Die Haltung des DAV zum Thema E-Bike ist kritisch. Foto: Pixabay/Dieter Stehle
Die Haltung des DAV zum Thema E-Bike ist kritisch. Foto: Pixabay/Dieter Stehle

Der DAV und das E-Mountainbike

E-Bikes und E-Mountainbikes im Speziellen sorgen immer wieder für Diskussionen, so auch beim Deutschen Alpenverein. Das Mountainbiken generell ist als Kernsportart im Grundsatzprogramm Bergsport des DAV verankert und wird dementsprechend gefördert. Nun bezieht der DAV im Positionspapier Mountainbiken zum Thema E-MTB kritisch Stellung.

Der DAV vertritt die Grundhaltung des freiwilligen Verzichts auf das E-MTB, respektiert jedoch dessen Nutzung und sieht positive Anwendungsmöglichkeiten. Gründe für die kritische Haltung sind, dass die Fortbewegungsart nicht dem im Grundsatzprogramm Bergsport verankerten Merkmal der Überwindung einer Höhendifferenz im Auf- wie im Abstieg im Regelfall aus eigener Kraft entspricht. Außerdem verstärkt das E-MTB potenziell die Massenphänomene im Gebirge sowie die Konflikte zwischen Wegenutzenden und begünstigt den Vorstoß in sensible Räume.

Um das oben genannte Spannungsfeld zu entschärfen, sind gezielte, bedarfsangepasste Lenkungskonzepte mit klaren Regeln wirksame, bewährte Stellschrauben des DAV. Gleichzeitig setzt sich der DAV dafür ein, bei allen Beteiligten ein Bewusstsein für die Notwendigkeit und Einhaltung dieser Regeln zu schaffen.

FAQ zum Thema DAV und E-MTB

Hier findet ihr Antworten auf die häufigsten Fragen zum Thema E-MTB beim DAV:

Ist der DAV für oder gegen die Nutzung von E-MTBs?

Der DAV sieht hierbei Chancen und Risiken und setzt sich mit der Entwicklung kritisch auseinander. Neben positiven Anwendungsmöglichkeiten gilt es, die auftretenden Herausforderungen im Blick zu behalten und ernst zu nehmen.

Zählt E-MTB fahren zu den Kernsportarten des DAV?

Nein, das Fahren mit E-MTBs ist aktuell keine Kernsportart des DAV.

Was macht der DAV, um den Risiken, die durch eine verstärkte Nutzung von E-MTBs in den Bergen entstehen, entgegenzuwirken?

Der DAV ist insbesondere in Aufklärung und Kommunikation aktiv und klärt Sporttreibende über Rechte und Pflichten sowie natur- und sozialverträgliche Verhaltensweisen auf. E-MTB-Nutzende werden dabei auch für die Grundsätze des DAV sensibilisiert.

Bin ich als E-MTB-Fahrer*in im DAV willkommen?

Ja, grundsätzlich sind alle willkommen, die sich mit den Werten und Positionen des DAV identifizieren. Im Grundsatzprogramm Bergsport ist aber auch der freiwillige Selbstverzicht auf den Einsatz von Hilfsmitteln verankert.

Kann ich meinen E-MTB-Akku auf den Hütten des DAV laden?

Diese Entscheidung liegt bei den einzelnen Sektionen und deren Hütten. Die klare Empfehlung lautet jedoch, keine Ladestationen bereitzustellen. In jedem Fall empfiehlt sich eine sorgfältige Tourenplanung, um keine böse Überraschung durch leere Akkus zu erleben.

Gibt es spezielle E-MTB-Kurse?

Es gibt beim DAV keine spezielle E-MTB-Lizenzausbildung. In den einzelnen Sektionen kann es Touren und Kurse zur Erlernung von Fahrtechnik und Verhaltensweisen geben, bei denen auch über die kritische Grundhaltung informiert wird.

Ist die Positionierung des DAV zum E-MTB nun final?

Durch die dynamische Entwicklung im Sport kann es bei gegebenen Anlässen Anpassungen oder Änderungen geben.

Unterscheidet der DAV bei seinen Lenkungskonzepten zwischen E-MTB und „klassischem“ MTB?

Nein, durch die rechtliche Gleichstellung und aus praktischen Gründen wird bei Lenkungskonzepten, wie z.B. im Projekt „Bergsport Mountainbike – nachhaltig in die Zukunft“, nicht zwischen E-MTB und MTB unterschieden.

Die neue DAV-Position zum E-Mountainbike

Die neue Positionierung wurde im Juni 2021 auf der pandemiebedingt verschobenen DAV Hauptversammlung verabschiedet. Sie beleuchtet Chancen und Risiken der E-MTB-Entwicklung nun genau und zeigt Lösungsansätze auf. Neben der Grundposition werden fünf Themenbereiche mit den größten Herausforderungen benannt:

  • Bergsportethik

  • Soziale Interaktionen

  • Alpine Raumplanung und Naturschutz

  • Gesellschaftlicher Nutzen

  • Ressourcenverbrauch

Die Positionierung beschreibt außerdem wichtige Detailaspekte wie Aufklärung/Bildung, Kommunikation, Lenkungskonzepte, Integration/Inklusion, Ausbildung, Sektionsarbeit, Laden von Akkus und technische Spezifikationen. Sie gibt den Sektionen des DAV eine Orientierung und bietet ihnen den nötigen Rahmen für die Umsetzung vor Ort.

Hintergründe

Im Jahr 2015 ist das Positionspapier Mountainbiken des DAV erschienen. Darin werden nicht nur die Grundpositionen des Deutschen Alpenvereins zum Mountainbiken erklärt, sondern auch Handlungsempfehlungen sowie Verhaltensregeln erläutert. Das Positionspapier Mountainbiken gibt den Sektionen und Mitgliedern eine wichtige Orientierung, wofür der DAV beim Mountainbiken steht und wofür er sich stark macht.

Mit dem Aufkommen von Pedelecs und deren verstärktem Einsatz, nicht nur im urbanen Umfeld, sondern auch in den Mittelgebirgen und Alpen, wurde die Diskussion über das Für und Wider auch im Alpenverein präsenter.

So hat ein Beschluss auf der Hauptversammlung 2018 in Bielefeld dazu geführt, dass der DAV fortan an seine Sektionen appelliert, das Aufladen von Pedelec-Akkus auf ihren Hütten nicht zu gestatten. Für Sektionen des DAV ist diese Empfehlung jedoch nicht bindend. Außerdem wurde nochmals die kritische Haltung, die bereits im Positionspapier Mountainbiken verankert ist, betont.

Durch die pandemiebedingte Verschiebung der Hauptversammlung, konnten nun im Juni 2021 eine Kurz- sowie eine Langversion der Positionierung beschlossen werden. Diese ersetzen ab sofort das Kapitel 4, Abschnitt „Elektrofahrräder“, des Positionspapiers Mountainbiken. Die Bezeichnung „Bergpedelec“ wird fortan nicht mehr genutzt und es ist vom E-MTB die Rede, weil sich dieser Begriff in der Praxis etabliert hat. Rein formal gesehen handelt es sich dabei aber um ein Pedelec, was in der Straßenverkehrsordnung einem Fahrrad gleichgesetzt ist.

Pedelec, S-Pedelec, E-Bike?

Fahrräder mit Elektroantrieb werden grundsätzlich in Pedelecs, S-Pedelecs und E-Bikes unterschieden. Bei Pedelecs unterstützt der Motor die Fahrenden lediglich beim Treten. Klassische Pedelecs sind dem Fahrrad gleichgestellt und können ohne Versicherungskennzeichen und Führerschein genutzt werden, solange der Elektroantrieb nicht mehr als 250 W Dauerleistung liefert und bei Geschwindigkeiten von über 25 km/h automatisch abschaltet. Leistungsstärkere S-Pedelecs gewähren eine stärkere Unterstützung und E-Bikes können völlig ohne Tretunterstützung gefahren werden. Beide benötigen ein Versicherungskennzeichen. In der Praxis werden die Begriffe Pedelec und E-Bike meistens synonym verwendet, das bezeichnete Sportgerät ist aber laut obenstehender Definition meistens ein Pedelec, da der Anteil der E-Bikes und S-Pedelecs am Markt einen verschwindend geringen Prozentsatz ausmacht. Der Begriff E-Bike bzw. E-MTB hat sich innerhalb der Szene bereits etabliert. Der DAV nutzt deshalb im Sinne der Allgemeinverständlichkeit den Begriff E-MTB. Beschlüsse oder Aussagen des DAV, die in der Vergangenheit unter der Nomenklatur “Berg-Pedelec” getroffen wurden, gelten äquivalent für die fortan genutzte Bezeichnung “E-MTB”.

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