Eine kleine Kapelle steht vor einer schroffen Bergkulisse. Die Berge sind mit Schnee bedeckt, die Bäume färben sich schon herbstlich golden.
Die Kelderkapelle vor der schroffen Bergkulisse wirkt wie aus einem Heimatfilm. Foto: Joakim Strickner
St. Jodok / Tuxer Alpen

Stille abseits der Brennerstraße

Schon die Römer gaben dem „vallis smurne“ und dem „vallis“ den Namen; Tradition wird heute noch großgeschrieben in den zwei Tälern, die vom Wipptal abzweigen.

Nur wenige Kilometer von der Brenner-Autobahn entfernt ist die Welt noch in Ordnung. Vom gemütlichen St. Jodok aus verzweigen sich Schmirn- und Valsertal in die Gipfelwelt der Zillertaler Alpen und der nördlich vorgelagerten Tuxer. Eine symphonische Landschaft: im Tal Getreidefelder, die dem europäischen Agrarstrukturwandel trotzen; darüber steile Talhänge mit Bergwäldern und zerzausten Zirben; die Himmelslinie prägen Dutzende von Gipfeln – mal grün und sanft geschwungen, mal steil aufragend in Fels und Eis, und gleich jenseits des Kamms liegt das nächste Bergsteigerdorf Ginzling. Hier hat man seine Ruhe – und vielerlei Möglichkeiten, aktiv zu werden.

Berge

Mit der Fußstein-Nordkante und dem Sagwand-Nordpfeiler fanden zwei Touren im Valsertal Aufnahme im legendären Kletterführer „Im extremen Fels“; spätestens durch Spitzenkletterer David Lama wurde der Talkessel zum Topziel für ambitionierten Winteralpinismus – wenn die Verhältnisse passen. Doch auch wer „nur“ mit Tourenski oder Schneeschuhen unterwegs sein will, hat reiche Auswahl, von gemütlich bis steil und lang. Und der ortsnahe Peter-Kofler-Klettersteig (650 m, C) rundet die umfassenden Wandermöglichkeiten sportlich ab.

Tipp:

Der Valsertal-Kessel mit Fußstein, Schrammacher, Sagwand und Hoher Kirche ist in guten Wintern ein Dorado für ernsten Alpinismus. Die Peter-Habeler-Runde führt in sechs Tagen über gut 40 km und 4000 Hm von Hütte zu Hütte rund um das Massiv des Olperer.

Kultur

Von Hand bestellte Felder mit Schwarzhafer, dem einstigen „Doping“ der Brenner-Zugpferde, zeigen heute noch das Selbstbewusstsein der Menschen im Schmirn- und Valsertal. Auch das Almleben gehört zu ihrer Kultur – der Verein „Schule der Alm im Valsertal“ hütet die Tradition und möchte die Almen und Bergmähder der Region erhalten. Die Gäste können dazu in einem Bildungsurlaub zur Almarbeit mehr erlernen.

Natur

Schon 1942 wurden Teile des Valsertals unter Naturschutz gestellt, seit 2001 ist es Natura-2000-Gebiet, es umfasst alle Vegetationsbereiche von der montanen bis zur nivalen Höhenstufe. Besonders beeindruckend sind die teils bizarren Zirben oberhalb der Waldgrenze; der idyllische Grauerlenwald mit seinen weit verzweigten, seichten Wasserläufen beherbergt über 400 Tier- und Pflanzenarten. Im Alpenblumengarten und auf einem barrierefreien Alpenblumenrundweg im Schmirntal kann man mehr darüber lernen.

Genuss

In der „Genussregion Nordtiroler Grauvieh Almochs“ wird eine der ältesten Rinderrassen des Alpenraums gezüchtet – und in den örtlichen Gasthäusern serviert. Die Ziegenkäse-Spezialitäten von Helgas Alm sind weithin bekannt; auch Weinverkostungen bietet die diplomierte Sommelière an. Und Spezialitäten wie Kräutersalz, Sirup und Likör gibt es bei den Hofläden im Schmirntal.

Geraer Hütte (2324 m) mit Fußstein und Olperer. Foto: Arthur Lanthaler Foto: Arthur Lanthaler

Die Bergsteigerdörfer

Die in der Initiative Berg­steiger­dörfer vereinten Ort­schaften sind Alpinismus­pioniere in ihren Regionen. Deshalb haben die Berge und das Berg­steigen im kulturellen Selbst­verständnis der Ein­heimischen und Gäste einen hohen Wert. Hier ist das Bewusst­sein über den not­­wendigen Ein­klang zwischen Natur und Mensch noch lebendig und man respektiert natür­liche Grenzen. Die Bergsteiger­dörfer der Alpen­vereine ent­sprechen damit in besonderer Weise den Zielen der Alpen­konvention, die eine nach­haltige Ent­wicklung im gesamten Alpen­raum anstrebt.

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