Man hängt sich am Klettersteig ein
Am Klettersteig. Welche Ausrüstung gehört in den Rucksack? Foto: DAV/Hans Herbig
Ausrüstung am Klettersteig

Ein Hut, ein Stock, ein Bandfalldämpfer

Klettersteigset (KSS), Gurt und Helm gehören zur Standardausrüstung am Klettersteig. Wofür das alles gut ist und was bei der Anschaffung zu beachten ist, erfahrt ihr im Artikel. Aber auch bei der persönlichen Ausrüstung solltet ihr bei eurer Klettersteigtour ein paar Hinweise beachten.

Standardausrüstung

  • Klettersteigset

  • Klettergurt

  • Helm

Klettersteigset 

Zur Absturzsicherung wird ein Klettersteigset verwendet. Dieses besteht aus einem Bandfalldämpfer und zwei Sicherungssträngen in Y-Form mit je einem fix vernähten Klettersteigkarabiner an den beiden elastischen Armen. Mit der am anderen Ende angebrachten Schlaufe erfolgt die feste Verbindung des Sets mit dem Klettergurt per Ankerstich (die beiden Sicherungsstränge inklusive Bandfalldämpfer werden einmal komplett durch diese Schlaufe durchgefädelt). Eine detaillierte Beschreibung und was es bei Klettersteigsets alles zu beachten gilt, gibt es hier: "Klettersteigsets: Wie funktioniert das?". Nur normkonforme (EN 985) und moderne Klettersteigsets benutzen!

Sich korrekt am Klettersteig einzuhängen, ist essenziell. Illustration: Georg Sojer

Klettergurt

Der Klettergurt sollte bequem zu tragen sein und gut sitzen. Den zur Statur passenden Klettergurt mit ausreichend Anpassungsmöglichkeit (Jacke, dicke Hose) wählen. Für Kinder und schwere Personen sowie ggf. mit schwerem Rucksack ist als zusätzliche Sicherheitsreserve ein Brust- bzw. Kombigurt zu empfehlen. Im Sturzfall kann so ein Nach-Hinten-Kippen vermieden werden.

Helm

Am Klettersteig nur mit Helm! Dieser schützt nicht nur vor Steinschlag durch Vorausgehende, sondern auch vor Anprall des Kopfes am Felsen beim Hochsteigen oder bei einem Sturz. Nur Bergsteigerschutzhelme (EN 12492) verwenden. Den Helm schon vor dem Wandfußbereich bzw. Einstieg anlegen!

Klettersteigset, Gurt und Helm sind persönliche Schutzausrüstung (PSA): Herstellerangaben bzgl. Handhabung und Lebensdauer beachten. Textile Materialien unterliegen Alterungsprozessen und sollten trocken und vor Tageslicht geschützt gelagert werden (Artikel: Alterung Bergsportausrüstung). PSA muss bei Beschädigung, insbesondere wenn der Bandfalldämpfer des Klettersteigsets nach einem Sturz oder "schwungvollerem Reinsetzen" aufgerissen ist, ausgetauscht werden.

Persönliche Ausrüstung

Rastschlinge/Selbstsicherungsschlinge

Vor allem bei schwereren Klettersteigen mit längeren senkrechten Passagen ab Schwierigkeitsgrad C erweist sich eine Rastschlinge als äußert nützlich. Zusätzlich zu den beiden Karabinern des Klettersteigsets wird diese bei Bedarf in das Drahtseil oder einen Bügel eingehängt. Außerdem dient sie bei Quergängen oder Drahtseilbrücken als mentale Hilfe bzw. sorgt für eine kurze Leine – aber auch nur dann, wenn eine senkrechte Sturzbahn ausgeschlossen werden kann! Manche Klettersteigsets haben für die Anbringung der Rastschlinge eine extra Schlaufe angenäht, ansonsten lässt sich dafür eine präparierte Selbstsicherungsschlinge (Bandschlinge mit 60-90 cm Länge mit Karabiner zum Einhängen an dem einen Ende zum Einhängen) nutzen, die in der Anseilschlaufe per Ankerstich wie das KSS eingebunden ist.

Beachte: der Bandfalldämpfer des KSS kann und soll ab einer Belastung mit 1,3 kN (ca. 130 kg) anfangen aufzureißen, das sollte im Normalgebrauch natürlich vermieden werden. Schwere Personen sollten deswegen zum Pause machen lieber eine separate Selbstsicherungsschlinge (Bandschlinge) nutzen, anstatt sich mit Gewicht in die elastischen Arme oder die integrierte Rastschlingenanbringung zu setzen.

Warnung: wer ohne normgerechtes Klettersteigset, z.B. lediglich mit Seilstücken oder Schlingen, unterwegs ist oder die separate Selbstsicherungsschlinge überklettert, riskiert bereits bei kleinen Stürzen durch die auftretenden Fangstoßkräfte einen Totalabsturz durch das Reißen der Schlingen oder der Anseilschlaufe.

Schuhe 

Die richtige Wahl der Schuhe gestaltet sich etwas individueller. Wer Bergschuhe mit steifen Sohlen trägt, wird mit weniger Kraftaufwand auf kleinen Tritten stehen und klettern können, während die weichen Gummimischungen der etwas flexibleren Bergschuhe oft einen besseren Grip am Fels beim Ansteigen auf Reibung bieten. Turnschuhe sind auf Grund zu weicher Sohle und fehlendem Halt unbrauchbar. Manche extra kletter(steig)tauglichen Schuhe haben im Zehenbereich eine "Climbing Zone", um besser auf kleinen Tritten stehen zu können. Definitiv sollte die Schuhwahl auf die gesamte Tour inkl. Zu- und Abstieg und die Verhältnisse angepasst werden. Bei zu erwartenden Schneefeldern oder Geröll an Zu- oder Abstieg sind knöchelhohe steife Schuhe empfehlenswert (ggf. Spikes, Grödel, Steigeisen oder Wanderstöcke/Eispickel verwenden!).

Rucksack

Eine passende Rucksackgröße (ca. 20-30 l) sollte je nach Tour und Verhältnissen gewählt werden.

Zu beachten ist, dass der Rucksack den Schwerpunkt nach hinten verlagert. Bei zu viel Gewicht einpackt wird die Fortbewegung am Klettersteig vor allem in der Vertikalen mühsamer und energieraubend. Geeignet sind nah am Rücken anliegende Rucksäcke mit schmalem Hüftgurt.

Bei hochalpinen Klettersteigen fällt mehr Ausrüstung an und somit steigen auch die Anforderung an den Rucksack. Bei kurzen Sportklettersteigen, die direkt im Tal starten und bei denen man die persönliche Schutzausrüstung bereits am Parkplatz anlegt, kann man auch mal ohne Rucksack auskommen (Kleines Erste-Hilfe Set am Gurt und Handy sind dennoch dabei).

Je nach Tour muss der passende Rucksack sowie geeignete Schuhe gewählt werden. Foto: DAV/Hans Herbig

Handy 

Ein Handy haben mittlerweile sowieso alle dabei, aber sich vorab über die Begebenheiten der lokalen Notrufnummern, Karten und Topos zu informieren, gehört zur Vorbereitung (Notruf in den Alpen). Wir empfehlen außerdem die Installation der SOS EU ALP App.

Ein Handy ist dabei für den Notfall und praktisch für Wegbeschreibung und Topo unterwegs. Extra Klettersteighandschuhe haben einen engen Sitz und Aussparungen an den Fingern. Foto: DAV/Wolfgang Ehn

Handschuhe

Robuste Handschuhe erhöhen den Grip am Stahlseil und schützen die Hände vor abstehenden Drahtlitzen. Ein enger Sitz und freie Fingerspitzen sind vorteilhaft. Wer sich nicht extra Klettersteigghandschuhe zulegen möchte, kann auch auf Arbeitshandschuhe aus dem Baumarkt zurückgreifen, muss dann aber Abstriche in der Haltbarkeit machen.

Kleidung und Verpflegung 

Geeignete Kleidung und ausreichend Verpflegung sind am Berg Pflicht.

Bin ich nordseitig oder in der prallen Sonne unterwegs? Mit Wind und Kälte muss in höheren Lagen immer gerechnet werden. Ein Klettersteig kann sich durch äußere Einflüsse und Andrang schnell in die Länge ziehen – besser man ist darauf vorbereitet. Auch eine Stirnlampe dabei zu haben, ist oft sinnvoll, wenn die Tour unerwartet länger dauert.

Gruppenausrüstung

Wer in einer Gruppe unterwegs ist, kann sich folgende Ausrüstungsgegenstände aufteilen:

  • Erste Hilfe Set

  • Biwaksack (2 Personen Biwacksack oder 2 Biwacksäcke pro zwei Personen in Gruppen)

  • Faltkarten oder Offline Karten (z.B. alpenvereinaktiv.com) sind vor allem für Zu- und Abstieg hilfreich.

  • Topos (Mobil oder ausgedruckte Kopie) sind hilfreich, um unterwegs noch einmal einen Blick auf anstehende Schlüsselstellen, Notausstiege und Pausenplätze werfen zu können.

Zusätzliche Sicherung benötigt?

In manchen Situationen kann es ratsam sein, mit einem zusätzlichen Seil (Einfachseil, ca. 20-30 Meter Länge) nachzusichern. Jedoch ist das Sichern nur Personen mit umfassender Kenntnis der Sicherungstechniken vorbehalten! Die zusätzliche Seilsicherung kommt in Frage bei:

  • Kindern (<40 kg), Personen mit hohem Gewicht (>120 kg)

  • Personen, die Unterstützung benötigen bei:

    • Längeren schweren und / oder steilen Passagen

    • Absturzgelände ohne Drahtseilsicherung

    • zur moralischen Unterstützung und Zughilfe (z.B. an ausgesetzten Quergängen)

Zusatzsicherung am Klettersteig

Die ins Seil eingebundene nachsteigende Person sollte die Klettersteigsetsicherung dennoch ausführen, kann aber bei Bedarf (Kraftmangel, Zeitnot) auch entfallen – sofern keine Pendelgefahr besteht. Anderenfalls muss vor Quergängen unbedingt eine Expressschlinge als Zwischensicherung eingehängt werden. Selbstverständlich muss der Standplatz (z.B. Sicherungsstift) hundertprozentig sicher sein. Die Sicherung erfolgt über einen HMS-Karabiner, der entweder direkt (Knickbelastung!) oder besser in eine kurze vernähte Bandschlinge als bewegbares Verbindungselement eingehängt wird. Selbstverständlich muss die sichernde Person auch immer selbst gesichert sein. Bei Quergängen muss der oder die Nachsteigende das Klettersteigset zwingend weiter einhängen. Zum besseren Seilverlauf und zur Vermeidung von Pendelstürzen können auch hier Expressschlingen als Zwischensicherungen dienen.

Eine Seilsicherung sollte nur für kurze Passagen nötig sein. Wenn über große Teile gesichert werden müsste, ist die Tourenauswahl an die Fähigkeiten der unerfahrensten Person in der Gruppe anzupassen.

Zusatzausrüstung Nachsichern mit Seil: 30m Seil, Kurze Bandschlinge (30 und/oder 60cm), Verschlusskarabiner (HMS und für Selbstsicherung) Foto: DAV SiFo

Hinweis zu veralteten Klettersteigsets

Ab und zu sieht man noch Personen, die Klettersteigsets mit veralteten Reibungsbremsen verwenden.

Beim veralteten V-System ist ein Sicherungsarm gleichzeitig das Bremsstück, weshalb immer nur ein Karabiner in das Drahtseil eingehängt werden darf. Wegen der möglichen Fehlbedienung entsprechen solche Sets nicht der aktuellen UIAA-Norm und dürfen deshalb nicht mehr verwendet werden.

Daher der eindringliche Appell: Nur moderne, zugelassene und funktionstüchtige Klettersteigsets verwenden.

Materialbedingte Unfälle kommen mit moderner Ausrüstung so gut wie nicht mehr vor. Nahezu alle tödlichen Unfälle am Klettersteig mit Totalabsturz sind auf keine oder falsche Verwendung der benötigten Ausrüstung zurückzuführen.

Veraltetes Klettersteigset mit Reibungsbremse. Nicht mehr verwenden!! Foto: DAV SiFo