Frau und Mann wandern bei Sonnenschein in den Bergen
Bergsport hat viele Ausprägungen. Foto: DAV/Wolfgang Ehn
Bergsport-Lexikon

Mehr als "nur" Bergsport

Bergsport – ein Begriff, der in aller Munde ist. Aber was ist Bergsport eigentlich? Was macht ihn aus? Reicht es, den Begriff als Klammer für all die verschiedenen Betätigungsformen am Berg zu sehen? Oder ist es doch mehr als "nur" Sport?

Leidenschaft, Lebenssinn, Lebensform

Natürlich ist Bergsport mehr als "nur" Sport. Bergsport ist ein Gemeinschaftserlebnis, er ist ein Boost für den Selbstwert, Bergsport ist Entspannung im Einklang mit der Natur. Für viele schafft diese Leidenschaft Lebenssinn, wird gar zur Lebensform. Und gleichzeitig ist Bergsport auch die Klammer für den Facettenreichtum am Berg: für das Wandern, das Tourengehen, das Klettern. Aber auch das Mountainbiken, das Skibergsteigen, Bouldern oder sogar Slacklinen. Was ist Bergsport also? Am Ende müssen wir diese Frage wohl alle für uns selbst beantworten.

Viele Dinge im Bergsport lassen sich dagegen sehr klar benennen. Im Folgenden haben wir die wichtigsten Begriffe für euch zusammengefasst und kurz erklärt.

Von A wie Alpenglühen bis W wie Wege

  • Alpenglühen: ein magisches und unwirkliches Phänomen, das selbst weniger Bergbegeisterte in seinen Bann zieht. Dabei bezeichnet das Alpenglühen nichts weiter als die Lichtspiele von Sonnenauf- und -untergang, projiziert an die Bergwände und -gipfel.

  • Alpen vs. Mittelgebirge: im Herzen Europas vs. im Herzen Deutschlands? Die Alpen erstrecken sich über 200.000 Quadratkilometer in einem 1200 Kilometer langen, zwischen 150 und 250 Kilometer breiten Bogen vom Ligurischen Meer bis zum Pannonischen Becken hinter Wien. Der Alpenraum besteht aus acht Alpenstaaten – Österreich, Italien, Frankreich, Schweiz, Deutschland, Slowenien, Liechtenstein und Monaco. Geologisch sind die Alpen als junges Faltengebirge zu betrachten. Höchster Alpengipfel mit 4810 Metern ist der Mont Blanc. In den deutschen Mittelgebirgen kommt der Feldberg im Schwarzwald auf stolze 1493 Meter. Die Mittelgebirge sind meist uralte Rumpfgebirge, die keine unterschiedlichen Vegetationsformen haben und die Baumgrenze selten überschreiten.

  • Alpine Gefahren drohen Bergsportler*innen auch im Mittelgebirge und außeralpinen Gebirgen. Zu ihnen gehören "objektive" Gefahren wie Steinschlag, Lawinen oder Gewitter. Für die meisten Alpinunfälle sind aber "subjektive" Gefahren der Auslöser, also Selbstüberschätzung, Inkompetenz, schlechte Verfassung oder übertriebener Ehrgeiz. Und schließlich drohen objektive Gefahren nur Leuten, die sie nicht wahrnehmen oder nichts dagegen tun ...

  • Alpinismus als Begegnung und Befassung des Menschen mit dem Berg, ein Teilbereich davon wäre dann der Bergsport. Dazu zählt aber auch die wissenschaftliche Erforschung oder die künstlerische Auseinandersetzung mit den Bergen. Eine engere Definition von Alpinismus beschreibt ihn als Teil des Bergsports, als eine Spielform, das "wilde" Bergsteigen in ernstem Gelände. 2019 wurde der Alpinismus ins immaterielle Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen und dort im engeren Sinne definiert: Alpinismus ist die Kunst, Gipfel und Wände zu besteigen, aus eigener physischer und geistiger Kraft. Es müssen natürliche, nicht künstliche Hindernisse überwunden, Risiken eingeschätzt und angenommen werden. Es geht dabei um Eigenverantwortung, Solidarität mit anderen und Respekt vor der Natur.

  • Die Baumgrenze bezeichnet die Höhe, ab der klimatisch bedingt keine Bäume mehr wachsen. In den Alpen liegt die Baumgrenze bei etwa 2500 Metern – Lärche und Fichte sind hier meist noch zu finden. In den Mittelgebirgen, zum Beispiel im Schwarzwald, bilden Tannen bei 1400 Metern und in der Arktis Birken bei etwa 700 Metern die Baumgrenze.

  • Bergfex: leidenschaftliche*r Bergsteiger*in (besonders in Süddeutschland und Österreich gebräuchlich).

  • Bergsteigen: Ein weitläufiger Begriff; er kann alles umfassen, was man zu Fuß in bergigem Gelände unternimmt. Im engeren Sinn bezeichnet er die wohl klassischste Disziplin im Bergsport, das selbständige Unterwegssein in anspruchsvollem, auch weglosem Gelände.

  • BergwanderCheck: Der DAV BergwanderCheck hilft dabei, dein Können und deine Kondition richtig einzuschätzen, um die für dich passende Tour auszuwählen

  • Biwakieren: ungeplantes Nächtigen am Berg aus triftigem Grund, zum Beispiel bei Verletzung, ungünstiger Wettersituation, unerwarteten Schwierigkeiten, falscher Planung oder aufziehender Dunkelheit. Wer einen Biwaksack dabei hat, friert weniger. Ein geplantes Biwak kann bei extrem langen, schwierigen Unternehmungen fällig werden oder einen ausreichend frühen Start erlauben. Freies Übernachten mit Schlafsack-Komfort kann ein romantisches Erlebnis sein, ist aber in den meisten Alpenländern aus Naturschutzgründen nicht erlaubt; vorher unbedingt recherchieren und fragen!

  • Eine Biwakschachtel ist eine alpine Notunterkunft in Fertigbauweise/Container, mit Matratzen, Decken und Kerzen. Als spartanischer Stützpunkt erleichtert sie die Durchführung langer, anspruchsvoller Routen wie Watzmann-Ostwand, Laliderer-Nordwand oder großer Höhenwege; vor allem in den Westalpen ist das Konzept verbreitet. Allen Komfort (Schlafsack, Kocher) muss man selber mitbringen – als Partylocation sind Biwakschachteln also denkbar ungeeignet!

  • Bouldern: Klettern in Absprunghöhe mit Weichboden-/Bouldermatten.

  • Eigenverantwortung wird beim Bergsport großgeschrieben und macht seinen Reiz mit aus. Gründliche Planung, achtsames Unterwegssein, defensive Grundeinstellung sowie Kompetenz für Notfallsituationen und Rückzüge sind die beste Lebensversicherung und tragen dazu bei, der Bergwacht nicht zur Last zu fallen.

  • Eis- und Mixedklettern findet, wie der Name verrät, auf Eis oder eisüberzogenem Fels (Mixed) statt. Es reicht vom Begehen von Eiswänden, einer Steigerungsform von Hochtouren, bis zum Begehen gefrorener Wasserfälle. Außer viel Kraft fordert diese Disziplin vor allem Coolness und viel Erfahrung zur Einschätzung der Stabilität der Eisformationen und der komplexen Gefahren.

  • Erste Hilfe: Gerade bei Bergunfällen sollte ein bestimmtes Schema eingehalten werden. Als erstes verschafft man sich einen Überblick über die Lage, stellt Sicherheit her und testet die Ansprechbarkeit der verletzten Person. Dann geht es weiter wie im klassischen Erste Hilfe-Kurs erlernt. Näheres zur Ersten Hilfe in den Bergen haben wir für euch zusammengefasst.

  • Führer sind auch im Internetzeitalter die zuverlässigste Informationsquelle, vor allem für komplexe Disziplinen wie Fels- oder Eisklettern, wo es auf sehr genaue Angaben ankommt. Einzelne Webseiten erreichen eine vergleichbare Qualität wie gut lektorierte gedruckte Führer. Führer*innen aus Fleisch und Blut – ob staatlich geprüfte Berg- und Skiführer*innen oder Fachübungsleiter*innen und Trainer*innen in den DAV-Sektionen – sind als Tourenbegleitung und in der Ausbildung heute so wertvoll wie eh und je.

  • Die Gehzeit ist abhängig von Fitness und Können. Allgemeine Zeitangaben geben eine grobe Richtung. Wer es genauer wissen möchte, nutzt den DAV Gehzeitrechner.

  • Gipfelbuch: Schon früh hinterließen Bergmenschen ihre Visitenkarten auf dem Gipfel in selbst geleerten Champagnerflaschen. Heute hat das Gipfelbuch Tradition. Häufig in künstlerischen Schatullen aufbewahrt, tragen Gipfelstürmer*innen dort ihren Erfolg ein oder versuchen sich in Dicht- und Malkunst.

  • Gipfelkreuz: klares Signal – hier ist der Gipfel, hier bin ich richtig. Ob religiös oder nicht, auch der Ort für spirituelle Gedanken an der Schnittstelle Himmel und Erde.

  • Das Global Positioning System (GPS) ist ein Satellitensystem, das die eigene Positionsbestimmung ermöglicht. Bekannt und beliebt besonders beim Radfahren, aber auch beim Wandern mit GPS-Geräten von Garmin, Magellan oder Satmap oder auch mittels Apps wie alpenvereinaktiv.

  • Hochtouren sind eine sehr komplexe Disziplin des Bergsports, denn sie finden in der Regel im vergletscherten Hochgebirge statt, in Gelände mit Gletschern, Eisflanken, Firngraten und hohen Gipfeln über dreitausend oder viertausend Metern. Daher erfordern Hochtouren besondere Vorbereitung, Ausrüstung und Sicherungskenntnisse.

  • Beim Klettern liegt die Last nicht nur auf den Füßen, die Arme und Hände beteiligen sich an der Aufwärtsarbeit. Im Kletter-Lexikon sehen wir uns den abwechslungsreichen Sport genauer an.

  • Klettersteige versichern und erleichtern mit Eisenleitern, Eisenstiften, -klammern und Stahlseilen Kletterwege für Nicht-Kletternde. Daher auch die Bezeichnung als Via Ferrata (Eisenweg).

  • Eine gute Landkarte sollte beim Bergsport immer dabei sein, vor allem wenn man das Netz der markierten Wege verlassen will. Alpenvereinskarten oder staatlich erarbeitete (Bayerische Karte, ÖK, SLK) zeigen wesentlich mehr Landschaftsdetails als die üblicherweise verfügbaren digitalen Alternativen.

  • Mountainbiken: Mit dem Bike auf den Berg. Auch hier gibt es verschiedene Spielarten und Wissenswertes.

  • Schwindelfreiheit: Fortbewegung in ausgesetzten und luftigen Passagen ohne Panik und Angstgefühl. Falls der Höhenschwindel doch einsetzt, sollte man Weit- und Tiefblicke vermeiden, sich wenn möglich festhalten, keine sich bewegenden Objekte wie Vögel oder Wolken beobachten und sich auf die Atmung konzentrieren.

  • Übers Skifahren mit Seilbahn- und Lifthilfe rümpfen Apologeten der "Bewegung aus eigener Kraft" gerne die Nase; dennoch hat die Hälfte der DAV-Mitglieder diesen Sport in ihrem Portfolio. Das Freeriden abseits gesicherter Pisten hat schon mehr von der "Freiheit der Berge", aber dafür sollte man sich mit dem Thema Lawinen auskennen.

  • Beim Skitourengehen geht es darum, Berge aus eigener Kraft mit Skiern zu besteigen und in freiem Gelände weit abseits präparierter Pisten abzufahren. Dazu nutzt man spezielle Bindungen, die zum Aufstieg nach oben klappen, so dass ein natürliches Gehen möglich ist, und auf den Belag geklebte Felle, die ein Zurückrutschen verhindern. Skitouren "light" kann man auch am Pistenrand gehen und auf der Piste abfahren. Weitere Infos zu Skitouren auf Pisten.

  • Trailrunning ist Joggen oder Laufen auf bergigen Wegen, eine konditionell besonders anspruchsvolle Disziplin. Etwas gemäßigter geht es beim Speed Hiking zu (von Spöttern auch Hektik Walking genannt), bei dem immer ein Fuß auf dem Boden bleibt. Extremprofis begehen auch schwierige Routen auf Zeit und nennen das Speedbergsteigen.

  • Trittsicher ist, wer im unwegsamen Gelände (zum Beispiel Blockgelände, Schrofen, steilen Abhängen) sicher auf den Beinen ist und den Fuß genau da hin stellt, wo er es will. Darüber hinaus ist es wichtig, das Gelände realistisch wahrzunehmen und einzuschätzen, eine gute Körperkoordination zu besitzen, schwierige, ausgesetzte Wegpassagen zuverlässig zu erkennen und die eigenen Kraftreserven richtig einschätzen zu können.

  • Unterkünfte in den Bergen: Hier gibt es ein breites Angebot, von den Alpenvereinshütten über Naturfreundehäuser, Wanderhotels bis hin zum Biwak oder Zeltplatz.

  • Wandern, Bergwandern, Bergsteigen: Grenzen sind fließend, grob gesagt: Wandern auch in der Ebene, Bergwandern hat den Genuss am Unterwegssein im Fokus auf gut angelegten, gepflegten Wegen, Bergsteigen auch mal abseits der Wege mit eher sportlichem Charakter.

  • Wege: Allein der DAV kümmert sich um ein Netz von Bergwegen und Steigen von etwa 30.000 Kilometern. Dabei wird nach Schwierigkeit unterteilt: Blau markierte Wege sind für gewöhnlich einfach und weisen keine absturzgefährlichen Passagen auf. Rot markierte Wege sind mittelschwer, häufig schmal und können absturzgefährliche Passagen aufweisen, schwarz markierte Wege enthalten meist versicherte Gehpassagen und/oder einfache Kletterstellen, die den Gebrauch der Hände erfordern. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unbedingt erforderlich.

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