Zwei Menschen fahren auf Mountainbikes durch Almgebiet
Immer beliebter: Alpenüberquerungen mit dem Mountainbike. Foto: DAV/Wolfgang Ehn
Alpencross

Mit dem Bike über alle Berge

Lange Zeit war das Fahrrad in den Bergen vor allem eines: Mittel zum Zweck. Um an den mitunter abgelegenen Ausgangspunkt einer Berg-, Kletter- oder Skitour zu kommen. Das änderte sich in den 1980ern schnell, als das Mountainbike entwickelt war und das schiere Berg- Hoch- und Runterfahren sowie das damit verbundene notwendige Technikwissen immer mehr Abenteuergeister weckte. Kaum verwunderlich, dass es vom einfachen tagesfüllenden Mountainbiken zum anspruchsvollen Mehrtages-Alpencross quasi nur noch ein paar kraftvolle Pedaltritte waren.

Ideale Voraussetzungen

Heute steht eine Transalp, also die Alpenüberquerung mit dem Mountainbike, früher oder später wahrscheinlich auf der Wunschliste aller, die gerne mit dem Rad in den Bergen unterwegs sind.

Die Voraussetzungen sind ideal: Im Internet und in Rad-Magazinen finden sich mehr als genügend Informationen für jede Planungsphase. Und egal, auf welche Streckenführung es hinausläuft – die Auswahl an Unterkünften ist meist ausreichend bis groß und etliche Unterkünfte haben sich speziell auf Bikende eingerichtet.

Übrigens, von der Umweltverträglichkeit her gedacht: als am nachhaltigsten darf wohl die Biketour gelten, die direkt vor der eigenen Haustür startet.

Die Planung

Viele der Transalp-Varianten, die von Deutschland aus über die Berge in den Süden führen, enden am Gardasee.

Aber natürlich braucht man nicht zwanghaft an dem beliebten oberitalienischen See herauskommen. Entscheidender ist es, immer von der eigenen Leistungsfähigkeit und vom eigenen Leidenswillen aus zu denken.

Außerdem lässt sich schon in der Vorplanung jeder Streckenvorschlag flexibel erweitern, verkürzen oder einfach abändern – ein Gedanke, der ruhig auch unterwegs, ob bei Wettereinbrüchen oder Pannen, beherzigt werden darf.

Ein paar Grundlagen hinsichtlich Fahrtechnik und Ausdauer sollte man für einen Alpencross drauf haben. Foto: DAV/Wolfgang Ehn

Vorbereitung im Sattel

Eine ausgiebige MTB-Tagestour in den Bergen ist das eine. Mehrere Tage hintereinander viele Höhenmeter zu bewältigen das andere. Je besser die Grundlagen, desto optimaler lassen sich Ausdauer, Kraft und Technik dann konkret für den Alpencross trainieren. Je nach der individuellen Situation beginnen die meisten etwa drei bis vier Monate vor der geplanten Alpenüberquerung mit dem Training.

Das Zeitfenster für die Transalp

Mit dem Alpencross los gehen kann’s im Sommer, wenn der Schnee geschmolzen ist. Grob gesagt zwischen Juni und Oktober. Wer in der Hauptreisezeit unterwegs sein möchte, muss sich auf volle (Alpenvereins-)Hütten und Pensionen einstellen und bucht am besten vor. Leerer – und auch witterungstechnisch trockener – wird’s zum Sommerende.

Drei Varianten und ein Zusatz-Tipp

Einsteiger-Variante: Via Claudia

  • Gemeinhin als die einfachste Variante und damit für Alpencross-Neulinge gut zu bewältigende Option gilt die Routenführung von Füssen zum Gardasee. Es geht dabei über den Fern- und Reschenpass und im Groben der alten Fernhandelsroute Via Claudia folgend. Der Weg summiert sich auf rund 350 km und knapp 4.000 Höhenmeter.

Heckmair-Route: Von Oberstdorf zum Gardasee

  • Ohne Übertreibung: eine Legende unter den Alpencross-Varianten. Denn sie gilt als die Mutter aller Alpenüberquerungen mit dem Mountainbike. Andreas Heckmair arbeitete die Wegführung von Oberstdorf zum Gardasee (Riva) aus, befuhr sie und machte sie 1989 durch einen Artikel bekannt. Die Strecke bemisst sich auf gut 300 km und 13.500 Höhenmeter.

Albrecht-Route: von Garmisch zum Gardasee

  • Ein weiterer Klassiker unter den inzwischen zahlreichen Alpencross-Routen, von Andreas Albrecht befahren und 2004 veröffentlicht: Zwischen Garmisch und dem Gardasee (Torbole) kommen auf einer Länge von knapp 500 km etwa 12.000 Höhenmeter zusammen.

Alternative Alpentraverse

  • Ein Alpencross muss nicht zwingend von Nord nach Süd führen: Auf dem Maxweg lassen sich zwischen Lindau und Berchtesgaden die Alpen von Bayern traversieren. Einst vom bayerischen König Maximilian II. begangen, später als Weitwanderweg ausgeschildert und inzwischen auch als Bike-Variante ausgetüftelt. Weite Strecken sind gut fahrbar und weder Höhenmeter noch Trails und Schiebepassagen fehlen. Planungs-i-Tüpfelchen: Will oder kann man keine Landesgrenzen überwinden, so lässt sich die Alpentraverse auf dem Maxweg auch so abwandeln, dass man ausschließlich in Deutschland radelt.

Geht's auch mit dem E-Bike?

Die Diskussion darüber, ob die Alpenüberquerung mit dem E-Bike auch wirklich ein „echter“ Cross ist, scheint genauso müßig, wie die, ob man bei der Überquerung zu Fuß auch mal eine Seilbahn für sein Gepäck nehmen „dürfe“.

Die eventuelle Entscheidung pro E-Bike ist nicht zuletzt sicher immer auch abhängig von der individuellen Motivation und speziellen Bedürfnissen, wie auch dieser Bericht über den E-Bike-Alpencross vom Isartal an den Gardasee zeigt (ab S. 18).

Und nun ...

... viel Spaß bei der ganz eigenen Planung.

Hier noch einige Tipps zum naturverträglichen Mountainbiken sowie weitere Informationen.

Last but not least - einige Buchtipps (alle aus dem Bruckmann-Verlag) für die Vorbereitung:

  • Mario Stürzt: Alpencross Mountainbike Light. 15 leichte Mountainbiketouren quer durch die Alpen. Ein MTB-Guide für die Alpenüberquerung mit einfachen Varianten. Ohne Schieben, Tragen und Quälen. Erschienen im Bruckmann Verlag

  • Achim Zahn: Alpencross Ostalpen. Mit dem Mountainbike über die Alpen (Mountainbiketouren)

sowie

  • Uli Preunkert/Anna Rink: Alpencross mit dem E-Bike: 15 leichte Wege über die Alpen - Der E-MTB-Führer für die perfekte Alpenüberquerung: Mit 15 technisch einfachen Routen über den Alpenkamm.