kleine Zeitreise durch die Geschichte der Besiedelung der Alpen:

Die Alpen waren ziemlich lange allein, bis die ersten Menschen kamen und sie besiedelten. Foto: DAV/Silvan Metz

Aus dem Vorderen Orient in die Alpen

Auch wenn es einzelne Stammtischbrüder und -schwestern mitunter nicht hören wollen: Die ersten Bauerngesellschaften kamen aus dem Vorderen Orient, etwa 6500 v. Chr. erreichten den Alpenrand über die Mittelmeerküste und Südosteuropa. Etwa eintausend Jahre dauerte es, bis weite Teile der französischen und östlichen italienischen Alpen besiedelt waren. Diese vorzeitlichen Bauerngesellschaften vertrieben auch Jäger- und Sammlerstämme aus den tiefer gelegenen Gebieten, die sich gut für den Ackerbau eigneten. Beide, die Jäger- und Sammlerstämme sowie die Bauern, lebten noch viele tausend Jahre neben- oder vielmehr übereinander.

In den nächsten 500 Jahren, von 4500 bis 4000 v. Chr., besiedelten die Menschen auch weiter in den Alpen gelegene, inneralpine Gebiete. Oft ließen sie sich in Flusstälern nieder, wie im Etschtal oder im Ossolatal, denn das flache Terrain in den Tälern eignete sich gut für den Ackerbau. In den Wäldern in diesen Gegenden haben die Menschen gejagt und gesammelt. Andere Wälder verwandelten sie in Weideland.

Die Römer brachten Wein und Esskastanien aus dem Süden mit in die Alpen. Foto: Marc Benedetti

Die Alpen werden römisch

Später, um 3800 v. Chr., drangen die Menschen immer weiter in Richtung Norden vor, sie überquerten den Hauptkamm und besiedelten die Nordseite der Berge. Warum aber sind die Menschen nicht einfach im Süden geblieben? Zwei Gründe haben zu dieser Bewegung geführt: Erstens stieg die Bevölkerungszahl und die Siedler haben neue Weidegebiete außerhalb ihres angestammten Territoriums gesucht. Zweitens lernten die Menschen, Metall zu bearbeiten und haben sich damit neue Möglichkeiten geschaffen. Übrigens: Ötzi, die Gletschermumie aus den Ötztaler Alpen, lebte um etwa 3200 v. Chr.

Kurz vor Christi Geburt fanden die Römer Gefallen an den Alpen und integrierten sie systematisch in ihr Reich, das zu diesem Zeitpunkt massiv expandierte. Stämme, die bereits in den Alpen lebten, wurden vertrieben oder unterworfen. Die Römer begannen, Wein und Esskastanien anzubauen. Auch bauten sie Pässe und Straßen, um Siedlungen nördlich und südlich der Alpen miteinander zu verbinden. Dadurch stieg die wirtschaftliche Bedeutung der Region und gleichzeitig vervielfachte sich die Bevölkerungszahl.

Auf die Römer folgen Hunnen, Slawen, Awaren, Sarazenen

395 n. Chr. wurde das Römische Reich geteilt, fortan gab es einen West- und einen Ostteil. Das wirkte sich auch auf die Machtverhältnisse in den Alpen aus. Im westlichen Teil verlor im 4. und 5. Jahrhundert Rom zunehmend seine Bedeutung. Die Bistumssitze und Klöster übernahmen währenddessen eine wichtige Rolle bei der Verwaltung. Nebenbei missionierten sie die Bevölkerung zum christlichen Glauben. Gleichzeitig eroberten Stämme wie die Hunnen, Slawen, Awaren und Sarazenen Teile der Alpen. Als Konsequenz verließen die bisherigen Bewohner viele Talsiedlungen und zogen sich in die sichereren Teile abgelegener Seitentäler zurück.

Die Infrastruktur, die die Römer hinterließen, begünstigte den interregionalen und transalpinen Verkehr. Auch der Brenner – noch heute eine der bedeutendsten Verbindungen zwischen Österreich und Italien – hat seine Ursprünge in der Römerzeit. 1522 wurde ein Postkurs über den Brenner eingerichtet. In dieser Zeit lebten etwa 3,1 Millionen Menschen in der Alpenregion. 300 Jahre später hatte sich die Bevölkerung fast verdoppelt. Noch einmal einhundert Jahre später, um 1900, betrug die Bevölkerung schon 8,5 Millionen und um 2000 lebten fast 14 Millionen Menschen in den Alpen und um sie herum.

Die Geschichte des Brenners

Zu- und Abwanderung

Die Industrialisierung im 20. Jahrhundert hat auch in den Alpen ihre Spuren hinterlassen: Flüsse wurden begradigt, um den Weg für Straßen und Eisenbahntrassen zu ebnen, Seen wurden trockengelegt, um Fläche für Land- und Weidewirtschaft zu schaffen. Große Teile des Waldes im Tal wurden in Nutzfläche umgewandelt.

Heute leben etwa 13,6 Millionen Menschen in den Städten und Dörfern, Siedlungen und Einödhöfen der Alpen. In Österreich, Deutschland und Slowenien steigt der Bevölkerungsanteil derjenigen, die in den Alpen wohnen. In Frankreich und der Schweiz ist die Quote stabil und Italien verzeichnet eine starke Bergflucht, also eine Abwanderung in andere Regionen.

In den meisten Regionen der Alpen ist die Bevölkerungszahl stabil, nur wenige haben mit Abwanderung zu kämpfen. Foto: Touristik-Information Schleching

Rekordhalter der Alpen

  • Größte Stadt der Alpen: Grenoble (F)

  • Größte Stadt am direkten Alpenrand: Wien (A)

  • Höchste Stadt der Alpen: Davos (CH)

  • Höchster Pass der Alpen: Col de l'Iseran (2764 m) (F)

  • Längster Tunnel der Alpen: Gotthard-Basistunnel (57,1 km) (CH) (Er ist gleichzeitig der längste Eisenbahntunnel der Erde.)

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