Drei Menschen steigen aus dem Zug aus
Öffis vs. Auto? Hier ist klar, was klimafreundlicher ist. Foto: DAV/Hans Herbig
Hintergründe, Tipps und Tricks

Der CO2-Fußabdruck

Der CO2-Fußabdruck ist in aller Munde. Aber was ist das überhaupt? Wie groß sollte er sein bzw. nicht sein? Und sind Fleisch- und Autoverzicht die einzigen Möglichkeiten, ihn zu reduzieren? Im Folgenden findet ihr alles, was ihr zum CO2-Fußabdruck wissen müsst – und ein paar Reduktionsmöglichkeiten, die ihr vielleicht noch nicht kanntet.

Wissenswertes zum Kohlenstoffdioxid (CO2)

Um herauszufinden, was der CO2-Fußabdruck denn nun eigentlich ist, stehen wir erstmal vor der Frage: Was ist CO2 überhaupt? Kohlenstoffdioxid kommt zwar natürlicherweise in unserer Luft vor, aber wie bei so vielem: die Dosis macht das Gift. Durch zu viel CO2 erwärmt sich die Erde schneller. Besonders das Verbrennen von Holz, Kohle, oder auch Benzin, setzt CO2 frei. Natürlich spielen noch andere Gase eine Rolle, vor allem Methan, das zum Beispiel von Kühen ausgestoßen wird. Alle Infos zu den verschiedenen Treibhausgasen findet ihr auch in unserem Glossar. Damit die Einflüsse der verschiedenen Gase verglichen werden können, wird alles in CO2-Äquivalente umgerechnet. Deshalb ist beim Thema Emissionen auch oft nur von CO2 die Rede, obwohl eigentlich alle Treibhausgase gemeint sind.

Bei Kohlenstoffdioxid macht die Dosis das Gift. Foto: Pixabay/foto-rabe

Und was ist nun der CO2-Fußabdruck?

Jede Person (und natürlich auch jedes Unternehmen, jedes Produkt etc.) hat einen eigenen CO2-Fußabdruck. Damit ist die CO2-Bilanz gemeint, also die Menge an CO2-Äquivalenten, die diese Person durch ihr Handeln freisetzt. In Deutschland liegt der durchschnittliche Ausstoß an CO2-Äquivalenten bei 11,6 Tonnen pro Jahr - weit mehr als der weltweite Durchschnitt, aber auch mehr als der in der EU.

Die gute Nachricht: Das bedeutet für jede*n Einzelne*n von uns, dass es jede Menge Einsparpotenzial gibt. Wo, das findet man am besten mit einem CO2-Rechner (zum Beispiel dem Rechner des Umweltbundesamts) heraus. Dort kann man Wohnsituation, Konsum- und Mobilitätsverhalten, Ernährung und vieles mehr eintragen und sieht dann, in welchen Bereichen der Fußabdruck am größten ist.

Keine Lust auf Mathe? Dann scrollt einfach weiter runter. Dort findet ihr viele Möglichkeiten und Anregungen, wie ihr euren Fußabdruck verringern könnt. Und das meiste davon tut gar nicht weh. Denn auch wer gerne mal ein Schnitzel isst oder aufs Auto nicht verzichten kann, kann einen Teil beitragen. Und wenn es nur der Verzicht auf die dauerblinkende Lichterkette oder das unnötig fließende Wasser beim Zähneputzen ist. Denn: Auch Kleinvieh macht Mist.

Brauchst du ein paar Anregungen, was du tun kannst?

Die Tipps sparen unterschiedlich viele Emissionen ein – wie viel genau, lässt sich nur schwer beziffern, weil bei der Bilanzierung viele Faktoren eine Rolle spielen und damit auch Publikationen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Es ist auch klar, dass es den Klimawandel nicht aufhält, wenn ich meinen Wasserkocher entkalke. Aber wenn sich alle bewusst machen, wo sie etwas beitragen können, summieren sich die Einsparungen und bringen uns alle ein Stück voran!

Energie

Dem Energiesektor sind laut Umweltbundesamt die größten Emissionen in Deutschland zuzurechnen. Dazu gehören auch Bereiche, die wir als Einzelperson kaum beeinflussen können, z.B. die Industrie. Aber trotzdem gibt es einige Punkte, durch die wir direkt oder indirekt Energie sparen können.

  • Probier's ohne: Luftige Kleidung im Winter
    Warum? Im Normalfall frieren wir nicht so gerne. Soll uns also im Winter im T-Shirt kuschlig warm sein, muss die Wohnung ordentlich geheizt werden. Und das verbraucht viel Energie und verursacht CO2-Emissionen.
    Alternative: Mit einem dicken Pulli und warmen Socken oder Hausschuhen bleibt man warm, auch wenn man die Heizung um ein Grad herunterdreht. Klingt nicht besonders wirkungsvoll? Doch. Ein Grad weniger in einer 70-Quadratmeter-Wohnung verursacht im Schnitt 160 Kilo weniger CO2-Emissionen pro Jahr (Quelle). Außerdem sollte man die Heizung regelmäßig entlüften.

  • Probier's ohne: Bereitschaft
    Warum? Geräte im Standby-Modus verbrauchen Strom – zwar nicht viel, aber es summiert sich.
    Alternative: Geräte, die nicht ständig genutzt werden, abstecken. Alternativ bieten sich auch Steckdosenleisten mit Kippschalter an.

  • Probier's ohne: Ständig in den Kühlschrank schauen
    Warum? Der Kühlschrank kühlt, die Heizung heizt. Ohne diese schöne Erfindung namens Kühlschranktür (in geschlossenem Zustand) heben sich die Wirkungen möglicherweise auf.
    Alternative: Wenn du aus Langeweile in den Kühlschrank schaust, schau stattdessen aus dem Fenster – da gibt es meist sogar mehr zu entdecken. Wenn du wegen des knurrenden Magens in den Kühlschrank schaust, ok – aber entscheide dich möglichst schnell, was du essen möchtest.

  • Probier's ohne: Verpackungen
    Warum? Die Produktion und Entsorgung bzw. Recycling von Verpackungen braucht Energie, Energieerzeugung verursacht meist CO2. Wo du Produkte unverpackt oder mit möglichst wenig Verpackung bekommen kannst, nutze die Möglichkeit.
    Alternative: Unverpacktläden oder Einkäufe auf dem Markt bieten die beste Möglichkeit, Verpackung einzusparen. Allerdings gibt es die oft nur in der Stadt. In den meisten Supermarktabteilungen gibt es aber unverpacktes Obst und Gemüse – und dann müssen die drei Äpfel nicht unbedingt in den Hemdchenbeutel, sondern können auch direkt in den Korb. Auch beim Bäcker kann man Verpackungen sparen: Einfach das Brot in einen Jutebeutel packen, den kann man regelmäßig waschen.

  • Probier's ohne: unnötiges elektrisches Licht
    Warum? Licht braucht Strom, Strom verursacht in den meisten Fällen CO2 (und auch Strom aus Erneuerbaren muss nicht unbedingt verschwendet werden).
    Alternative: ungenutzte Räume dunkel lassen; die Lichterkette draußen ausschalten, wenn man ins Bett geht; beim Verlassen der Wohnung/des Büros schauen, ob alle Lichter aus sind.

  • Probier's ohne: Wasserverschwendung
    Warum? Wasser ist in den meisten Regionen Deutschlands zur Genüge vorhanden und fließt ja sogar oft in den Wasserkreislauf zurück. Trotzdem: Die Aufbereitung und insbesondere warmes Wasser benötigen viel Energie, die sich leicht einsparen lässt.
    Alternative: Das Wasser nicht laufen lassen, während man Zähne putzt, die Hände einseift oder sich rasiert; (kurz) duschen statt baden; Durchflussbegrenzer in Duschkopf und Wasserhahn einbauen.

Ernährung

Ja, es lässt sich leider schwer schönreden – Fleisch ist für unsere Klimabilanz nicht besonders hilfreich. Insgesamt wäre eine rein pflanzliche Ernährung im Durchschnitt am emissionsärmsten. Trotzdem ist nicht jede Fleischsorte per se schlechter als jedes andere Lebensmittel. Wo man ansetzen könnte:

  • Probier's ohne: Mineralwasser
    Warum? Leitungswasser ist in Deutschland einwandfrei! Durch Verpackung, Transport etc. fällt bei Mineralwasser aus der Flasche laut Verbraucherzentrale etwa 600 Mal so viel CO2 an wie bei Leitungswasser.
    Alternative: Leitungswasser. Wer gerne kohlensäurehaltiges Wasser möchte, kann sich einen Wassersprudler anschaffen. Wenn es trotzdem Flaschenwasser sein soll, kann man darauf achten, kein importiertes Mineralwasser zu kaufen (einige beliebte Mineralwasser in deutschen Supermärkten stammen zum Beispiel aus Italien, Frankreich oder sogar von den Fidschi Inseln).

  • Probier's ohne: Rindfleisch
    Warum? Es ist bekannt: Fleisch hat generell keine gute Klimabilanz. Und Rindfleisch schneidet besonders schlecht ab, weil Kühe Wiederkäuer sind und dadurch Methan ausstoßen.
    Alternative: Fleischalternativen sind einen Versuch wert! (insbesondere in Form von Hack gibt es inzwischen viele leckere Optionen – von Sojagranulat bis hin zu Burgerpatties auf Erbsen oder Weizenproteinbasis); aber auch Schweine- oder Geflügelfleisch schneiden in Sachen Klimabilanz besser ab als Rindfleisch.

  • Probier's ohne: Kaffee
    Warum? Beim Kaffeeanbau kommt viel zusammen: enormer Düngereinsatz, Flächen-, Wasser- und Energieverbrauch in der Produktion, lange Transportwege. Ehrlicherweise wirken nicht alle diese Faktoren direkt auf die Emissionsbilanz ein, aber nachhaltig ist Kaffee in den meisten Fällen trotzdem nicht.
    Alternative: Tee hat eine etwas bessere Klimabilanz, da bei Anbau und Verarbeitung weniger Energie benötigt wird. Auch durch ökologischen Anbau lässt sich durch klimafreundlichere Anbaumethoden CO2 einsparen. Einen nicht zu verachtenden Anteil der Emissionen macht bei bei den Heißgetränken das Wasserkochen aus – also am besten darauf achten, nicht zu viel Wasser unnötig zu erhitzen und den Wasserkocher regelmäßig entkalken.

Dunkle Schokolade enthält keine Milch und ist daher etwas klimafreundlicher. Foto: pixabay/AlexanderStein
  • Probier's ohne: Schokolade
    Warum? Schade, Schokolade, auch diese süße Verführung hat einen ziemlich großen CO2-Fußabdruck – Gründe dafür sind unter anderem, wie beim Kaffee, Anbau, Verarbeitung und Transport.
    Alternative: Gibt es eine wirkliche Alternative zu Schokolade? Wohl kaum. Etwas besser schneidet in Sachen Klimabilanz vegane (ohne Milch) und/oder palmölfreie Schokolade ab.

  • Probier's ohne: Reis
    Warum? Beim verbreiteten Nassanbau wird das Treibhausgas Methan emittiert.
    Alternative: Andere Getreidesorten geben auch ein leckeres Gericht ab. Hast du zum Beispiel schon einmal Dinkelreis, Graupen oder Grünkern probiert? Für die ganz Probierfreudigen ist auch Blumenkohlreis eine leckere Alternative: Einfach die Röschen in den Häcksler geben und anschließend durchbraten - macht sich super zu Currys oder als Grundlage für gebratenen Reis.

  • Probier's ohne: Reis- oder Mandeldrink
    Warum? Da hat man schon die Kuhmilch verbannt und macht immer noch etwas falsch? Jein, besser als Kuhmilch schneiden die beiden Alternativen schon ab. Aber beide Produkte verbrauchen in Anbau und Produktion extrem viel Wasser. Dazu kommen die Methan-Emissionen beim Reisanbau.
    Alternative: Hafer- und Sojadrinks, beide haben eine gute Klimabilanz. Beim Sojadrink sollte man allerdings auf Bio-Qualität achten, denn der Bio-Soja wird meist in Europa angebaut, nicht in Monokulturen in Südamerika.

  • Probier's ohne: Weit Gereistes
    Warum? Insbesondere empfindliche frische Produkte werden oft per Flugzeug transportiert und haben deshalb eine schlechte CO2-Bilanz.
    Alternativen: Regional und saisonal einkaufen. Das ist vor allem im Winter eine Herausforderung. Aber genau die suchen wir ja manchmal, oder? Also wie wäre es mit dieser Challenge: Eine Woche lang kreative, leckere und neue Gerichte mit Kohl und Kartoffeln kochen. Wozu leben wir denn im Land der „Krauts“?

Mobilität

Bei der Mobilität gibt es einen ganz klaren Sündenbock: Das Flugzeug (wobei das Kreuzfahrtschiff auch ziemlich weit vorne liegt in Sachen Klimaschädlichkeit). Wo irgendwie möglich, sollten diese beiden Fortbewegungsmittel gemieden werden. Für die allermeisten von uns ist das im Alltag machbar. Beim Auto sieht es anders aus: Für manche ist der Verzicht darauf eine Herausforderung, der man sich stellen kann, für andere unmöglich, weil die Strecken zu weit fürs Fahrrad sind und der ÖPNV nicht (ausreichend) vorhanden. Wo man trotzdem ansetzen könnte:

  • Probier's ohne: Alleinsein
    Warum? Ob im Auto nun eine Person sitzt oder es vollbesetzt ist, spielt beim CO2-Ausstoß kaum eine Rolle – die Pro-Kopf-Emissionen sind dadurch niedriger.
    Alternative: Ob zum Arbeitsplatz oder in die Berge – in vielen Fällen ist man nicht die einzige Person mit diesem Ziel. Einfach mal in die Runde fragen, ob noch jemand Interesse an einer Fahrgemeinschaft hätte. (Und ja, es ist wahrscheinlich umständlicher, aber vielleicht auch unterhaltsamer und günstiger)

  • Probier's ohne: Unnötige Wege
    Warum? Weil sie sich vermeiden lassen.
    Alternative: Es hängt natürlich davon ab, welche Wege unnötig sind – oder besser gesagt von uns als unnötig wahrgenommen werden. Im Groben könnte man sagen: Besser planen. Den Wocheneinkauf auf einen Rutsch erledigen, anstatt jeden Tag zum Supermarkt zu fahren. Friseurbesuch, Arzttermin und das Treffen mit Freund*innen auf denselben Tag legen, wenn man ohnehin schon in der Stadt ist.

  • Probier's ohne: Parkplatzsuche
    Warum? In Innenstädten verbringt man laut Studien etwa 10 Minuten mit der Parkplatzsuche. Das ist nicht nur nervig, sondern stößt auch unnötig CO2 aus.
    Alternative: Die klimafreundlichste Variante ist, nur die notwendige Strecke (z.B. bis zum nächsten Park & Ride) mit dem Auto zu fahren und dann auf Bahn, Bus oder Fahrrad umzusteigen. Für einige (Groß-)Städte gibt es auch Apps, die bei der Parkplatzsuche in der Stadt helfen (z.B. Parkopedia, ParkNow, PayByPhone, Google Maps).

Die Parkplatzsuche kostet Zeit und Nerven - und erhöht die Emissionen. Foto: pixabay/Arcaion

Mach's einfach!

So heißt auch die DAV-Kampagne, in der wir regelmäßig Anregungen geben, wie wir alle unser Leben ein Stückchen nachhaltiger machen können.
In den letzten Jahren sind hier schon einige Tipps zusammengekommen: Mach's einfach - nachhaltig handeln

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