Alles rund ums Essen auf der Hütte

Kaiserschmarrn, Knödel & Co.

Die Pause oder Übernachtung auf AV-Hütten gehört schon fast zum Bersporteln dazu, oder? Aber wie kommt mein Kaiserschmarrn, meine Brotzeitplatte oder das Knödl-Tris überhaupt auf den Berg? Woher kommen die Lebensmittel eigentlich? Und wie sieht es mit vegetarischen oder veganen Gerichten aus?

Die Alpenvereine haben sich da schon einiges einfallen lassen und arbeiten mit Sektionen und Hüttenwirtsleuten stetig daran, ein gutes Angebot für alle zu schaffen.

In dieser Folge erfahrt ihr

  • wie die Lebensmittel auf die Hütten kommen

  • welche Auszeichnungen es euch leichter machen sollen zu erkennen, woher euer Hüttenessen kommt

  • wie es die Hüttenwirtsleute der Franz Fischer Hütte machen, wo es nur vegetarische und vegane Gerichte gibt

Das Transkript zur Folge

Angela Kress: Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, wie eigentlich das Essen auf die Alpenvereinshütten kommt? Euch gefragt, wo in der kleinen Hütte so viel leckeres Essen gekocht wird? Und ist euch schon mal das ovale Schild mit der Kuh aufgefallen? Franziska Simon hat sich für euch umgehört und mit Miriam Roth aus dem Ressort Hütten und Wege beim DAV gesprochen und mit den Wirtsleuten der Franz Fischer Hütte Evelyn und Tom. Viel Spaß beim Zuhören.

Franziska Simon: Ernährung ist ein ziemlich emotionales Thema. Würde ich jetzt einfach mal so behaupten. Das liegt auch daran, dass jeder Mensch andere Vorlieben, Gewohnheiten und einfach einen anderen Geschmack hat. Wir sind hier aber ja beim Bergpodcast und wie Berge und Ernährung zusammenpassen, das schauen bzw hören wir uns heute etwas genauer an, es geht nämlich um das Essen auf Alpenvereins Hütten. Wir haben euch gefragt, was haltet ihr von vegetarischen oder sogar veganem Essen auf Hütten?

Umfrage:

- Also Bergsteiger essen muss sein und ich weiß nicht, ob das schon ein Mediziner abgesegnet werden muss oder ob da Fleisch dabei sein muss oder sonst was, das ist mir egal.

- Vegetarisches, aber ich denke, die Gäste ist es ganz, ganz wichtig, dass du einfach auf diese Schiene was hast aufspringt, aber du musst das einfach anbieten und man kann ja viel kombinieren sag jetzt mal. Man kann ja mal irgendwo was weglassen und dann ist dieses Gericht dann auch vegetarisch oder vegan. Es ist ja alles machbar.

- Wenn man jetzt Veganer oder vegetarische Essen gefordert sind. Sicher vielleicht eine kleine Auswahl, aber das typische auf einer Hütte ist ist nicht vegan.

- Und lieber zahle ich ein bisschen mehr, hab eine gute Qualität, weiß, wo es herkommt und nicht auch 8015 irgendwo Discounterprodukt.

- Es muss jetzt keine haute cuisine sein, aber es soll satt machen.

Deftige Hausmannskost gibt's auf fast jeder Hütte. Foto: Norbert Freudenthaler

Der Weg zur Hütte

FS: Aber damit es überhaupt den Kaiserschmarrn, die Brotzeitplatte oder das Bergsteigeressen auf der Hütte geben kann, müssen die Zutaten dafür erst mal dorthin gebracht werden. Und dafür gibt es einige Wege.

Fangen wir mit der wohl spektakulärsten Methode an: Anlieferung per Helikopter.

35 von 160 Kategorie I Schutzhütten werden so beliefert. Kurzer Einschub: Kategorie I bedeutet es handelt sich um Hütten in extrem Lagen.

Großer Vorteil des Helis ist natürlich, dass es schnell geht und viel auf einmal transportiert werden kann. Immerhin bis zu 800 Kilogramm. Es gibt aber auch das eine oder andere Problemchen. Erst mal Helikopter sind ziemlich laut, können nur bei gutem Wetter fliegen und sind zudem noch ziemlich teuer. Eine Minute fliegen kostet so ungefähr 50 €. Fairerweise muss ich aber hier auch sagen, dass wenn der Heli fliegt, dann wird auch geguckt, dass alles, wirklich alles dabei ist. Meist zum Anfang der Saison werden die Listen geschrieben, dann wird eingekauft und der Hubschrauber beladen. Und überlegen wir mal 800 Kilo. Das könnten so 1600 Packungen Haferflocken oder 85.000 Brezen sein. Man kann also doch eine Zeit lang überleben.

Schwer erreichbare Hütten werden häufig vom Helikopter beliefert. Foto: Manuel Daum

FS: So, Methode Nummer zwei: Die Straße. Die Vorteile einer Straße müssen hier wohl nicht genannt werden. Man kann sie befahren oder auch auf ihr laufen. Das kann, da werden mir sicher einige zustimmen, manchmal schon recht angenehm sein. Spannend ist aber, dass nur lediglich rund 50 DAV Hütten durch die Straße erreichbar sind. Wenn ich hier aber Straße sage, dann meine ich nicht die sauber geteerte Breite und gespurt der Autobahnstraße, sondern die engen, steilen und manchmal etwas holprigen Schotterwege, die ohne besondere Zulassung nicht befahren werden dürfen. Meist werden Quads oder andere umgebaute Fahrzeuge zur Belieferung der Hütte verwendet. Probleme gibt es aber auch hier, denn nicht nur autorisierte Personen nutzen die Straßen und Wege zur Hütte mit ihren Fahrzeugen, sondern eben auch Menschen, für die der Weg gar nicht vorgesehen ist.

Es kommt nicht selten vor, dass in den Nachrichten von verirrten Autofahrer*innen berichtet wird, die auf halber Strecke gerettet werden müssen, da zum Beispiel der Kombi steckengeblieben ist. Außerdem kann hier weniger Material transportiert werden. Zwischen 200 und 600 Kilogramm und auch eine Straße möchte gern gepflegt werden. So eine Instandhaltung ist aber ganz schön, ganz schön kostenaufwendig.

Forststraßen dienen häufig auch dazu, Hütten zu beliefern. Foto: DAV/Hans Herbig

FS: Okay. Nun kommen wir zu einer Anlieferungart von Nahrungsmitteln und Co, die fast keinen bis gar keinen CO2 Impact mit sich bringt. Der Transport durch Mensch und Tier. Klingt so romantisch und einfach. Aber alle, die schon einmal einen zu vollen Rucksack dabei hatten, wissen das ist nicht romantisch und bestimmt nicht einfach. Deshalb gibt es auch nicht so viele Träger*innen. Lebende Träger, also Mensch oder zum Beispiel Muli, werden vor allem zur Nahversorgung eingesetzt. Sie transportieren also vor allem frische Sachen oder solche, die schnell verderblich sind. Auch die Belastungsgrenze von Mensch und Tier ist relativ niedrig. Während Mulis noch etwa 100 Kilo tragen können, sind beim Menschen 40 Kilogramm das Maximum. Aber selbst wenn das alles kein Problem wäre, gibt es noch eine weitere Herausforderung. Die Wege sind meist nicht für Mulis geeignet und kaum Landwirt in einem Tal halten die Tiere. Deswegen gibt es beim Deutschen Alpenverein keine Hütte, die so nah versorgt wird. Höchstens im Ausnahmefall, wenn zum Beispiel die Material Seilbahn kaputt ist.

Ganz ausgestorben ist diese Transportart aber trotzdem nicht. Die Schutzhütte Morelli Buzzi des Italienischen Alpenvereins hat erst vor einigen Jahren wieder damit angefangen. Zusammen mit einem agrotourismo Bauern aus der Gegend, der Esel und Maultiere hält, konnte der Hüttenwirt eine wöchentliche Belieferung mit Frischwaren etablieren und noch weitere Schutzhütten in der Umgebung für diese umweltfreundlichere Variante gewinnen.

Mit Tieren werden nur noch die allerwenigsten Hütten beliefert. Foto: Sektion Turner-Alpenkränzchen

FS: Kommen wir nun zum DAV-Favorit unter den Transportmöglichkeiten die Materialseilbahn. Ähnliche Bauten gibt es schon seit vielen, vielen Jahrtausenden. Ihren Ursprung hat sie in Asien allerdings eher in Form von Seilzügen. Den richtigen Durchbruch hatte die Seilbahn dann nach viel Weiterentwicklung und technischem Fortschritt natürlich in den 1930er Jahren, als der Skitourismus zu boomen begann und viel mehr Menschen plötzlich auf die Berge wollten.

Das sind jetzt aber nicht ganz die Bahnen, um die es hier geht. Denn mit Materialseilbahnen der AV-Hütten werden im Normalfall keine Menschen, sondern Verpflegung oder eben Material transportiert. 74 Hütten werden mit solchen Bahnen versorgt. Pro Fahrt können sie etwa 400 Kilo auf die Hütte bringen. Das ist natürlich immer individuell zu werten. Jetzt ist es aber trotzdem nicht so, dass jede Hütte mit Materialseilbahn am laufenden Band neue Lebensmittel auf den Berg bringen lässt. Klar, größere Hütten werden schon täglich versorgt, aber kleine deutlich seltener. Beispielsweise die Richter Hütte in den Zillertaler Alpen nur einmal die Woche. In Ausnahmefällen können aber auch Personen mitfahren. Das sind dann meist die Mitarbeiter*innen der Hütte.

Im Vergleich zu Auto oder Helikopter ist zu einem Materialseilbahn auch deutlich leiser und unkomplizierter. Allerdings ist die Anschaffung einer Materialseilbahn so wie ihre Wartung und Zertifizierung sehr, sehr teuer und muss sich auch deshalb wirklich lohnen.

Die Materialseilbahn ist der vom DAV bevorzugte Weg, Hütten zu beliefern. Foto: Christoph Eder

Das ist aber noch nicht alles. Eine Methode gibt es noch und zwar die Drohne. Klingt ganz schön futuristisch, oder? Aber erste Tests wurden in Österreich bereits durchgeführt. Die Drohnen sollen bis etwa 100 Kilo befördern können und dabei umweltverträglicher wirken als die anderen bereits genannten Möglichkeiten. Langfristig gesehen wird die Drohne wohl auch den Heli ablösen, dann aber auch wirklich nur den Heli. Andere Transportwege bleiben bestehen. Das wird allerdings noch eine Zeit lang dauern, denn Stand jetzt ist die Methode noch nicht alltagstauglich und auch noch nicht wirklich wirtschaftlich interessant.

So, das war jetzt ganz schön viel Input, oder?

Fassen wir das noch mal kurz und knackig zusammen. Hütten werden sowohl mit dem Auto, dem Heli, der Materialseilbahn oder auch zu Fuß versorgt, manchmal auch mit Quads oder anderen Sonderfahrzeugen. Aus Umweltschutzsicht schneidet natürlich das Zu-Fuß-gehen am besten ab, dann die Materialseilbahn, das Auto und dann der Heli. Die Drohne lassen wir hier noch mal raus, weil bis das spruchreif ist, dauert es noch eine Weile.

Wie das Essen auf die Hütte kommt. Das ist jetzt geklärt. Aber was passiert dann? Klar, kochen und auf den Tisch hahaha. So einfach ist es am Ende dann aber doch nicht. Denn dem Küchenpersonal stehen meist nur begrenzte Mittel zur Verfügung. Auch die Küche selbst ist meist recht klein und eng und auch die energetischen Ressourcen sind limitiert. Und neben dem Kochen auf der Hütte und den Essgewohnheiten der Besucherinnen steckt noch viel mehr hinter dem Kaiserschmarrn oder Bergsteiger Essen.

Es kommt auch auf die Art des Betriebs an. In Zeiten von Klimawandel und Ressourcenknappheit ist ein nachhaltiger Betrieb eigentlich schon Grundvoraussetzung, um den besonderen Einsatz einiger Hütten zu würdigen und zu kennzeichnen, gibt es bei den Alpenverein zwei Auszeichnungen das Umwelt Gütesiegel und die Initiative So schmecken die Berge. Beide Auszeichnungen sollen auch zu klimafreundlicher Ernährung auf Hütten anregen.

Das Umwelt Gütesiegel beschäftigt sich dabei aber mehr mit dem Gesamtökologischenverständnis der Hütte. Deshalb schauen wir uns heute vor allem die Auszeichnung So schmecken die Berge an, aber kleiner Spoiler Alert für alle, die mehr zum Umwelt Gütesiegel wissen wollen. Dazu kommt bald noch eine ganz eigene Podcastfolge. Was müssen aber jetzt die Hütten für so eine Auszeichnung wie So schmecken die Berge tun? Und was bedeutet das überhaupt für den Endverbraucher? Miriam Roth arbeitet in der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins und kümmert sich unter anderem um die Auszeichnung So schmecken die Berge.

So schmecken die Berge

Miriam Roth: Also so schmecken die Berge, ist eine regionale Initiative, die Hüttenwirtsleute, die diese Auszeichnung bekommen haben, bringen hauptsächlich regionale Gerichte auf den Tisch. Das ist eine Initiative des Österreichischen Alpenvereins, des Deutschen Alpenvereins und des Alpenverein Südtirol. Die Hüttenwirtsleute, die Interesse haben bei der Initiative teilzunehmen, senden uns einen Aufnahmebogen, in dem sie auflisten, bei welchen regionalen Anbietern sie einkaufen und ihre Ware beziehen. Und müssen uns auch noch mindestens drei Gerichte nennen, die sie auf der Karte haben, die zu 90 % aus regionalen Zutaten zubereitet werden. Davon muss mindestens ein Gericht vegetarisch sein, sollten auch regionale Getränke auf der Speisekarte stehen. Und die Hüttenwirtsleute sollten natürlich auch die regionalen Lieferanten auflisten. Also der Gast sollte natürlich auch informiert werden, wo werden die Zutaten eingekauft?

Hütten, die ihre Lebensmittel regional beziehen, werden mit dem So schmecken die Berge-Siegel ausgezeichnet. Foto: DAV/Hans Herbig

FS: Regional bedeutet hier, dass die Lieferant*innen nicht weiter als maximal 50 Kilometer entfernt sein dürfen. Aktuell haben mehr als 60 Hütten des DAV die Auszeichnung. Insgesamt sind aber über 110 Hütten Teil der Initiative.

Miriam Roth: Sie sollten natürlich auch von ihrem Bewirtschaftungs- oder Gastronomiekonzept den Fokus auf die Regionalität legen. Also die sollten das auch leben sozusagen.

FS: Und nicht nur die Kontrolle der Alpenverein spielt hier eine Rolle, sondern eben auch die von euch als Hüttenbesucher*innen.

Miriam Roth: Wir bekommen schon sehr viele Rückmeldungen von Gästen, wie es auf der Hütte geschmeckt hat, wie sie das Essen fanden. Vor allen Dingen wird unser Bewertungsportal der Hütten Test dafür auch genutzt. Da gibt es auch einen Bereich, wo man die Speisen auf den Hütten bewerten kann oder bzw das Essen. Unter anderem bekommen wir auch viele Emails zugesandt. In letzter Zeit auch sehr viele Hinweise darauf, dass es doch toll wäre, wenn viele Hütten viel mehr vegetarische Gerichte anbieten würden. Ich denke, unsere Hütten sind da schon auf einem guten Weg. Es wird für jeden Geschmack etwas gefunden, für jede Essensart, also sei es vegan oder Vegetarier. Ich gehe davon aus, dass da viel Agebot herrscht.

FS: Und da sind wir schon an einem sehr wichtigen Punkt. Ein Angebot auf Hütten, bei dem so viele Besucher*innen wie möglich etwas finden können. Aber vielleicht erst noch etwas Hintergrundwissen. Übernachtung und Gastronomie sind auf AV-Hütten getrennt. Das heißt Übernachtungen gehen über die Sektionen. Für das Essensangebot sind die Wirtsleute verantwortlich. Dabei sind sie relativ frei, außer wenn es um das Bergsteigeressen geht. Hier gilt zum Beispiel ein Preisdeckel. Und seit diesem Jahr, also 2022, muss es auch eine vegetarische Version geben. Die Gastronomie auf Hütten ist aber nicht immer ganz einfach.

Wie macht es die Franz Fischer Hütte?

FS: Viele Hütten Besucher*innen haben ganz klare Vorstellungen, wie es auf der Hütte sein sollte. Die Portionen zum Beispiel sollten besonders groß sein und der Preis besonders klein. Aber ist das noch so zeitgemäß? Verglichen mit Gastwirtschaften im Tal sind die Preise auf Hütten oft gar nicht so anders. Es kommen aber mehr Schwierigkeiten wie kleinere Küchen, begrenzte Lager, Möglichkeiten und natürlich der beschwerliche Transport hinzu. Trotzdem versuchen Hüttenwirt*nnen ihr Angebot so vielfältig wie irgend möglich zu gestalten. Und das kann zum Beispiel auch heißen, dass es mal kein Fleisch gibt. Die Franz Fischer Hütte des Österreichischen Alpenvereins zum Beispiel hat komplett auf pflanzlichbasierte Küche umgeschwenkt. Ich habe mich mit den Wirtsleuten Evelyn und Tom unterhalten. Auch wenn ihre Idee mit Sicherheit nicht allen gefallen hat, sind sie trotzdem dabei geblieben. Wie seid ihr überhaupt darauf gekommen, umzustellen?

Evelyn Matejka: Über viele Jahre haben wir es uns erarbeitet. Wir haben immer zwei, wir sind bis vor drei Jahren immer zweigleisig gefahren, haben ziemlich viel vegetarisches immer im Angebot gehabt und haben einfach gemerkt, dass die Gäste, speziell die Übernachtungsgäste, die haben bei uns immer zwei Gerichte zur Auswahl oder halt zwei Menüs. Und es war oft so, dass von 30 oder mehr als 30 Übernachtern oft 28 oder 30 eigentlich das vegetarische oder vegane Essen genommen haben und ich selber esse auch kein Fleisch. Und somit war es eher eine leichtere Umstellung, weil wir um viele Jahre zweigleisig gefahren haben und haben gesehen, dass die Leute das gerne annehmen.

Tom Burger: Da fällt mir auch gerade eine Episode ein, gerade jetzt aus den letzten Tagen, wo eben gerade so ein Familienvater, der wirklich, wo man wirklich gesehen hat, der war, da war ein gewisser Missmut dabei, aber seine Frau, ganz begeistert von Pflanzenküche, hat ihn dazu bewegt, hier zu uns zu kommen. Und der hat wirklich mit einer gewissen Skepsis bestellt bei mir. Und wir haben ihm dann unser 4-Gänge-Menü am Abend präsentiert und am Ende des Abends ist er zu mir gekommen und hat uns noch, hat das Team auf, ein Getränke eingeladen und hat dann doch der Frau und der Schwiegermutter zwei Bücher von uns gekauft - da ist ja jetzt dieses und jetzt Hüttenduft herausgekommen - zwei Bücher gekauft, weil er gesagt hat, ja, das wäre ganz gut, wenn es da so mitunter ein, zweimal in der Woche jetzt auch bei ihm zu Hause geben würde.

Viele wünschen sich auch auf der Hütte große Portionen zu kleinen Preisen. Foto: Martin Erd

FS: Und was gibt es so für Reaktionen von den Gästen?

Tom Burger: Dieses Gefühl, wenn man. Wenn man sich irgendwo vegetarisch oder vegan ernährt, da bekommt man ein bisschen so was, so gedämpftes Gemüse und das war's dann. Aber in Wirklichkeit ist es ganz anders. Die Gerichte sind teilweise ja wirklich sehr würzig, sehr deftig, manchmal auch und natürlich sehr nahrhaft. Die Evelyn schaut da ja immer auch darauf, dass die richtigen Inhaltsstoffe drinnen sind, damit die auch jemand, der eine anspruchsvolle Wanderung macht, dann am nächsten Tag entsprechend den entsprechenden Treibstoff dafür hat.

Evelyn Matejka: Also ich denke mal, erstens ist es ja kein Grundrecht, das ist ja kein Grund- und kein Menschenrechte in dem Sinne, dass jeder jetzt ein Schweinsbraten kriegen muss. Und ich denke, man kann einen Tag sicher gut fleischlos leben. Wir haben ja rundherum auch viele Almhütten, die eben ihre eigenen Produkte anbieten, wie Speck und solche Dinge. Und da können die ja dann, wenn sie bei uns jetzt fleischlos essen oder nichts essen wollen, dann können wir immer nur zu unseren Nachbarn gehen und das passt dann auch.

FS: Fleisch ist kein Grundrecht, da hat Evelyn recht. Dennoch wollen wir hier jetzt keine Kein Fleisch Politik anpreisen. Das ist auch nicht das Ziel von Tom und Evelyn.

Tom Burger: Wo es meines Erachtens auch ganz wichtig ist, ist, dass wir das vollkommen unaufgeregt und überhaupt nicht missionarisch machen. Wir haben da jetzt nicht irgendwo den Auftrag, dass jeder, der hier von der Hütte weggehen muss und dann zum Veganer oder Vegetarier mutiert sein muss, sondern dass wir einfach wir haben ein Angebot da und die Leute, so stellen wir fest, nehmen das dankbar an, auch eingefleischte Fleischesser, muss man sagen, nehmen das an, probieren das und sagen das einfach ja eigentlich, das hat jetzt wirklich gut geschmeckt, das war reichlich. Da kommen wir wieder, weil, das passt.

FS: Das ist ja auch die Hauptsache. Oder es soll schmecken und satt machen. Aber trotzdem als Vegetarier*in hört man ganz oft das kennen sicher einige von euch auch, dass so ein Essen, so ein Hasenfutter doch nicht richtig satt machen kann. Kennt ihr beide auch solche Sprüche? Und wie geht man als Hütten Betrieb dann damit um?

Tom Burger: Also das was mir auffällt zum Beispiel ist, dass wir immer auf zwei Dinge achten. Zum einen, dass das Ganze, dass die Portionen wirklich schön präsentiert werden. Das ist einfach so das ästhetische Imperativ von Evelin dahinter, das ist das eine. Und das zweite ist, dass man die Portionen doch immer auch reichlich macht. Das hat sich bewährt, weil Leute, die jetzt noch nicht viel Erfahrung mit pflanzliche Ernährung haben, die haben immer die Befürchtung, dass sie nicht genug kriegen, wenn sie dann am nächsten Tag wieder acht, zehn Stunden auf den Beinen sind. Und deshalb sind die Portionen einfach reichlich. Und wir haben dann auch jeder, der Halbpension oder jede, die Halbpension bei uns bucht, die können so viel essen wie sie wollen, also bekommen Nachschlag von den Hauptspeisen und können sich vom Frühstücksbuffet so viel nehmen, wie sie wollen. Und das kommt natürlich sehr, sehr gut an und heißt natürlich auch etwas für unsere Kalkulation. Aber ich muss sagen, dass das jetzt nicht über Gebühr ist.

FS: Stichwort Kalkulation Wie macht ihr das mit den Produkten? Also wo kauft ein?

Evelyn Matejka: Wir machen so gut wie alles online, also wir bestellen bei einem Bio-Großmarkt. Der kommt nur einmal die Woche, am Donnerstag ins Tal reingefahren. Da haben wir dann von einem Bauern noch mal ein Teil vom Stamm gekriegt. Da wird das alles reingeschoben und wir fahren mit unserem Pickup dann runter. Wobei fahren, das ist so, es ist jetzt keine Straße, wo man da super bequem rauf und runter fahren kann. Das ist schon sehr mühsam und anstrengend und teilweise echt gefährlich, gerade, wenn es so regnet, dann ist das nicht ohne. Unter ansonsten haben wir dann Milchprodukte auch und die kommen von den Bauern im Tal. Also Dorf haben wir dann einmal, je nachdem wir ins Tal müssen, dann machen wir auch wieder größere Bestellungen und kaufen den Käse und Joghurt und die Milch dann eben bei den Biobauern ums Eck.

FS: Sag wie, wie ist das? Interessiert es die Leute, woher ihr Essen kommt?

Evelyn Matejka: Man kommt so täglich ins Gespräch mit den Gästen, wo das Essen herkommt und ihnen fällt auf, dass wir eben kaum Dinge haben aus Übersee, natürlich es gibt ein paar Sachen die lassen sich nicht vermeiden Kaffee, Tee, Kakao, das sind oder Curry. Das ist einfach so, das gibt es bei uns nicht, aber wir kaufen wirklich, ich sage mal, 85 % unserer Lebensmittel sind von Bio-Großmarkt oder aus der näheren Umgebung und auf die schauen wir schon und da bekommt man dann auch ins Gespräch, also die, die es dann schon wissen. Aber es ist nicht so, dass jetzt jeder dann dort sitzt und genau wissen will, wie und was also so ist es auch nicht.

FS: Alles klar, jetzt mal Butter bei die Fische. Es gibt bestimmt auch bei euch Augenblicke, die euch zweifeln lassen, oder was hilft euch da dann wieder rauszukommen?

Viele traditionelle Hüttenessen sind per se vegetarisch. Foto: Norbert Freundenthaler

FS: Vegetarisch oder vegan, also auch für zu Hause, das klingt doch gar nicht so schlecht, oder? So wird nämlich nicht nur unser Speiseplan etwas abwechslungsreicher, sondern auch das Klima wird geschont. Denn laut Focus Online sind etwa 70 % der direkten Treibhausgasemissionen unserer Ernährung auf tierische Produkte zurückzuführen, eingeschlossen Milchprodukte und Eier. Um diese Erträge zu minimieren, gibt es einen eigentlich recht einfachen Weg: den Anteil der pflanzlichen Lebensmittel erhöhen. Klar ist aber auch Fleisch als per se schlechte Lösung zu deklarieren, ist keine Lösung und stimmt auch überhaupt nicht. Gerade in der Almwirtschaft gehören Milch- und auch Fleischprodukte dazu.

Es geht also darum, die Balance zwischen Kultur, Tradition, Klima und auch Tierschutz und den Bedürfnissen der jeweiligen Umgebung und den Besucher*innen zu finden. Momentan sieht der globale Trend aber etwas anders aus, denn es wird eher mehr als weniger Fleisch konsumiert, Stichwort Massentierhaltung. Es gibt also viel abzuwägen. Was wollen die Gäste? Was ist logistisch möglich? Was ist okay für Natur und Klima, was für die Kulturlandschaft Alpen? Trends aus dem Tal, sich auf vegetarische und vegane Ernährung einzustellen, machen vor den Bergen nicht halt. Wichtig ist auf jeden Fall, immer auch im Hinterkopf zu behalten, dass sich das Angebot der Berghütten nach der Nachfrage der Besucher*innen richten muss. Und wenn doch mal etwas aus ist oder es eben mehr fleischloses gibt, dann ist das kein Grund zum Aufregen, sondern vielleicht eher eine Chance, mal etwas Neues auszuprobieren. Wichtig ist auch einfach, dass es keinen Königsweg gibt und dass Berghütten keine Talgastronomie sein wollen und können.

Ja, Evelyn Tom, gibt es noch etwas, was ihr gerne loswerden würdet?

Evelyn Matejka: Ich wäre froh, wenn sie, wenn sie noch viele Hüttenwirtskollegen wirklich ins Zeug legen würden. Und es geht nicht um vegan oder vegetarisch, aber um nachhaltiges Essen, dass man wirklich nicht das billigste einkauft und zum teuersten Preis verkauft, sondern wirklich drauf schaut.

Tom Burger: Mir ist auch noch eine Aussage wichtig am Ende zwar die, weil oft angenommen wird, ja, wir hätten etwas gegen unsere Bauern oder so. Genau das Gegenteil ist der Fall. Ich schätze die unermesslich wertvolle Arbeit von unseren Bauern sehr und die machen echt ein gutes Produkt. Auch was die Fleisch- und Milchwirtschaft anbelangt, ohne jeglichen Zweifel, wie ich finde, diese Leute sollten einen fairen Preis für das bekommen, was sie da erzeugen und auf gute Art und Weise erzeugen. Es sollte gefördert werden, dass die Tierhaltung bei uns eben auch nachhaltig und artgerecht ist. Und es wird immer Fleischwirtschaft geben, die muss einfach nur gut und nachhaltig geführt sein. Und wir selbst haben die besten Freunde unter den Bergbauern. Wenn es sie nicht gäbe, dann wäre die ganze Berglandschaft auch hier bei uns heroben eine ganz andere. Und viel, viel ärmer.

Angela Kress: Das war Franziska Simon im Gespräch Evelyn und Tom von der Franz-Fischer-Hütte und Miriam Roth vom DAV. Jetzt wissen wir, wie viel organisatorischer und logistischer Aufwand in unserem Bergsteigeressen steckt. Und wie viele Gedanken sich die Wirtsleute über das Speisenangebot machen. Wenn ihr noch mehr zum Thema wissen oder am liebsten gleich ein Hüttengericht nachkochen wollt, dann schaut gerne mal in die Shownotes. Dort findet ihr unter anderem einen Link zur Hüttenrezepte-Sammlung auf alpenverein.de und natürlich auch zum Kochbuch „Hüttenduft“ von Evelyn und Tom.

Wir freuen uns, wenn ihr beim nächsten Mal wieder dabei seid! Bis dahin, Tschüss und auf Wiederhören!

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